Walpurgisnacht in Berlin: So friedlich war es seit 20 Jahren nicht
In vielen Parks gingen die Menschen feiern, in Wedding auf die Straße. Die Walpurgisnacht verlief ohne große Zwischenfälle.
Nicht einmal ein Böller flog. So friedlich wie nie zuvor in den letzten 20 Jahren verlief die Walpurgisnacht, der Abend vor dem 1. Mai also. 3000 Menschen zogen nach Zählung der Polizei durch den Wedding unter dem Motto „Selbstorganisiert gegen Rassismus und soziale Ausgrenzung“. Die Veranstalter sprachen von gut 4000 Teilnehmern – so dicht liegen die Schätzungen selten beieinander. Und Veranstalter wie Polizei waren am Ende auch gleichermaßen zufrieden. Die Zeiten, in denen der 30. April von Chaoten als eine Art Aufwärmtraining genutzt wurde, sind definitiv vorbei.
Viele Jahre lang hatte es regelmäßig massive Krawalle gegeben, erst am Kollwitzplatz, dann im Mauerpark und zuletzt am Boxhagener Platz in Friedrichshain. Die 2017er-Demo am Sonntag war aus Sicht der Organisatoren laut und kämpferisch, es kamen deutlich mehr Menschen als im Vorjahr (2300). Erfreulich aus Sicht der Polizei: Die vielen leer getrunkenen Bierflaschen wurden ordentlich am Straßenrand abgestellt. Bis auf eine, die wurde geworfen und traf einen Polizisten. Dieser wurde verletzt, für die Polizei der einzige Wermutstropfen.
Martin Steinburg vom Weddinger Demo-Bündnis warf der Polizei vor, an einer Stelle durch eine Festnahme unnötig Unruhe in die Demo gebracht zu haben. An taktisch günstiger Stelle hatte die Beamten einen Mann aus der Menge geholt, der zuvor einen Nebeltopf gezündet hat, also verbotene Pyrotechnik. Ansonsten wurden nur von zwei Personen die Personalien aufgenommen, einer hatte ein Auto beschädigt – während Fahrer und Polizisten daneben standen, der andere hatte ein Messer dabei, wie Polizeisprecher Winfrid Wenzel sagte. Nach Angaben der Polizei vom Montagmorgen löschte die Polizei mehrere Lagerfeuer im Viktoriapark, nachdem rund 400 Besucher nicht mit dem Feiern aufhören wollten. Insgesamt waren rund 2000 Beamte im Einsatz.
Alle sehen dem 1. Mai entgegen
Das sind Kleinigkeiten, frühere Walpurgisnächte waren Massenbesäufnisse mit anschließendem Steinwerfen auf die Polizei. Seit 2012 wird die traditionelle Walpurgisnacht-Demo im Wedding angemeldet, seitdem ist der Vorabend des 1. Mai kein Aufwärmtraining mehr für gewaltbereite Autonome. Dennoch wurde die „Kiezdemo“ auch in diesem Jahr hochrangig begleitet: Der neue Innensenator Andreas Geisel (SPD) war dabei, Polizeipräsident Klaus Kandt, der Leiter des Verfassungsschutzes Bernd Palenda und der Inspekteur der Bereitschaftspolizeien der Länder, Wolfgang Lohmann von der Bundespolizei.
Alle sehen nun gespannt dem 1. Mai entgegen. „Wenn es die Szene angesichts des 30. Jahrestages der Krawalle von 1987 und dem bevorstehenden G20-Gipfel in Hamburg jetzt nicht schafft, den Funken zu zünden, dann wird sie es nie mehr schaffen“, hieß es in hochrangigen Sicherheitskreisen.