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Frauenfeindlichkeit in der CDU: Jenna Behrends erhebt schwere Vorwürfe gegen Frank Henkel.
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Update

Nach der Berlin-Wahl: CDU-Politikerin wirft Senator Henkel Sexismus vor

Die Berliner CDU-Politikerin Jenna Behrends berichtet von Sexismus in ihrer Partei - und erhebt Vorwürfe gegen Senator und Parteichef Henkel. Der äußert sich nicht konkret. Der Bundestagsabgeordnete Lengsfeld weist Vorwürfe zurück.

Die CDU-Politikerin Jenna Behrends erhebt schwere Vorwürfe gegen ihre eigene Partei. Im populären feministischen Online-Magazin "Edition F" schreibt sie über Sexismus in der CDU und greift dabei auch einen im Artikel nicht namentlich genannten Senator scharf an (direkt zu "Edition F" geht es hier). "Warum ich nicht mehr über den Sexismus in meiner Partei schweigen will", schreibt Behrends, die am Sonntag für die CDU in die BVV Mitte gewählt wurde. "Wir müssen reden. Nein, nicht über das Wahlergebnis, sondern über dich. Darüber, wie du mit Frauen umgehst und deine Zukunft verspielst."

Dem Tagesspiegel nannte Jenna Behrends namentlich, gegen wen sie Vorwürfe erhebt: Es geht um Frank Henkel, Innensenator und Berliner CDU-Parteichef. Er führt die Partei nach der Wahlniederlage am Sonntag derzeit kommissarisch und vertrat sie auch in den Sondierungsgesprächen mit der SPD in dieser Woche.

Behrends berichtet, sie habe mit Sven Rissmann darüber gesprochen, dass sie von der alltäglichen Frauenfeindlichkeit in der CDU genervt sei. Daraufhin habe Rissmann, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, ihr ein Vier-Augen-Gespräch zwischen Frank Henkel und ihm im Vorfeld der Nominierungen für die BVV-Wahl geschildert. Henkel habe über Behrends gefragt: "Fickst Du die?" Auch berichtet Behrends von einer Begegnung mit Frank Henkel auf einem Parteitag. Behrends schildert, sie habe ihre heute dreijährige Tochter bei sich gehabt. Henkel habe zuerst das Mädchen als "kleine süße Maus" begrüßt - und dann Behrends als "große süße Maus" bezeichnet.

Frank Henkel: "Ich bin enttäuscht über Inhalt und Stil"

Frank Henkel ließ auf Anfrage zu den Vorwürfen erklären, er sei sehr verwundert über diesen Brief, "und auch ein bisschen enttäuscht über Inhalt und Stil".

Weiter erklärte Henkel am Freitagnachmittag auf Tagesspiegel-Anfrage: "Die CDU Mitte und ich als Kreisvorsitzender haben in der Vergangenheit immer wieder auch Quereinsteigern eine Chance gegeben. Dass Frau Behrends heute in der BVV sitzt, ist dafür ein gutes Beispiel. Auch bei der Abgeordnetenhauswahl und der letzten Bundestagswahl haben wir Quereinsteigern eine Chance gegeben, zum Beispiel Philipp Lengsfeld und Florian Noell. Wenn sich Frau Behrends mit mir austauschen will, steht ihr meine Tür wie jedem anderen Mitglied meines Kreisverbandes für ein Gespräch offen. Solche Dinge sollten nicht im Raum stehen bleiben, sondern geklärt werden. Versuche einer Kontaktaufnahme durch den Kreisverband waren bislang leider erfolglos."

Henkel äußert sich in dieser ersten Stellungnahme aber nicht konkret zu der Frage, ob die Äußerungen so gefallen sind oder ob die Darstellung aus seiner Sicht unwahr ist.

Sven Rissmann: "Ich kann mich nicht daran erinnern"

Am Freitagnachmittag äußerte sich auch Rissmann. Dem Tagesspiegel sagte er: "Es gab Gerüchte, dass Jenna Behrends und unter anderem ich etwas zusammen gehabt hätten. Über diese Gerüchte haben wir uns ausgetauscht. Ich bin von mehreren Parteimitgliedern darauf angesprochen worden. Es ist möglich, dass mich Frank Henkel auch darauf angesprochen hat." Zur konkreten Wortwahl, die Henkel ihm gegenüber gewählt haben soll, sagte Rissmann: "Die Wortwahl ("Fickst Du sie?") kann ich nicht bestätigen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass diese Worte gefallen sind."

