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Das Einkaufszentrum wurde erst im Herbst 2014 eröffnet.
© Thilo Rückeis

Einkaufszentrum in Berlin-Mitte: Sicherheitsgründe: Keine Musik in der Mall of Berlin

Auch zur Weihnachtszeit wird in dem Einkaufszentrum am Leipziger Platz keine Musik laufen, weil sonst die Kunden den Feueralarm nicht hören. Die Brandschutzmängel in dem Center in Mitte können erst 2015 beseitigt werden. Und wieso war man beim BER-Brandschutz dann so streng?

Die Fristen zur Beseitigung der Brandschutzmängel in der Mall of Berlin sind verlängert worden. Das erfuhr der Tagesspiegel aus Kreisen der Prüfsachverständigen. Grund ist die Insolvenz des Generalunternehmers FCL (Fettchenhauer Controlling & Logistic). Bauherr Harald G. Huth will nach eigenen Angaben bis zum Jahresende analysieren, welche Baumängel konkret vorhanden sind „und wo nur die Kommunikation nicht funktioniert“. Ab Januar sollen die Mängel dann beseitigt werden. Konkret geht es vor allem um die Brandmeldeanlagen und die Notstromversorgung.

Mit Kommunikationsproblemen meint Huth mangelnde Absprachen zwischen Baufirmen und Sachverständigen. Weil beide monatelang kein Geld erhielten, sind auch kaum noch Informationen ausgetauscht worden. Derzeit testen viele der 270 Shopbetreiber in der Mall, ob die Feuerwehrdurchsagen im Brandfall auch ihre Kunden erreichen. Dazu müssen die Musikanlagen automatisch abgeschaltet werden. Solange der Sachverständige für Elektroanlagen die Tests nicht bestätigt hat, darf keine Musik gespielt werden.

Mängel gibt es auch bei der Verlegung von Leitungen und Lüftungskanälen. Hier fehlen sogenannte Brandabschottungen, die verhindern, dass sich Feuer oder Rauch entlang der Leitung ausbreiten können. Ersatzweise müssen in den betroffenen Bauabschnitten Wachleute patrouillieren. Bei der Notstromversorgung wurden vor der Mall-Eröffnung viele kleine Mängel moniert, aber auch sicherheitsrelevante.

Mangelhafte Planung des Generalunternehmens FCL

Nach Darstellung eines am Bau beteiligten Unternehmens hat es unter der Regie des Generalunternehmens FCL eine „stark mangelhafte Planung und Bauausführung gegeben“. Rumänische Subunternehmer hätten „die gesamte Mall ohne Durchbrüche“ errichtet, also massive Betonwände gegossen, ohne Öffnungen für Lüftungskanäle oder Abwasserleitungen. Rund 3500 Öffnungen hätten nachträglich per Kernbohrung erstellt werden müssen. Weil jede Bohrung beim Statiker genehmigt werden musste, habe es erhebliche Verzögerungen im Bauablauf gegeben. Da Teile der Mall als Hochhaus gelten, mussten Treppenhäuser mit Überdruckanlagen ausgerüstet werden. Diese RDA-Technik sei in der ursprünglichen Planung nicht berücksichtigt worden, habe also nachträglich eingebaut werden müssen. FCL-Chef Andreas Fettchenhauer weist die Vorwürfe zurück.

Die brandschutztechnische Freigabe zur Eröffnung der Mall umfasst nur jeweils zwei Unter- und Obergeschosse. Die Etagen darüber sind noch im Bau. Dort entstehen bis zum Frühjahr 270 Mietwohnungen.

Mit den Brandschutzmängeln am BER nicht vergleichbar

Der Prüfingenieur für Brandschutz, Wolfgang Menzel, hatte trotz der baulichen Mängel keine Bedenken, der Mall im September eine Betriebserlaubnis zu erteilen. Als Übergangslösung akzeptierte er Brandwachen, also Personal, das in Teilen der Mall Streife läuft oder in den Brandmeldezentralen Wache schiebt, solange es keine automatische Alarmierung der Feuerwehr gibt.

Mit den Brandschutzmängeln beim BER sei die Situation in der Mall nicht vergleichbar, hatte Huth bei einem Pressetermin angedeutet. Die Steuerung der Entrauchungsanlage sei in verschiedenen Szenarien erfolgreich getestet worden. Das bestätigte auch der Prüfingenieur. Auch diverse Fehlalarme seit September wertet Huth als Beweis, dass die Brandmeldetechnik funktioniere.

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