Grüne in Berlin-Kreuzberg: Sind Generäle in Straßennamen noch zeitgemäß?
Ob Yorck-, Blücher- oder Möckernstraße: Einige Straßen im Bezirk erinnern an Generäle und Schlachten. Die Grünen wollen das diskutieren.
Einige Straßen und Plätze im westlichen Kreuzberg sind nach Generälen und Schlachten aus der Zeit der Befreiungskriege (1813-1815) gegen Napoleon benannt. Für die Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg ein Grund zur Prüfung: Mit ihrem Antrag „Entmilitarisierung des öffentlichen Raums“ wollen sie einen Diskussionsprozess in Gang bringen.
Die Straßen gehören zum „Generalszug“, bei dem die Benennung der Straßen 1864 zum Gedenken angeordnet wurde. Namensgeber sind beispielsweise der Generalfeldmarschall Ludwig Graf Yorck von Wartenburg und General Leberecht von Blücher. Die Möckernstraße erinnert an die Schlacht 1813 beim gleichnamigen Ort bei Magdeburg. Insgesamt stehen elf Namen auf der Liste.
Ich bin [...] gar nicht so sicher, ob Umbenennungen nötig sind, nicht nur aus praktischen Gründen, sondern weil Menschen, die mit offenen Augen durch die Straßen gehen, auch bei Verstörendem innehalten und nachdenken können.
schreibt NutzerIn YvonneD
Laut Werner Heck von den Grünen geht es vor allem darum, „ein Bewusstsein für die Erinnerungskultur im öffentlichen Raum zu schaffen“ und öffentlich Fragen zu debattieren: Sind die Namen im Hinblick auf die deutsch-französische Freundschaft noch zeitgemäß? Vorrangig gehe es erst mal nicht um eine Umbenennung „von oben“, sondern eine Debatte zwischen Historikern, Experten, und vor allem Bürgern. „Vielen ist der Ursprung der Namen nicht bewusst.“ Am 19. März wird das Thema im Kulturausschuss diskutiert.
Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) begrüßt den Antrag ausdrücklich, weist aber auch darauf hin, dass das Vorhaben „sehr ehrgeizig und komplex“ sei.
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