Gedenken an die Opfer vom Breitscheidplatz: „Solche blutenden Erinnerungen hören nie auf, weh zu tun“
Vor vier Jahren starben beim Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt zwölf Menschen. Am Abend wurde der Opfer in einem ökumenischen Gottesdienst gedacht.
Zwölf Glockenschläge, zwölf Opfer. Am 19. Dezember 2016 tötete der islamistische Terrorist Anis Amri elf Menschen auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz. Einen weiteren, den polnischen Fahrer des gestohlenen Sattelzuges, hatte er da bereits erschossen.
Dutzende weitere Menschen wurden bei dem Anschlag, der bis heute als schwerstes islamistisches Attentat auf deutschem Boden gilt, verletzt.
Das Andenken an die Opfer steht, wie so vieles, in diesem Jahr unter dem Zeichen der Corona-Pandemie. Der Weihnachtsmarkt selbst findet nicht statt. Dennoch gab es am Sonnabend, dem vierten Jahrestag, ein kleines öffentliches Gedenken. Am Nachmittag versammelten sich Überlebende und Angehörige am Ort des Anschlags, an dem seit 2017 ein goldener Riss im Boden als Mahnmal an den Anschlag erinnert. Sie legten dort Fotos, Kerzen und Blumen ab.
Am Abend fand ein ökumenischer Gedenkgottesdienst in der Gedächtniskirche mit dem katholischen Erzbischof Heiner Koch, dem evangelischen Bischof Christian Stäblein und dem Pfarrer der Gedächtniskirche, Martin Germer, statt.
„Dieser 19. Dezember, seit vier Jahren ist er für viele von uns mit einschneidenden Erinnerungen verbunden“, sagte der Pfarrer Martin Germer bei der Andacht. Das Leben einiger Menschen sei seither auf Dauer und bleibend gezeichnet. Auf diese seelischen und psychischen Wunden verwies auch der evangelische Bischof Christian Stäblein, der das Gebet anleitete.
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Der katholische Erzbischof Heiner Koch verwies in seiner Predigt auf die Frage nach dem Wert des Menschen, die auch in Zeiten der Corona-Pandemie stets eine Rolle spiele. Er sprach über die einmalige Geschichte Berlins, die im vergangenen Jahr eine besondere Rolle gespielt habe – und zu der auch der Anschlag gehöre. „Solche blutenden Erinnerungen hören nie auf, weh zu tun“, sagte Koch. Die Geschichte der Stadt sei nach dem Attentat nicht mehr dieselbe. „Das Wachhalten dieser Erinnerung ist ein Versuch, die damalige Katastrophe nicht umsonst geschehen sein zu lassen.“
Im Anschluss an den Gottesdienst wurden Blumen und Kerzen auf den Stufen der Kirche niedergelegt. Um 20.02 Uhr, der Uhrzeit des Anschlags, erklangen – wie bereits in den vergangenen Jahren – zwölf Glockenschläge in Gedenken an die Opfer. Sie erinnern an Anna und Georgiy Bagratuni, Nada Cizmar, Fabrizia di Lorenzo, Dalia Elyakim, Lukasz Urban, Sebastian Berlin, Christoph Herrlich, Klaus Jacob, Angelika Klösters, Dorit Krebs und Peter Völker.
Berlins Regierender Bürgermeister, Michael Müller (SPD), nahm ebenfalls an der Gedenkveranstaltung teil. Der Deutschen Presse-Agentur sagte er vorab, dass der Anschlag ein „tiefer Einschnitt“ gewesen sei, der sich in das Gedächtnis vieler Menschen eingebrannt habe – und jeden hätte treffen können. „Die terroristische Bedrohung richtet sich gegen uns alle“, sagte Müller. Die Gefahr sei weiter da, betonte er auch mit Blick auf die jüngsten islamistischen Terroranschläge in Frankreich.