Schutz der Wasserqualität: Senat unterstützt Hundeverbot am Schlachtensee
Landespolitiker befürworten das vom Bezirk geplante Hundeverbot an Schlachtensee und Krummer Lanke. Anderswo gibt es keine so massiven Probleme, aber ebenfalls viele Beschwerden über Hunde.
Einige Hundebesitzer sind über die Entscheidung empört, viele hundelose Berliner erleichtert. Die vom Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf beschlossene Sperrung der Uferwege an Schlachtensee und Krummer Lanke für Hunde wird heftig diskutiert – und von der Landespolitik gutgeheißen. Im Stadtentwicklungsausschuss des Abgeordnetenhauses sagte Umweltstaatssekretär Christian Gaebler (SPD), seine Verwaltung sei sich mit dem Bezirk darüber einig, dass an den beiden Seen „die Grenze des Hundeauslaufgebiets auf den Höhenweg verlegt wird“.
Die Ufer der beiden Badeseen sollen Hunde ab Mitte Mai auch angeleint nicht mehr betreten. Gaebler sagte, die Ufer dürften „nicht schleichend den Hunden überlassen“ werden. Die Sorge von Hundehaltern vor zu starken Einschränkungen sei unbegründet: Zusammen mit den Auslaufgebieten am Grunewaldsee, wo die Hunde auch weiter baden dürfen, liege im Südwesten das „größte Hundeauslaufgebiet Deutschlands“.
Badende Hunde übertragen kaum Krankheiten
Handlungsbedarf bestehe deshalb, weil Schlachtensee und Krumme Lanke ihre „Badewasserqualität“ behalten und nicht wie der Grunewaldsee durch Hundekot belastet werden sollten. Problematisch sei die Erhaltung der Wasserqualität deshalb, weil die BSR nicht für die Wälder zuständig ist, so dass die Hinterlassenschaften der Vierbeiner oftmals liegen blieben. Die Aufstellung von Hundekotbehältern reiche als Abhilfe nicht aus, weil diese von Flaneuren und Badenden auch zur Entsorgung anderer Abfälle genutzt würden.
Als direkte Krankheitsüberträger kommen Hunde nach Einschätzung mehrerer Veterinäre kaum in Betracht. So sieht es auch das Institut für Parasitologie der Tierklinischen Fakultät der FU: „Aus parasitologischer Sicht spricht nichts dagegen, dass Hunde im See baden“, sagte der Experte und Tierarzt Ard Nijhof auf Nachfrage.
Allerdings leidet die Wasserqualität unter Fäkalien, die bei Regen von den Ufern in die Seen gespült werden.
Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) sagte im Parlament, dass es „gemessen an der Hundedichte zu wenig Auslaufgebiete gibt“. Deshalb sei der Druck im Südwesten der Stadt besonders groß. Er halte es daher für „sinnvoll, auch in anderen Gebieten der Stadt Auslaufgebiete einzurichten“. Es gelte, eine „stadtweit befriedigende Lösung“ zu finden. Bisher konzentrierten sich die Auslaufgebiete auf den Grunewald als größte der insgesamt in Berlin bestehenden Auslaufflächen für Hunde von 1250 Hektar.
Sieben der anderen acht Auslaufgebiete liegen ebenfalls in den westlichen Bezirken, eines in Pankow. Hinzu kommen drei spezielle Flächen auf dem Tempelhofer Feld. Das Problem an den Grunewaldseen ist alt – und offenbar singulär. Seit Jahren klagen die Forsten über massive Erosion an den teils steilen Hängen oberhalb der Ufer, weil Hunde Baumwurzeln ausgraben. Immer wieder mussten Areale zeitweise umzäunt werden, „um Wunden zu heilen“, sagt ein Sprecher. Das Gros der Probleme werde von Hunden verursacht, obwohl auch Menschen der Natur zusetzten. Das gilt an den Grunewaldseen vor allem für ausufernd feiernde Jugendgruppen, anderswo seien eher Mountainbiker ein Problem. Die hundebedingten Probleme gebe es in diesem Ausmaß aber an keinem anderen Gewässer.
Der Bello-Dialog
Das einzige weitere Auslaufgebiet mit Wasserzugang befindet sich in Pichelswerder an der Havel und ebenfalls im Bereich der Forsten. Für die anderen Gewässer in Spandau sind nach Auskunft des Bezirksamts keine speziellen Probleme bekannt. Anders ist die Situation in Pankow, wo Ordnungsstadtrat Torsten Kühne (CDU) von „flächendeckenden Nutzungskonflikten“ in Grünanlagen sowie von regelmäßigen Bürgerbeschwerden berichtet, weil Hunde vom nahen Auslaufgebiet Arkenberge Tiere und Pflanzen in einem als Biotop geschützten Gewässer stören und Besucher belästigen. Und „im Park um den Weißen See herum sind die üblichen Beschwerden gegenüber Hunden zu verzeichnen“. Probleme mit der Wasserqualität und hundebedingten Schäden an der Ufervegetation gebe es dort aber nicht.
Der Tierschutzbeauftragte des Landes, Horst Spielmann, bedauert die „Einzellösung“ von Steglitz-Zehlendorf, weil mit der Neufassung des Hundegesetzes auch die Auslaufgebiete neu geregelt werden sollen. Der Gesetzentwurf befindet sich nach jahrelangem „Bello-Dialog“ laut der Justizverwaltung noch in der Abstimmung. An den grundsätzlichen Regeln werde sich wohl nichts ändern, heißt es. Zu diesen Regeln gehört, dass Hunde auf Kinderspielplätzen sowie gekennzeichneten Liegewiesen und Badestellen verboten sind. Und in Grünanlagen, Parks und Wäldern außerhalb der beschilderten Auslaufgebiete besteht ebenso Leinenzwang wie „in Fußgängerzonen sowie auf öffentlichen Straßen und Plätzen mit Menschenansammlungen“. Ob die Regeln irgendwann durchgesetzt werden, ist offen.