Mehr Hilfe für Kinder in Not: Senatorin will zusätzliches Personal für Jugendämter
Die meisten Sozialarbeiter in Berlins Jugendämtern sind völlig überlastet. Sie können vielen Kindern und Familien, um die sich kümmern sollen, nicht gerecht werden. Das soll sich ändern. Jugendsenatorin Sandra Scheeres (SPD) und die zuständigen Stadträte der Bezirke wollen bis zu 160 neue Stellen durchsetzen.
Die Berliner Jugendhelfer haben schon viel versucht, um auf ihre Unterbesetzung hinzuweisen: Weiße Fahnen gehisst, Überlastungsanzeigen geschrieben, drastisch geschildert, dass der Kinderschutz in Gefahr ist. Eigentlich, sagen viele Sozialpädagogen, können sie sich nur noch um akute Notfälle kümmern, für Präventionsarbeit bleibe oft keine Zeit.
Die Einstellungsoffensive soll jährlich acht Millionen Euro kosten
Jetzt scheint es aber Hoffnung für die Sozialarbeiter der Jugendämter zu geben. Senatorin Sandra Scheeres (SPD) und die Jugendstadträte der Bezirke haben sich in der vergangenen Woche auf Maßnahmen geeinigt, mit denen die Bedingungen in den Behörden in den nächsten Jahren verbessert werden sollen. Bis zu 160 zusätzliche Stellen fordern sie, und mit dieser Vorgabe soll es in die Haushaltsberatungen für 2016/17 gehen. Rund acht Millionen Euro würde das kosten.
Ein Sozialarbeiter soll künftig maximal 65 Fälle betreuen
Bemerkenswert ist, dass das Konzept von Jugendsenatorin und Stadträten eine Fallbegrenzung pro Mitarbeiter vorsieht. Bisher gab es dafür keine klaren Vorgaben. Es war eigentlich nur klar, dass es zu viele Fälle waren. In Marzahn-Hellersdorf, das in den vergangenen Jahren einen hohen Zuzug an sozial schwachen Familien zu verzeichnen hatte, gebe es Mitarbeiter, die mehr als 100 Fälle betreuen, sagt Bezirksstadträtin Juliane Witt (Linkspartei). Das neue Konzept sieht eine Begrenzung auf 65 Fälle vor. Der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) geht das nicht weit genug, sie fordert eine Begrenzung auf 28 Fälle. „Was ist ein Fall? Da geht es ja um Familien, und es sind immer mehrere Personen beteiligt“, sagt ein Sprecher.
Die Zahl der gefährdeten Kinder hat stark zugenommen
Scheeres und die Stadträte betonen, dass die Aufgaben, Anträge und Fallzahlen in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen sind. Allein die Fälle von akuter Kindeswohlgefährdung seien seit 2012 um 25 Prozent gestiegen. Gleichzeitig seien aber in den Behörden viele Stellen wegen rigider Sparvorgaben abgebaut worden.
Auch in den Elterngeldstellen und bei den Kitagutscheinstellen soll es Begrenzungen geben. Höchstens 600 Elterngeldanträge soll eine Mitarbeiterin zu bearbeiten haben. Derzeit seien es in Friedrichshain-Kreuzberg 1300 – bei einer Wartezeit von 14 Wochen für die Antragsteller, sagt Bezirksbürgermeisterin und Jugendstadträtin Monika Herrmann (Grüne).
Viele Mitarbeiter kündigen bald wieder - wegen frustrierender Arbeitsbedingungen
Außerdem soll es eine bessere Unterstützung von jungen Mitarbeitern im Sozialdienst geben. Bisher verlassen 25 Prozent der neu eingestellten Sozialarbeiter die Behörde wieder, sagte Mittes Stadträtin Sabine Smentek (SPD). Das liegt zum einen an der Überlastung, wenig Zeit zur Einarbeitung bei hoher Verantwortung, aber auch an der schlechten Bezahlung. Das Anfangsgehalt von Sozialarbeitern in Jugendämtern beträgt in Berlin 2434 Euro brutto. In anderen Bundesländern sind es rund 300 Euro mehr. „Wir müssen auch an die Gehälter ran“, kündigte Scheeres an.
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