VBKI-Ball: So tanzte Berlins Wirtschaft durch die Nacht
Beim VBKI-Ball im Hotel Interconti gibt’s keine Dschungelcamper und TV-Sternchen. Hier treffen sich die wirklich Wichtigen.
Wenn Markus Voigt am Abend ans Rednerpodium seines VBKI-Balls tritt, ist die Sache im Grunde schon gelaufen – die Gäste sind da, haben sich ein wenig in Stimmung gebracht und ein paar Kleinigkeiten gegessen, es muss eigentlich nur noch richtig stramm durchgefeiert werden. Grund genug für Voigt, den Präsidenten des Verbandes der Kaufleute und Industriellen, das nächste, sehr viel größere Ziel anzustreben: Er ist enthusiasmiert von Olympia, hat sich vorgenommen, die Ballnacht im Morgengrauen mit dem olympischen Eishockeyfinale zu beenden. Und er fragt: „Sollten wir nicht mal beim IOC an die Tür klopfen?“
„Sollten wir nicht mal beim IOC an die Tür klopfen?“
An diesem Abend musste nun allerdings nicht entschieden werden, ob und wann Berlin Sommerspiele veranstaltet. Es musste bei olympiareifen Tanzleistungen bleiben, und auch fürs kundige Netzwerken dürften intern durchaus später Medaillen vergeben werden. Denn darum geht es ja bei diesem Ball, der am Sonnabend zum 68.Mal stattfand und der zwar nicht den Glamourfaktor des Presseballs besitzt und keine (womöglich zugekauften) TV-Stars aufbieten kann, dafür aber tatsächlich die Wichtigen aus der Wirtschaft versammelt. Spätestens seit dem Dahinscheiden des ADAC-Balls gilt: Dies ist der wichtigste Ball Berlins.
Wirtschaftssenatorin Ramona Pop war krank
Die Gästeliste enthielt rund 3000 Namen. Obenan standen die Chefs zweier Dax-Konzerne, nämlich Kurt Bock (BASF) und Johannes Teyssen (Eon). Wolfgang Kubicki von der FDP vertrat die Bundespolitik, Innensenator Andreas Geisel repräsentierte den Senat allein, da sich die fachlich zuständige Kollegin Ramona Pop krank gemeldet hatte; Ralf Wieland war da, der Präsident des Abgeordnetenhauses, und Klaus Wowereit hatte im Smalltalk sogar noch eine kleine Pointe zu bieten: Jörn Kubicki, sein Freund, ist mit Wolfgang K. verwandt...
Aber jenseits der schlichten Prominenz: Hier gehen jene hin, die wir gern plakativ „Entscheider“ nennen in klarer Missachtung der Tatsache, dass gerade in Berlin die Zahl der Entscheiderinnen immer weiter zunimmt. Das ergebnisorientierte Netzwerken ist für den Ball so wichtig, dass eine Stilberaterin kürzlich hier sogar eine Ausnahme von der eisernen Ballregel zugelassen hat, nach der Visitenkarten zu Hause bleiben müssen.
Vorteil VBKI-Ball: Er hat am besten Berliner Ballschauplatz, dem Hotel Intercontinental, festgehalten, während die Konkurrenz vom Bundespresseball, der hier ebenfalls lange gefeiert wurde, sich nun wohl im engen Adlon etabliert hat. Das Interconti hat den größeren Ballsaal, die weitläufigeren Räume und den Pavillon, in dem sich auch eine laute Partyband austoben darf, ohne gleich die ganze Veranstaltung im Lärm zu ersticken. Nicht zuletzt ist die Küche des Hotels in der Lage, eine enorme Vielfalt verschiedener Richtungen zu präsentieren und an allen Ecken kleine Gerichte zu reichen, die das Flanieren wieder zum Vergnügen machten: Asiatisch mit „Garnelen, Dashi, Avocado“ oder hochaktuell nordisch: „Mit Roten Beten gebeizte Meerforelle, Algen, fermentierter Kohl, Dill-Gel, Kümmelschaum“.
Angetanzt wurde recht spät, gegen zehn – stilvoll mit Smoking und langem Ballkleid. Beim VBKI-Ball wird die Etikette hoch gehalten, der Zutritt im schlichten Anzug oder einem im Sinne der Kleiderordnung ungeeigneten Kleid ist hier schwerer zu bewerkstelligen als auf jedem anderen Ball der Stadt. Was natürlich auch damit zu tun hat, dass die bürgerlich etablierten Gäste sich an diesem Ort selbst feiern, statt auf Selfies mit Dschungelcampern oder Dancing Queens zu lauern.
Auch in diesem Jahr geht der Erlös des Balls an das Bürgernetzwerk Bildung, das die Arbeit von rund 2000 ehrenamtlichen Lese- und Lernpaten organisiert. In den elf Jahren seines Bestehens sind so über zwei Millionen zusätzliche Förderstunden zusammengekommen.
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