1. Mai in Berlin: Sharing-Dienste schränken Angebot in Kreuzberg ein
Wegen des MyFests und der Demonstration am 1. Mai schränken Rad- und Roller-Anbieter ihr Angebot in Kreuzberg ein. Schon jetzt werden Fahrräder eingesammelt, Roller können teilweise nicht mehr ausgeliehen werden.
Sharing liegt im Trend. Das sieht man in Berlin auch am Stadtbild: Rund 15.000 Leih-Fahrräder gibt es in der Hauptstadt, und nochmal etwa 1500 Elektro-Motorroller. Die Branche boomt, immer mehr Firmen bieten Zweiräder an. In diesen Tagen schränken die meisten Sharing-Unternehmen ihre Dienste allerdings ein. Grund: Der 1. Mai steht vor der Tür und damit die berüchtigte Demonstration in Kreuzberg.
Zuletzt war bei den massiven Ausschreitungen rund um den G20-Gipfel in Hamburg zu beobachten, wie Krawallmacher Fahrräder als Wurfgeschosse missbrauchten und in Straßenbarrikaden einbauten. In Berlin sorgen die Anbieter deshalb vor: Zweiräder mieten im Demo-Gebiet – das wird schwer bis nächste Woche Mittwoch.
„Wir haben das im vergangenen Jahr auch schon gemacht, dass wir in Kreuzberg über den 1. Mai den Service pausiert haben", sagt Julia Grothe, Sprecherin des E-Roller-Vermieters Coup. Seit Freitag können Kunden die Fahrzeuge in Teilen von Kreuzberg, Neukölln, Wedding und Friedrichshain nicht mehr anmieten und abstellen. „Dadurch wollen wir vermeiden, dass Schäden an den Rollern entstehen“, sagt Grothe. „Wir wollen aber auch, dass die Kunden nicht aus Versehen in die Demo reinfahren und sich selbst in Gefahr bringen." Ab Mittwoch soll der Service wieder uneingeschränkt nutzbar sein.
Auch Lidl-Bikes werden eingesammelt
Auch die Deutsche Bahn reagiert auf die Situation, indem sie schon jetzt die Leihräder der Tochter-Firma Lidl-Bike in Kreuzberg einsammelt. „Das ist eine besondere Lage in der Stadt, wir sind mit der Polizei im Austausch", sagt ein Bahn-Sprecher. 3500 Lidl-Bikes gibt es in Berlin. Die Räder in Kreuzberg würden über den 1. Mai in andere Stadtteile gebracht oder eingelagert, sagt der Sprecher. Eine Vorsichtsmaßnahme.
Ähnlich handelt die Firma Mobike, die angibt, mit mehr als 5000 Leihrädern der größte Anbieter in Berlin zu sein. „Wir haben mit dem Bezirk gesprochen und bereits angefangen, einige Fahrräder aus dem Demobereich rauszunehmen“, sagt Jimmy Cliff, Geschäftsführer von Mobike Deutschland. Das chinesische Unternehmen bietet seine Räder seit November in Berlin an. In anderen Städten habe man Erfahrungen mit Demonstrationen gemacht und handele deshalb präventiv, auch, um Materialschaden zu vermeiden.
Dasselbe gilt für das Startup Byke, das bisher 300 Räder in der Stadt anbietet. „Wir wissen, dass der Großteil der Berliner am 1. Mai friedlich demonstriert“, sagt Julia Boss, Byke-Geschäftsführerin. „Trotzdem entfernen wir unsere Räder am Wochenende aus Friedrichshain-Kreuzberg – als Vorsichtsmaßnahme.“ Auch Nextbike räumt auf: „Komplett räumen werden wir die Strecke der revolutionären 1. Mai Demo. Da diese auch in diesem Jahr nicht angemeldet wird, können wir leider nur vermuten wie die Route ist und danach handeln“, sagt Sprecherin Mareike Rauchhaus. Weil mit Unterbrechungen im Nahverkehr zu rechnen ist, will Nextbike seine Räder aber nicht ganz aus Kreuzberg abziehen.
Die Anbieter handeln allerdings nicht auf Anordnung der Polizei:„Das sind Privatunternehmen, denen können wir nicht vorschreiben, dass sie ihre Dienste einstellen“, sagt Polizeisprecher Martin Halweg. „Wir sind darauf vorbereitet, dass es Barrikadenbau geben kann oder Gegenstände als Wurfgeschosse missbraucht werden.“ Dementsprechend stelle man sich auf.
Max Polonyi