Vom ICC zum BER?: So kommen Sie künftig zum Hauptstadtflughafen
Der neue BER-Flughafen sei schlecht zu erreichen, sagen Kritiker. Deshalb vergleichen wir die aktuellen Pläne mit den Bedingungen in Tegel.
Im zweiten Halbjahr 2017 soll der BER-Flughafen eröffnen – und wird dann ein Chaos auf den Zufahrtstraßen und den Schienen zum Terminal auslösen. So sieht es zumindest der Architekt Gisbert Dreyer, der deshalb, wie berichtet, vorgeschlagen hat, dass ICC zu einem stadtnahen Terminal umzubauen. Passagiere sollen den BER dann durch einen elf Kilometer langen Tunnel erreichen. Nach dem aktuellen Verkehrskonzept für den BER soll jeweils die Hälfte der Passagiere auf der Straße oder der Schiene zum Flughafen oder von dort in die Stadt kommen.
MIT DEM AUTO
BER: Hauptzubringer wird die Autobahn A 113 sein, an der es bereits Anschlussstellen zum BER-Gelände gibt. Obwohl die Autobahn bereits heute vor allem in den Hauptverkehrszeiten extrem stauanfällig ist, sind die Planer überzeugt, dass auch der BER-Verkehr unterzubringen ist. Zudem bietet sich vor allem aus dem Westen die Route über die bereits ausgebaute Bundesstraße B 96 an, die schon heute auch Zubringer aus dem Potsdamer Raum ist.
TEGEL: Der Innenstadtflughafen hat nur eine Zufahrt, die über die Autobahn und den Saatwinkler Damm zu erreichen ist. Ideen, eine weitere Zufahrt zu schaffen, sind nicht umgesetzt worden.
MIT DER BAHN
BER: Am BER gibt es einen Bahnhof direkt unter dem Hauptterminal – mit vier Gleisen für den Fern- und Regionalverkehr sowie zwei für die S-Bahn. Hauptverkehrsmittel soll der Airport-Express werden, der den Hauptbahnhof mit dem Flughafen verbindet und unterwegs nur im Bahnhof Südkreuz hält. Er soll alle 15 Minuten fahren und sein Ziel in rund 20 Minuten erreichen. Dieses Konzept funktioniert aber nur, wenn die Dresdner Bahn durch Lichtenrade ausgebaut ist und Gleise für den Fern- und Regionalverkehr erhalten hat.
Nach derzeitigem Stand wird dies frühestens 2023 so weit sein. Bis dahin gibt es lediglich halbstündlich Direktfahrten beim Airport-Express (RE 9) mit dem Umweg über die Anhalter Bahn durch Lichterfelde, was die Fahrzeit verlängert. Zudem fahren die Regionalbahnen RE 7 (Dessau–Wünsdorf-Waldstadt) und RB 14 (Nauen–Schönefeld) über die Ost-West-Stadtbahn zum BER, so dass es auch dort nahezu halbstündlich Verbindungen vom Hauptbahnhof gibt. Vorteil: Die Züge halten auch in Charlottenburg, Zoo, Friedrichstraße, Alexanderplatz, Ostbahnhof und Karlshorst.
Zudem soll es eine Regionalzugverbindung von Eberswalde mit Halt in Lichtenberg und Ostkreuz geben (RB 24). Aus Potsdam geht’s mit der RB 22 zum Flughafen. Im Fernverkehr beschränkt sich das Angebot auf nur wenige Züge.
TEGEL: Es führen keine Gleise zum Innenstadtflughafen. Der nächste Bahnhof (Regional, S- und U-Bahn) ist der in Jungfernheide – dorthin rollen Busse.
MIT DER S-BAHN
BER: Alle zehn Minuten fahren S-Bahnen über die neu gebaute Schleife mit dem Halt Waßmannsdorf zum Flughafen. Zunächst die S 45 vom Bahnhof Südkreuz und die S 9 von Pankow. Wenn am Ostkreuz voraussichtlich Ende 2017 die Verbindungskurve zum Ring fertig ist, soll die S 9 wieder aus der Innenstadt über die Stadtbahn zum BER fahren.
Tegel: Der nächste Bahnhof… siehe oben.
MIT DER U-BAHN
BER: Zum BER führt keine U-Bahn. Zwar hat es den Plan gegeben, die U 7 von Rudow zum Flughafen zu verlängern, gebaut hat man aber nicht. Eine Trasse dafür ist frei gehalten. Obwohl Fahrgäste in Rudow in den Bus umsteigen müssen, ist der BER für viele aus den südlichen und westlichen Stadtteilen per U-Bahn/Bus am schnellsten zu erreichen.
TEGEL: Eine U-Bahn war mal mit dem einst geplanten Bau eines zweiten sechseckigen Terminals geplant, der nicht zustande gekommen ist.
MIT DEM BUS
BER: Die BVG will mit den Linien X 7 und X 11 in Rudow – wie die ankommende U-Bahn – alle fünf Minuten zum BER fahren, der in 14 Minuten erreicht sein soll. Außerdem fährt die Linie 263 vom S-Bahnhof Grünau zum Flughafen. Das Spandauer Unternehmen Haru hatte zudem eine Verbindung vom Rathaus Steglitz zum BER geplant – mit einem Sondertarif. Nach der Absage des Eröffnungstermins 2012 hat Haru die Busse inzwischen verkauft. Aus Potsdam war ebenfalls eine BER-Linie zum Sondertarif vorgesehen. Die Gemeinden im südlichen Umfeld sollen insgesamt sieben Direktverbindungen zum BER bekommen. Zudem gibt es eine Nachtverbindung mit der verlängerten N 7 aus Spandau kommend, obwohl am BER zwischen 0 Uhr und 5 Uhr ein Flugverbot gilt.
TEGEL: Vier Buslinien bringen Passagiere nach Tegel – die TXL-Busse vom Alexanderplatz, die Linien X 9 und 109 vom Zoo sowie die 128 vom U-Bahnhof Osloer Straße. Zudem ist Tegel Station für Fernbusse, deren Betreiber aber sicher auch den BER in ihr Netz aufnehmen werden.
TAXI
BER: Fluggäste dürfen derzeit für Fahrten nach Berlin nur die im Landkreis Dahme- Spreewald zugelassenen Taxis nutzen, für Touren nach Schönefeld sind dagegen die Berliner zuständig. Einen gemeinsamen Tarif gibt es nicht. Für den BER soll es eine einheitliche Regelung geben.
TEGEL: Der Flughafen ist „Hoheitsgebiet“ für Taxis aus Berlin – die einen Zuschlag von 50 Cent am Flughafen verlangen.
TARIF
BER: Für Berliner liegt der Flughafen im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) im Tarifgebiet C. Die Einzelfahrt mit Bahn oder Bus kostet 3,30 Euro.
TEGEL: Der Flughafen gehört zum Tarifbereich AB, in dem der Einzelfahrschein 2,70 Euro kostet.