Dritter Prozesstag: Silvio S. soll Trauerkarte an Eltern von Elias geschickt haben
Der Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder von Mohamed und Elias geht weiter. Wieder sagen Zeugen aus dem Umfeld von Silvio S. aus - und geben weitere Einblicke.
Am dritten Verhandlungstag geht es weiterhin um die Persönlichkeit des mutmaßlichen Kindermörders Silvio S., der bei den zwei vorherigen Prozesstagen noch geschwiegen hat. Bereits am Montag sagten Gartennachbarn, Jugendfreunde und sein ehemaliger Chef aus.
Noch während der Suche nach dem sechsjährigen Elias aus Potsdam soll sein mutmaßlicher Mörder Silvio S. eine Trauerkarte an die Eltern geschickt haben. Auf der Klappkarte stand handschriftlich „In tiefer Trauer um den verstorbenen Elias. Todeszeitraum: In der Nacht vom 11.7. auf den 12.7. zwischen 22 Uhr und 6 Uhr. Todesursache: Ersticken. Sorry“, wie im Prozess am Landgericht Potsdam verlesen wurde.
Die Karte erreichte nur wegen eines Fehlers in der Adresse nicht die Eltern von Elias, den der Angeklagte im Juli 2015 ermordet haben soll. Weil auf dem Umschlag ein Beerdigungsinstitut als angeblicher Absender vermerkt gewesen war, landete das Schreiben Anfang August dort.
Dessen Inhaber brachte Karte und Umschlag mit Poststempel 19. Juli sofort zur Polizei, wie er im Zeugenstand sagte. „Das war kein Lausbubenstreich. Ich bin von Täterwissen ausgegangen.“ Er wisse bis heute nicht, warum sein Institut für den falschen Absender ausgesucht worden sei, sagte der Bestatter. Experten ordneten die Schrift „mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit“ und die DNA „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ dem Angeklagten zu.
"Silvio hat uns viel geholfen"
Auch eine frühere Nachbarin sagte am Dienstag aus. Silvio S. soll in seinem Bekanntenkreis häufiger mit kleinen Mädchen und Jungen gespielt oder auf sie aufgepasst haben. „Silvio hat uns viel geholfen“, sagte sie. „Er hat auch mit den Kindern gespielt, wenn man mal weg musste“, fuhr die Erntehelferin (59) fort. Nie habe es Probleme gegeben, das Miteinander sei „bombig“ gewesen. „Die haben sich gut verstanden.“
Eine langjährige gute Bekannte von Silvio S. berichtete, dass ein kleines Nachbarsmädchen sogar für ihn kindlich geschwärmt habe, als sie acht oder neun und der Angeklagte Mitte 20 gewesen sei. „Sie haben herumgeschäkert und Händchen gehalten. Später erzählte mir Celine, dass sie sich geküsst hätten“, so die 39-Jährige.
Sie habe das als Hirngespinst abgetan, weil dieses kleine Mädchen sich oft Dinge ausgedacht habe, sagte die Hausfrau weiter. Sie habe keinen Kuss gesehen, nur Händchenhalten. Dabei habe sie sich nichts Böses gedacht. Sie betonte: „Er hat mit meinen Kindern gespielt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Silvio so etwas gemacht haben soll.“ Er sei eine Vertrauensperson für sie. Der Angeklagte hat bei der Polizei ein Geständnis abgelegt, schwieg bislang im Prozess aber zu den Vorwürfen. dpa