Die BVG rüstet auf: So sieht die neue U-Bahn von Berlin aus
Nach neuen Bussen rollt die nächste U-Bahn-Generation an. Sie ist dicker als die alte, und die Sitze sind härter. Jetzt beginnen Tests – vorerst ohne Fahrgäste.
Das schaffen nur wenige. Der Elektroingenieur Gerhard Krause war dabei, als 1971 bei der Firma LEW in Hennigsdorf neue U-Bahnen, später „Gisela“ genannt, für den Ostteil der Stadt entwickelt wurden. Und er war Projektleiter für die elektrische Ausrüstung der neuesten U-Bahn für die BVG, gebaut dieses Mal von Stadler. Zwei Jahre länger als vorgesehen hat der 67-Jährige dafür gearbeitet. Und es habe sich gelohnt, sagte er am Dienstag beim ersten „Auftritt“ der neuen Bahn vom Typ IK.
„Die sieht ja geil aus“, fanden auch die ersten U-Bahn-Fahrer, die auf dem Weg zum Dienst die neue Bahn bewunderten, die im Bahnhof Olympia-Stadion stand. Die vier Wagen des Premierenzuges waren erst am vergangenen Freitag und Montag angekommen, transportiert auf Tiefladern über die Straße. Aus eigener Kraft konnte er bereits gestern in den Bahnhof und nach der Präsentation zurück aufs Werkstattgelände rollen.
Seit 2001 gibt es wieder eine neue U-Bahn
Und BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta konnte sich schon wieder freuen. Am Freitag hatte sie zwei neue Bustypen, darunter auch einen Test-Doppeldecker übernommen, und nun war – zum ersten Mal seit 2001 – wieder eine U-Bahn an der Reihe. Fast eine Sensation sei es, dass es in Deutschland gelungen sei, eine neue Bahn termingerecht zu übergeben, schwärmte Nikutta.
Dabei ist der U-Bahn-Bau Neuland für den Schweizer Hersteller Stadler, der bisher auch an mehreren Standorten in Berlin und Brandenburg Eisenbahnfahrzeuge und Straßenbahnen hergestellt hat. So kann die Erfahrung von Experten wie Krause nicht schaden, der vor zwölf Jahren zu der Firma gekommen war.
Die Ingenieure haben die U-Bahn breiter gemacht, indem sie ihr auf Sitzhöhe einen Bauch verpasst haben; Fachleute bezeichnen dies als „Bombierung.“ Statt 2,30 Meter sind die Neuen nun maximal 2,40 Meter breit. Fahrgäste haben so etwas mehr Platz beim Sitzen. Auch die Mehrzweckabteile profitieren davon.
Rund 330 Fahrgäste passen in den vierteiligen Zug, 80 finden einen Sitzplatz auf den in den schmalen Zügen der Linien U 1 bis U 4 üblichen Längsbänken. Eingebaut sind die relativ harten Sitze, mit denen die BVG inzwischen ihre Fahrgäste beglückt. So will man die Vandalismusschäden verringern. Und beim Probesitzen zeigte sich, dass die harten Bänke gar nicht soooo unbequem sind. Optisch wirken sie sogar hochwertig.
„Wir haben versucht, bei der neuen U-Bahn alles etwas besser zu machen“, lobte sich Stadler-Geschäftsführer Ulf Braker. Viel Neues stecke vor allem in der Technik. Für Fahrgäste gibt es moderne Informationssysteme. Rollstuhlfahrer erhalten erstmals einen eigenen Notrufknopf. Nur aufs U-Bahn-Fernsehen müssen die Fahrgäste verzichten: Bei den durchgehend begehbaren Wagen gibt es für die Monitore keinen Platz an einer Wand. Auch eine Klimaanlage fehlt. Ein Einbau wäre nur zulasten von Sitzplätzen möglich.
Fahrgäste können die neue Bahn in zwei oder drei Monaten selbst testen. Die BVG will die ersten Mitfahrten verlosen. In vier Wochen wird der zweite Testzug erwartet. Erst müssen die Fahrzeuge nun „eingestellt“ werden. Nur wenn die Technik funktioniert, dürfen auch Fahrgäste mitfahren. Rund ein Jahr läuft der Test.
Geht alles glatt, kauft die BVG zunächst 24 Züge für rund 158 Millionen Euro – aufgebracht vom Land. Zehn weitere umfasst die bestehende Option; ohne Finanzierungszusage. Der Serienbau könnte 2017 beginnen. Krause ist dann nicht mehr dabei. Im Juni geht er wirklich in Rente.