Covid-19 in Berlin: Senatorin sieht „Beginn einer Coronavirus-Pandemie“ in Europa
Berlins Regierender Bürgermeister lehnt flächendeckende Schließung von Schulen ab. Gesundheitssenatorin Kalayci bestätigt fünften Coronavirus-Patienten.
Die Zahl der Coronavirus-Infektionen in Berlin hat sich auf fünf erhöht. Es gebe zudem rund 200 identifizierte Kontaktpersonen, teilte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) am Dienstag in Berlin mit. Bis Montagabend waren drei Coronavirus-Infektionen in Berlin bekannt, es wurden am Dienstag dann zunächst zwei neue Fälle diagnostiziert.
Bei den fünf Infizierten handele es sich um eine Frau und vier Männer, darunter ein Lehrer aus Marzahn-Hellersdorf und ein Arzt einer Neuköllner Tagesklinik. Der fünfte, nun neu bekannt gewordene Patient, ist ein Mann aus Tempelhof-Schöneberg. Mehrere Kontaktpersonen der Erkrankten seien kontaktiert und isoliert worden; sie sollten getestet werden. Kalayci sprach vom „Beginn einer Coronavirus-Pandemie“ in Europa.
Alle Infizierten weisen einen Zusammenhang mit Reisen auf
Bei den Infizierten sei ein Zusammenhang mit Reisen festzustellen, erklärte Kalayci. Eine weitere Auffälligkeit sei, dass die fünf Fälle nichts miteinander zu tun hätten. Mit einem schnellen Ende sei nicht zu rechnen. Es sei nicht davon auszugehen, dass es nur um wenige Wochen gehe. „Es kann durchaus passieren, dass wir mehrere Jahre mit dem Virus leben müssen. Keiner kann die Ausbreitung verhindern.“
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Die in Nordrhein-Westfalen lebenden Eltern des ersten bekannten Berliner Coronavirus-Patienten sind nicht infiziert. Tests seien negativ ausgefallen, sagte Gesundheitssenatorin Kalayci. Zu den weiteren Kontaktpersonen lägen noch keine Ergebnisse vor. Im Falle des 22-Jährigen waren 60 Kontaktpersonen identifiziert worden. Die Eltern hatten ihren Sohn in Berlin besucht.
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In diesem Zusammenhang sagte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), dass er die Absage von Veranstaltungen für einen möglichen Weg halte, um eine stärkere Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Von Veranstaltungen mit vielen Besuchern gehe ein besonderes Risiko aus.
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„Wir reagieren sachgerecht und mit Besonnenheit“, ergänzte Müller. Es sei wichtig, kein Risiko einzugehen. In diesem Zusammenhang sprach Müller von „erheblichen finanziellen Folgen“, sowohl für Firmen als auch für das Land. So gebe es bei der Messe wegen der ITB-Absage „große Schäden“, berlinweit erwarte er zudem Steuerausfälle wegen ausbleibender Besucher.
Keine flächendeckende Schließung von Schulen
Eine flächendeckende Schließung von Schulen lehnt er aber ab. „Wir müssen reagieren auf diese besondere Situation, auch mit der Absage von Veranstaltungen“, sagte er. Es sei richtig, dass Schulen direkt Maßnahmen ergriffen hätten, so Müller. Trotzdem sei man sich im Senat einig darüber, dass man schnell zu einem „normalen, geordneten Schulbetrieb“ zurückkehren wolle.
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„Es kann keine flächendeckende Lösung sein, dass wir den Schulbetrieb einstellen.“ Vielmehr solle gezielt auf die Menschen reagiert werden, die sich mit dem Virus infiziert hätten. In Berlin hatten mehrere Schulen ihren Betrieb eingestellt. Das öffentliche Leben müsse aber weitergehen, so Müller. Außerdem warnte er vor Großeinkäufen: „Es gibt keinen Grund für Hamsterkäufe, das sagen uns alle Experten.“ (dpa/Tsp)