"Bei Parteisitzungen kommen sexistische Bemerkungen immer wieder vor, nicht nur von Funktionären, sondern auch von einfachen Mitgliedern", sagte Behrends. Sie habe viele sexistische Anfeindungen erlebt und mit anderen Frauen gesprochen, die Ähnliches erlebt hätten. Sie wolle nun eine öffentliche Debatte anstoßen, zu einem Zeitpunkt, an dem sich die CDU ohnehin erneuern müsse. Mit ihren Versuchen, das Problem parteiintern zu thematisieren, habe sie nichts erreicht. Jenna Behrends ist 26 Jahre alt, angehende Juristin und nach eigener Auskunft seit April vergangenen Jahres CDU-Mitglied.

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"Es gibt sie, die tollen, großartigen Frauen in der CDU. Lassen wir sie nicht alleine."

In ihrem Beitrag schreibt Jenna Behrends auch von Erfahrungen der Ausgrenzung. Demnach habe sie die bisherige Kreisvorvorsitzende der Frauen Union gebeten, ihre Nachfolgerin zu werden; später sei davon keine Rede mehr gewesen. Und statt „sisters in crime“ zu werden, hätte die Frauen Union nur noch intern getagt. Sandra Cegla ist seit vier Jahren Vorsitzende der Frauen Union in Mitte. Sie wies auf Anfrage entschieden zurück, dass sie Behrends gebeten habe, ihre Nachfolgerin zu werden. Man habe die Parteikollegin mehrfach bei Intrigen erwischt und sie deshalb nicht mehr zu Treffen eingeladen. Cegla, Kriminalhauptkommissarin a.D. und offen in einer lesbischen Partnerschaft lebend, sagte zu Behrends Text, sie habe in ihrer Partei „diese Art von Sexismus noch nie wahrgenommen“. Diese Vorwürfe machten sie sehr stutzig. „Warum hat Frau Behrends nicht das Gespräch mit mir gesucht?“ Das sei „sehr schlechter Stil“. Und es gibt auch Stimmen in der CDU, die glauben, dass auf diese Art Kreischef Henkel demontiert werden soll.

Am Abend sagte Behrends, sie habe viele Reaktionen auf die Veröffentlichung bekommen. „Viele haben mir Mut zugesprochen.“ Aber es habe auch Kommentare gegeben, „dass ich die Partei verrate“.

Autorin Jenna Behrends fordert einen Wandel der Politik. Behrends schreibt: "Ich habe ihr (gemeint ist ihre Freundin; die Red.) nämlich nicht geraten wegzulaufen. Stattdessen habe ich sie ermuntert sich zu engagieren. Politik ist zu wichtig, um sie hauptsächlich alten Männern zu überlassen. Es gibt sie, die tollen, großartigen Frauen in der Union: Angela Merkel, Ursula von der Leyen, Elisabeth Winkelmeier-Becker, Nadine Schön und viele andere. Lassen wir sie nicht alleine, liebe Frauen. Lasst Politiker nicht über uns reden, sondern lasst uns Parteimitglied und Politikerinnen werden. Gemeinsam haben wir eine Chance: Wenn wir sie jetzt nutzen, dann können wir unser Land gemeinsam gestalten. Von dir, liebe Partei, erwarte ich dann zumindest eins: Behaupte nie wieder, du konntest deine eigene Frauenquote leider, leider nicht erfüllen, weil keine Frau kandidieren wollte."

Dem Tagesspiegel sagte Behrends, sie wolle sich wie geplant für ihre Partei in den kommenden fünf Jahren in der BVV Mitte engagieren und mithelfen, die CDU zu erneuern. Zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung kurz nach der Abgeordnetenhauswahl sagte sie, sie habe sich nicht dem Vorwurf aussetzen wollen, das Wahlergebnis der CDU negativ zu beeinflussen.

Der Blogeintrag ist seit dem Vormittag auch Thema in der CDU. Im Juni schrieb Behrends in einem Beitrag für die Huffington Post darüber, warum sie nie Parteimitglied werden wollte, sich nun aber trotzdem für die CDU engagiert.

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