Gewaltvideo vom Lageso in Berlin: Spysec unter Druck
Die Sicherheitsfirma Spysec muss sich wegen des Gewalt-Videos vom Lageso rechtfertigen. Ein zusätzliches Deeskalationstraining soll Abhilfe schaffen. Innenexperte Fabio Reinhardt ist skeptisch.
Der Name ist Spysec, die Telefonnummer endet auf „007“. Eine Berliner Sicherheitsfirma ist durch einen Vorfall auf dem Gelände des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso) erheblich unter Druck geraten. Wie berichtet hatten am Donnerstag drei Spysec-Mitarbeiter auf wartende Flüchtlinge eingeschlagen; dem Tagesspiegel wurde ein Video der Auseinandersetzung zugespielt. Am Wochenende ermittelte die Firma intern und übergab dem Lageso einen Bericht.
Zu dessen Inhalt wollte man sich bei Spysec am Montag nicht äußern, ebenso wenig beim Lageso. „Der Abschlussbericht liegt der Behörde vor. Mehr werde ich dazu nicht sagen“, sagte Firmensprecher Ümüt Kurt. Die brutalen Mitarbeiter seien noch immer suspendiert. Behördenchef Franz Allert geht davon aus, dass die Suspendierung eine endgültige ist: „Wie auch immer die polizeilichen und staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen ausgehen: Diese Mitarbeiter werden nicht mehr beim Lageso eingesetzt.“ Für das „harte Vorgehen“ gebe es „keinerlei Rechtfertigung“.
Die Firma werde am 1. und am 15. November 2015 ein erneutes Deeskalationstraining für ihre anderen Mitarbeiter durchführen, kündigte der Behördenchef an, „damit sich derartige Vorfälle nicht wiederholen“. Kurt bestätigte die beiden außerplanmäßigen Schulungen – diese würden zusätzlich zu den zwei sowieso schon jährlich vorgeschriebenen abgehalten. Damit reagierten Lageso und Spysec offenbar auf Forderungen nach besserer Ausbildung für Sicherheitspersonal, die am Wochenende durch mehrere Berliner Politiker geäußert worden waren.
Verdacht: Korrupte Mitarbeiter handeln mit Wartemarken
Der Vorfall vom Donnerstag ist allerdings nicht die erste Auffälligkeit bei der Firma, wie aus der Antwort auf eine schriftliche Anfrage der Piraten-Abgeordneten Fabio Reinhardt und Christopher Lauer von Mitte Oktober hervorgeht. So wurden bereits zuvor zwei Mitarbeiter vom Dienst am Lageso ausgeschlossen. Der eine sei wegen eines „nicht adäquaten persönlichen Verhaltens bei der Dienstausübung (unbeherrschtes Auftreten)“ suspendiert worden. Der andere sei wiederholt bedroht worden und deshalb vom Dienst abgezogen worden.
Zudem wurden immer wieder Anschuldigungen laut, nach denen korrupte Spysec-Mitarbeiter in den Handel mit Wartemarken eingestiegen seien. Dieser illegale Handel sei jedoch nicht angezeigt worden, kommentierte die Senatsverwaltung in der Antwort auf die Anfrage. Reinhardt gehen die neuen Maßnahmen von Spysec jedenfalls nicht weit genug. „Die Firma muss sofort abberufen werden“, fordert er.
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