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Hoffnungsträger: Gail Halvorsen in Berlin auf einem historischen Foto von 1948/49.
© imago/ZUMA Press/US Air Force

Jubiläum zum Ende der Berlin-Blockade: So feiert Berlin das Fest der Luftbrücke

Ein Volksfest soll am 12. Mai an den 70. Jahrestag des Endes der Berlin-Blockade erinnern. Und der 98-jährige Veteran Gail Halvorsen ist auch dabei.

Der Lufbrücken-Veteran ist startklar. „Bin gespannt auf das Event in Berlin“, schreibt Gail Halvorsen – im Bild als junger Pilot zu sehen – in einer Mail aus Green Valley im US-Staat Arizona an den früheren Tegel-Flughafenchef Robert Grosch.

Beim „Fest der Luftbrücke“ am 12. Mai zur Feier des 70. Jahrestages auf dem Tempelhofer Feld will er dabei sein, das wurde am Donnerstag bekannt. Auch wenn die Reise für den 98-Jährigen beschwerlich werden dürfte. Immerhin muss der berühmte Pilot, der 1948/49 die Herzen junger Berliner als „Candy-Bomber“ im Flug eroberte, nicht mehr selber fliegen.

„Feiern und Erinnern für die ganze Familie“, versprechen die Organisatoren. Mehr als 50.000 Gäste werden erwartet, wenn der ehemalige Flughafen Tempelhof am Sonnabend kommender Woche zum „Fest der Luftbrücke“ öffnet. Auf den Tag genau 70 Jahre zuvor hatten die Sowjets die Blockade Westberlins beendet. Die Stadt ehrt das Jubiläum mit einem großen Volksfest auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof.

1948 riegelte die Sowjetunion Land-, Schienen- und Wasserwege zwischen dem Westteil Berlins und den drei Westsektoren ab. Damit reagierte Moskau auf die Einführung der D-Mark im westlichen Teil Deutschlands. Nur die Luftkorridore, auf die sich die Siegermächte zuvor geeinigt hatten, blieben offen. Deshalb wagten die Briten und US-Amerikaner ein logistisches Großprojekt, dessen Gelingen alles andere als sicher war. Es folgte eine Kraftprobe der Systeme. 322 Tage lang flogen die „Rosinenbomber“, alle 90 Sekunden startete und landete eine Maschine – bis die Sowjets aufgaben. Aus heutiger Sicht war die Berlin-Blockade der erste große Konflikt des Kalten Kriegs.

Hoffnung, Kraft und Lebensmittel

Nur aufgrund der „Solidarität“ der Westalliierten habe die Stadt damals überleben können, hatte der Regierende Bürgermeister auf einer Pressekonferenz am Montag gesagt. Die „Rosinenbomber“ hätten nicht nur Lebensmittel und Kohle in den abgeriegelten Teil der Stadt gebracht – sondern auch „Hoffnung“ und „Kraft“. Die Hilfe sei keine Selbstverständlichkeit gewesen, betonte Müller, denn nur wenige Jahre zuvor hatten sich Alliierte und Deutsche noch als erbitterte Kriegsgegner gegenübergestanden. Dass die Blockade „auf friedlichem Wege“ gebrochen wurde, habe den Menschen Mut gegeben. Deshalb sei es heute so wichtig, den Berlinern – gerade den Jüngeren – zu vermitteln, wie wichtig die Luftbrücke damals war, so Müller.

Wir treffen uns dort. Die große Party steigt am 12. Mai auf dem ehemaligen Flugfeld des Flughafens.
Wir treffen uns dort. Die große Party steigt am 12. Mai auf dem ehemaligen Flugfeld des Flughafens.
© dpa

In einer „Allee der Alliierten“ werden die Leistungen der sieben beteiligten Nationen gezeigt. Das waren neben den USA und Großbritannien auch Frankreich, Kanada, Australien, Neuseeland und Südafrika. Am Nachmittag soll es in Tempelhof Gesprächsrunden mit Zeitzeugen geben. Angefragt sind unter anderem Anita Stapel und die Schriftstellerin Irene Fritsch. Noch können die Veranstalter allerdings nicht definitiv mitteilen, wer von den hochbetagten Senioren tatsächlich kommen wird.

Experten und Zeitzeugen beim Fest

Neben Zeitzeugen werden renommierte Experten auftreten, um über die Luftbrücke zu sprechen, etwa die Historiker Matthias Heisig und Gerhard Sälter. Bernd von Kostka referiert über die bewegende Geschichte der Kinderluftbrücke. Die alliierten Flugzeuge flogen Kinder in die Westsektoren, wo sie eine bessere Versorgung erhalten konnten.

Im Hangar 4 wird eine Sound- und Videoinstallation der Künstler Phil Max Schöll und Christoph Kozik einen emotionalen Eindruck vom Leben während der Blockade vermitteln. Nebenan im Hangar 5 können die Besucher erfahren, wie die Logistik und Planung der Luftbrücke funktionierte. Das Alliiertenmuseum, das Militärhistorische Museum der Bundeswehr und das Deutsche Technikmuseum zeigen Teile ihrer Sammlungen.

Doch die Veranstalter möchten nicht nur über die Geschichte sprechen. Auch heutige Katastrophenhelfer stellen ihre Arbeit vor. So will das Fest eine „Brücke schlagen“ von der Vergangenheit in die Gegenwart, sagt Projektleiterin Ellen Wölk. Für die musikalische Unterhaltung sorgen das Stabsmusikkorps der Bundeswehr und das Bundespolizeiorchester zusammen mit Orchestern der alliierten Streitkräfte. Für Kinder wird es ein Verkleidungszelt geben, das die Kreuzberger Künstlerin Seraphina Lenz gestaltet hat. Dort können sich Kinder kleiden wie die Menschen in den 1950er Jahren.

Das Fest der Luftbrücke findet am Sonntag, 12. Mai, von 12 bis 19 Uhr am ehemaligen Flughafen Berlin-Tempelhof statt.

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