Die CDU in Berlin: Sexismus-Debatte: Unterstützung und Häme im Netz
Die CDU-Politikerin Jenna Behrends schreibt über Sexismus in der CDU. Unter dem Hasthag #Sexismusinparteien wird die Debatte nun öffentlich geführt.
Es ist der Tag danach. Der Tag, nachdem Jenna Behrends einen Text im populären feministischen Online-Magazin "Edition F" veröffentlich hat. Darin beklagt sie Sexismus in der CDU und greift dabei auch einen im Artikel nicht namentlich genannten Senator scharf an. Später sagte sie dem Tagesspiegel, dass es sich um Frank Henkel handelt (direkt zu "Edition F" geht es hier). Die Resonanz ist gewaltig: "Danke für hunderte unterstützende Nachrichten, die ich nicht alle beantworten kann. Ich habe mich sehr darüber gefreut #sexismusinparteien", twittert Behrends und danach: "Nach den vielen Rückmeldungen, gerade auch aus der Partei, beginne ich den Tag übrigens mit Zuversicht: Es scheint sich etwas zu bewegen." Die Rückmeldungen seien zum größten Teil positiv gewesen, sagte Behrends am Samstag dem Tagesspiegel. „Ich will meiner Partei damit nicht schaden, ich denke aber, dass sich die Partei selbst schadet, wenn diese Debatte nicht geführt wird“, sagte Behrends.
Das Netz beteiligt sich an der Debatte unter dem Hashtag #sexismusinparteien - wir erinnern uns an #Aufschrei und die Diskussion um Rainer Brüderle.
Auf Facebook, Twitter und in den Kommentarspalten drücken Menschen einerseits Unterstützung aus, andererseits Kritik und in den schlimmsten Fällen wird Sexismus im Alltag und im Job bagatellisiert.
Zudem äußern sich auch Mitglieder anderer Parteien zu den Zuständen in ihrem politischen Lager. Der Grünenpolitiker Matthias Oomen spricht über zu wenig Selbstkritik in seiner eigenen Partei. "Wir sollten jetzt nicht den Fehler machen und sagen, dass das nur ein Problem der CDU ist.
Das gibt es in allen Parteien, das gibt es überall, wo es Macht gibt", sagte Oomen dem Tagesspiegel. Aus seiner eignen Partei berichtet er unter anderem über Kommentare zu kurzen Röcken von Kolleginnen und Gerüchten über Sex im Gegenzug für Posten - solche Geschichten kenne er auch aus FDP und SPD.
Die Frauen Union (FU) Mitte distanziert sich von den Vorwürfen - die Vorsitzende Sandra Celga empfinde Behrends als eine "zweifelhafte Persönlichkeit". In den Kommentaren unter dem Facebook-Post finden sich Worte wie „Nestbeschmutzer". Privat bekam die junge CDU-Politikerin im Gegensatz zu dem öffentlichen Statement vor allem von der Frauen Union viel Unterstützung.
Eine dieser Frauen äußerte sich dazu im Gespräch mit dem Tagesspiegel, ihren Namen möchte sie allerdings nicht in der Zeitung lesen, zu groß die Angst vor "Beleidigungen, Mobbing oder Diskriminierung". Mehrere Frauen hätten ihr bereits ähnliche Dinge wie Jenna Behrends berichtet. Das Frauenbild in der FU beschreibt sie als "demütig und folgsam", wer diesen Vorgaben nicht entspräche, hätte es schwer.
Wie bereits erwähnt, bekommt Behrends nach der Veröffentlichung des Textes aber auch viel Unterstützung. Der CDU Politiker Florian Nöll aus Moabit schrieb auf Facebook und Twitter, dass die Situation noch "viel schlimmer" sei, als in dem Edition-F-Text beschrieben. Gegenüber dem Tagesspiegel bestätigte er Jenna Behrends Aussage, Henkel hätte sie bei einem Parteitagt als "große süße Maus" bezeichnet, dabei sei er direkt hinter Frank Henkel gestanden.
"Der Text ist keine überspitze Darstellung, eigentlich ist er noch sehr rücksichtsvoll und es soll jetzt bloß niemand auf die Idee kommen das klein zu reden", sagte Nöll. Er berichtet von derben Sprüchen und nachgesagten Affären. Vor allem ältere männliche Kollegen würden sich durch solche Gerüchte manchmal geschmeichelt fühlen und sie darum absichtlich nicht dementieren, berichtet Nöll.
Laut Behrends hätten sie auch Bundespolitikerinnen von SPD, Grünen und der Linken kontaktiert, die ähnliches erlebt hätten.
Frank Henkel äußerte sich am Freitag nicht konkret zu den Vorwürfen und hat auch bisher nicht mit Jenna Behrends gesprochen. „Versuche einer Kontaktaufnahme durch den Kreisverband waren bislang leider erfolglos“, ließ Henkel mitteilen. Jenna Behrends sagte, sie wisse nichts von einer Kontaktaufnahme, wäre jedoch gerne zu einem Gespräch bereit.
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