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Schon in den 80ern gab es die Idee, eine Autofähre zwischen Heckeshorn und dem Imchenplatz in Kladow verkehren zu lassen.
© Andreas Tamme / dpa

Havelbrücke und Autofähre: So will die CDU Spandaus Verkehrsprobleme lösen

Züge und Busse überfüllt, Autos im Stau: Der Bezirk steht vor dem Verkehrskollaps. Die Bezirks-CDU schlägt eine Brücke über die Havel vor – und hat weitere Ideen.

Das andere Ufer ist weit weg, die breite Havel döst vor sich hin – und in Spandau staut sich die Wut. Morgen für Morgen, Abend für Abend. Die Havel: eine 20 Kilometer lange Barriere zwischen Spandau und der Berliner Innenstadt.

Abkühlung tut not, aber wie? Da ein Bad in der Havel (aktuelle Wassertemperatur: 20,5 Grad) dem Pendler nichts bringt, bringt die örtliche CDU ein paar steile, aber erfrischende Ideen ein.

Beispiel 1: „Die CDU Spandau schlägt den Bau einer Brücke über die Havel vor“, heißt es im neuen Verkehrskonzept, das am Freitag vorgestellt worden und nicht als Witz zu verstehen ist. Diese Brücke könnte von Hohengatow Richtung Insel Lindwerder zur Havelchaussee führen und weiter zur Avus. „Dies wäre eine erhebliche Verbesserung und Entlastung, da der weite Bogen über die Heerstraße entfallen würde.“ Länge: 1200 Meter. Damit wäre sie die längste aller Spandauer Brücken – und im Süden des Bezirks gibt es keine einzige, weil die Havel sich in ihrem Flussbett ganz schön dickmacht.

Spandau droht Verkehrskollaps

„Spandaus Verkehrsinfrastruktur steht kurz vor dem Kollaps“, schimpft Spandaus CDU-Chef Kai Wegner, der die Verkehrslage als Kladower täglich kennt und dem es nicht besser geht als den tapferen BVG-Busfahrern, die sich genauso über die zwei einzigen Straßen gen Heerstraße quälen.

„Seit den 80er Jahren ist kein massentauglicher Verkehrsträger mehr gebaut worden. Spandau wächst und wächst. Doch der für die Verkehrsinfrastruktur zuständige Senat verschläft schon seit Jahrzehnten Chance um Chance, um die vielen Neubaugebiete im Bezirk schnell anzubinden.“

Was Wegner meint, ist das hier: Der Süden Spandaus ist gewachsen – tausende Menschen sind ins Neubaugebiet auf dem Flugplatz Gatow gezogen. Aktuell entstehen im Norden Wohnungen für 20.000 Menschen in der Wasserstadt und auf der Insel Gartenfeld. Und auch im Westen wird gebuddelt und gebaut – nicht zu vergessen all die Tausenden Menschen, die raus nach Falkensee, Dallgow und Seeburg gezogen sind. Folge: Staus überall, verstopfte Regionalbahnen jeden Morgen, Stress vor Dienstbeginn.

„Wir brauchen pragmatische Lösungen“, sagt Frank Bewig, CDU, der als Baustadtrat im Rathaus Spandau sitzt. Er kennt all die Baupläne, sie sind auf einer großen Karte eingezeichnet in seinem Büro. Und er kennt all die Verkehrsideen, die auf den Fluren kursieren – eine Etage tiefer. Da sitzt Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank (SPD). Und der ist dafür, auf der ehemaligen Siemensbahn die Tram fahren lassen – die S-Bahn rollt dort seit 1980 schon nicht mehr, die Bahnhöfe sind verwildert.

Nix da, meint Baustadtrat Frank Bewig und erzählt von der Idee der „Schnellbuslinien“, die am Stau vorbeirauschen (zumindest so weit, bis kein Haus im Weg steht). Bewig: „ Auf eigenen Fahrbahnen sollen Elektrobusse fahren, die an wenigen ausgewählten Stationen halten. Dazu wollen wir unter anderem die Strecke der stillgelegten Siemensbahn zu einer Bustrasse umwandeln.“ Endstation: am S-Bahnring an der Jungfernheide.

Die zwei Spandauer Schnellbusstrecken könnten beispielsweise auf dem ehemaligen Mauerstreifen als separate Trasse nach Kladow geführt werden und weiter nach Potsdam-Nord. Da werden demnächst Wohnungen für 7500 Neu-Potsdamer gebaut in der ehemaligen Kaserne Krampnitz. Schon jetzt haben die Spandauer Respekt vor den Massen, die sich mit dem „P“ auf dem Kennzeichen gen Heerstraße quälen.

Autofähre - ein alter Hut

Abhilfe? Pragmatische Lösungen? Die CDU wirft noch eine Idee in die Runde: Autofähren von Kladow nach Wannsee! Nicht lachen, im Norden Spandaus funktioniert das schließlich auch – von Hakenfelde nach Reinickendorf – , und ganz neu ist die Idee auch nicht: Ende der 80er gab es entsprechende Anträge schon mal. Der damalige Verkehrssenator Edmund Wronski, CDU, erzählte aber 1989 im Tagesspiegel, dass nur 100 Autos pro Tag und Richtung über den Wannsee geschippert würden, so die Prognose.

Die Rampe für die Autofähre, so steht es im Tagesspiegel-Archiv, war geplant am Imchenplatz in Kladow und am Heckeshorn in Wannsee. Und wenn das überraschenderweise dann doch nix wird mit der Autofähre, dann könnte die BVG doch wenigstens öfter als im 60-Minuten-Takt fahren, nicht wahr? Auch das steht im CDU-Papier (was wiederum die in Scharen anreisenden Tagestouristen aus Berlin in den Ferien erfreut).

Der Radverkehr soll gestärkt werden, sichere Abstellmöglichkeiten müssten her, auch ein sogenannter Kulturradweg. Und die U-Bahn darf im Konzept nicht fehlen, da bleibt sich die CDU treu. „Wir bekennen uns klar zur Verlängerung der U-Bahnlinien 2 und 7. Wir brauchen den Lückenschluss zwischen dem U-Bahnhof Ruhleben und dem Rathaus Spandau“, sagt Heiko Melzer, der auch Mitglied ist im Abgeordnetenhaus.

Schließlich existieren seit den 80ern leere Gleiströge im U-Bahnhof am Rathaus Spandau – die wurden damals mitgebaut und müssen ja irgendwann für irgendwas gut sein. Aber auch an die Verlängerung der U 7 bis an die Heerstraße solle man denken: An den Endbahnhöfen könnten „Mobi-Hubs“ entstehen. Was das nun wieder ist? Eine Kombination aus P & R-Parkplätzen, Zug- und Busanbindung und Carsharing-Angeboten.

Ob all diese Ideen zu mehr taugen als zur abwechslungsreichen Lektüre in den vollen Pendlerzügen? Die Senatsverwaltung um Regine Günther (parteilos, für Grüne) wird sich das Konzept einmal anschauen. „Spandau ist ein besonderer Fall in der Stadt“, heißt es diplomatisch im Büro der Senatorin. Man arbeite an einer besseren Verkehrsanbindung in die Innenstadt, die dringend nötig sind. Zumindest da sind sich alle einig.

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