ITB 2019: Sogar Tschernobyl scheint eine Reise wert
Die Tourismusmesse ITB öffnet für Privatbesucher. Sogar Reisemuffel können Interessantes entdecken.
Urlaubsplanung: Er will in die Sonne, sie in die Berge. Warum dann nicht gemeinsam nach Tschernobyl?
Den wenigsten Besuchern der weltgrößten Tourismusmesse ITB dürfte bewusst sein, dass man tatsächlich einen Trip durch den verwaisten Landstrich im Norden der Ukraine buchen kann, in dem es 1986 zum bisher größten Atomunfall der Geschichte kam. Die verstrahlte Wolke trug Gift bis nach Deutschland. Aber genau für diese Überraschungen ist die ITB gut. Rund 10 000 Aussteller aus insgesamt 181 Ländern und Regionen präsentieren sich am Messegelände unterm Funkturm, ab Sonnabend auch für Privatbesucher.
10 000 Aussteller – das sind fast drei mal so viele, wie dieser Text Buchstaben hat: Es ist also wirklich für jeden etwas dabei, sogar für die, die gar nicht gern verreisen, sondern nur einmal staunen wollen, wie verrückt die Welt ist. Und so trifft man mit Glück auf die beiden Frauen in schwarzen Mützen und Jacken mit dem markanten Warnsymbol für „atomare Gefahr“. Sie sind Teil eines Teams von 30 jüngeren Ukrainern, das ein- bis zweitägige Touren an den Ort des GAUs organisiert. Wer sie anspricht, den, nun ja, strahlen sie an und berichten, dass ihre Trips in der Regel rund 300 Meter vor dem Sarkophag über Block 3 und Block 4 des zerstörten Atomkraftwerkes enden. „Einige Besucher gehen auch hinein“, erklärt Tetiana Bakbardina vom „Chornobyl Tour Team“. Untersuchungen hätten ergeben, dass die Strahlenbelastung heutzutage „eigentlich ungefährlich“ sei. Es seien auch schon Gäste aus dem japanischen Fukushima bei ihnen gewesen.
Wer lieber noch ein paar Tausend Jahre abwarten möchte, bevor er an derart exotische Orte reist, findet derweil auch Informationen über klassische Ziele: Bei den Spaniern (Halle 2.1) gibt es neben den obligatorischen Flamenco-Vorführungen auch Wein, Süßigkeiten oder Schinken zu probieren. An den Ständen rund ums Wattenmeer (4.1) schlürft man an beiden Tagen von 11 bis 13 Uhr Austern oder ab 15 Uhr auch Friesentee. Die Bremer (6.2a) treten derweil mit der Ausgabe von Popcorn-Tüten gegen die Hamburger vom Nachbarstand an. Dort gibt’s Schokolade. Und wer sich eh nur für Berlin interessiert, steuert Halle 12 an. Dort darf man aus Anlass des Jubiläums 30 Jahre Mauerfall ein kleines Stück angeblich „echter Berliner Mauer“ bemalen. Auch die Abschlussshow am Sonntag ab 15.30 im Palais am Funkturm, Eingang Halle 19, dürfte viele Besucher locken.
Wer einen Job im Tourismus sucht, wird womöglich in Halle 11.1 fündig. Dort machen Profis Bewerbungsfotos und checken die Bewerbungsmappe. Die kann man dann gleich zum Stand vom Zoll (Halle 24) bringen, der in Vitrinen ein paar sehr schrullige Exponate präsentiert, die die Kollegen aus den Koffern von Touristen gefischt haben – darunter ein (kleines) ausgestopftes Krokodil und offensichtlich gefälschte Pillen. Die Beamten suchen neue Kolleginnen und Kollegen, die vor Ort schon mal prüfen dürfen, ob sie den „richtigen Riecher“ haben, um Schmuggelware zu erkennen.
Praktische Dienstleistungen gibt es zum Beispiel auch am Stand der Knappschaft Deutsche Rentenversicherung (26c/Stand 327), wo Experten kostenlose Beratungen zu Reiseschutzimpfungen geben. Oder man geht einfach nur zum Feiern zur ITB. Bei einem Rundgang am Donnerstag fiel auf, dass gen Nachmittag immer mehr Stände die Gläser füllen. Wer durch die Hallen von Sachsen (Bier) und Rheinland (Wein) schlich, bekam fast automatisch ein Gläschen in die Hand gedrückt. Am dollsten aber haben die Tschechen (7.2b) gefeiert. Ob sie am Sonnabend wieder fit sind, gilt es herauszufinden.
Die ITB ist an den Wochenendtagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 12 Euro im Online-Ticketshop, 15 Euro vor Ort, ermäßigt 8. Kinder unter 14 Jahren zahlen in Begleitung eines Erwachsenen nichts.
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