Tempelhofer Feld: Senat verschiebt Konzept zur Blumenhalle
Täglich kommen nur noch 50 Flüchtlinge nach Berlin – in den Flughafen-Hangars gibt es 600 freie Betten. Dennoch soll der Ausbau zum Aufnahmezentrum weitergehen.
Die Lage in der größten Notunterkunft der Stadt entspannt sich. In den Hangars des ehemaligen Flughafens Tempelhof sind derzeit nur noch 1700 Flüchtlinge untergebracht, bestätigte die Senatsverwaltung für Soziales. 600 Plätze seien nicht belegt, würden aber weiter als Reserve vorgehalten. Besonders Familien und anerkannte Asylbewerber seien in andere, besser ausgestattete Unterkünfte umgezogen, sagte Regina Kneiding, Sprecherin der Sozialverwaltung.
Statt 1000 Flüchtlinge am Tag wie zeitweise im vergangenen Herbst kommen täglich nur noch etwa 50 Schutzsuchende in Berlin an. Sie reisen individuell, Züge mit hunderten Asylbewerbern aus Bayern werden in dieser Woche nicht mehr erwartet. Der Ausbau des Flughafengebäudes inklusive Vorfeld zum zentralen Aufnahmezentrum mit Berufsberatung, Gesundheitsversorgung, sozialen Diensten und einer Außenstelle des Bundesamts für Migration geht aber weiter, versicherte Kneiding, „das hat nichts mit der Zahl der Flüchtlinge zu tun“. Mittelfristig soll die Erstaufnahme in den Sporthallen an der Glockenturmstraße aufgegeben werden. Darauf drängt besonders der Landessportbund.
„Es gibt noch Abstimmungsbedarf“
Ein wichtiger Baustein für das Aufnahmezentrum ist die sogenannte Blumenhalle, die inzwischen auf dem Vorfeld errichtet wurde. Für den Innenausbau gibt es ein Nutzungskonzept, das allerdings am Dienstag nicht wie verabredet vom Senat beschlossen wurde. „Es gibt noch Abstimmungsbedarf“, sagte Kneiding. Was genau strittig ist, ließ sie offen.
Das Konzept wurde von der Jugendverwaltung in Kooperation mit zwei Architekturbüros erarbeitet. Es soll vor allem Sportangebote geben, außerdem Räume für Jugendarbeit und größere Versammlungen oder Feste. Tanz, Theater, Pantomime und künstlerisches Gestalten gehören zum Programm der Halle. In einem der drei Hallenschiffe werden Werkstätten-Container aufgestellt. Im mittleren Hallenschiff ist ein Indoor-Garten vorgesehen, um das betonierte Vorfeld mit etwas Grün aufzulockern und Platz für Erholung zu bieten. Der Innenausbau der Halle soll rund 650 000 Euro kosten.
Bis zu 7000 Plätze in Tempelhof
Für den Ausbau ist jedoch ein Bauantrag nötig, der die Umsetzung erheblich verzögern wird. Deshalb soll bis zum Sommer eine Zwischennutzung organisiert werden, vor allem Sportangebote für Jugendliche, dafür stehen 250 000 Euro zur Verfügung. Die Blumenhalle soll als Teil der Notunterkunft ebenfalls vom Unternehmen Tamaja betrieben werden.
Im Masterplan zum Aufnahmezentrum ist ein Ausbau der Kapazität in Tempelhof auf bis zu 7000 Plätze vorgesehen. Auf dem Vorfeld und am Rand sollen verschiedene Hallen und Flächen für Sport, Bildungs- und Freizeitaktivitäten errichtet werden. Auch eine Kita ist geplant. Ob dieser Flüchtlings-Campus so umgesetzt wird, ist wegen der stark gesunkenen Flüchtlingszahlen derzeit offen. Hangars und Leichtbauhallen gelten als Notlösung, solange feste Unterkünfte fehlen. Mit dem Programm zum Bau von weiteren Containerdörfern für rund 15 000 Flüchtlinge und modularen Bauten für rund 24 000 Bewohner erhöhen sich die Kapazitäten erheblich, aber frühestens ab Sommer.
Angebote bis Ende März
Die Berliner Immobilienmanagement (BIM) hat die Lieferung von 7300 Wohncontainern ausgeschrieben; bis zum 29. März können Angebote abgegeben werden. Wie viele Angebote eingegangen sind, dazu wollte sich die BIM nicht äußern. „Das Verfahren ist streng vertraulich“, sagte eine Sprecherin.
Im Stadtteilmagazin „ecke köpenicker“ gewährt Ephraim Gothe, zuständig für die neuen Flüchtlingsunterkünfte, dennoch einen ersten Einblick: „Bei uns gehen genügend Angebote aus allen Teilen der Erde ein, zuletzt zum Beispiel über 500 Wohncontainer, die ursprünglich für die Erdölexploration in Sibirien gefertigt wurden, wegen des Ölpreisverfalls jetzt aber nicht eingesetzt werden.“
Diese Container wären zumindest gut gedämmt und allemal tauglich für den Berliner Winter. Was sie kosten sollen, verriet Gothe nicht.