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Das Sport- und Erholungszentrum SEZ verfällt langsam.
© dpa

SEZ in Berlin-Friedrichshain: Senat macht Pläne - ohne den Eigentümer

Der Abriss des Sport- und Erholungszentrums SEZ ist ausgemachte Sache, ansonsten ist fast alles strittig. Der DDR-Freizeittempel rottet erstmal weiter vor sich hin.

Unter den Beinahe-Ruinen nimmt der Stadt das Sport- und Erholungszentrums an der Landsberger Allee (SEZ) eine besonders traurige Rolle ein. Der Sportbetrieb läuft seit Jahren weiter, doch in der öffentlichen Wahrnehmung ist der großzügige Freizeittempel aus DDR-Tagen längst aufgegeben, dem Abriss geweiht. Bausenator Andreas Geisel (SPD) hat jetzt erste Entwürfe für eine Neubebauung vorgelegt. Nicht für den allgemeinen Gebrauch, sondern für die Mitglieder der IHK. Die Industrie- und Handelskammer hat den Bebauungsplan 2-43 aber einfach mal ins Internet gestellt.

Die Planer möchten auf dem Areal zwischen Danziger Straße, Langenbeckstraße und Landsberger Allee das Raster der Vorkriegsbebauung zumindest teilweise wiederherstellen, 600 bis 800 Wohnungen sind das Ziel. Der Blockrand soll entlang der Straßen geschlossen werden, um einen lärmgeschützten Innenbereich für locker gruppierte Wohnhäuser und eine Schule zu schaffen. Fünf Geschosse sind geplant, als Marker an der Kreuzung ist ein kleiner zehngeschossiger Turmbau vorgesehen.

Eigentümer klagt gegen den B-Plan

Außen sind Arkaden geplant, mit Geschäften im Erdgeschoss. Darüber sollen Wohnungen entstehen, mit Schallschutzfenstern gegen den Straßenlärm gewappnet. Das erinnert stark an die ehemaligen Baupläne des SEZ-Eigentümers Rainer Löhnitz, mit denen er im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg jahrelang keinen Erfolg hatte. Um die gegenseitige Blockade aufzulösen, zog der Senat die Planungen an sich. Doch Löhnitz ließ sich nicht besänftigen. Er klagt gegen die Veränderungssperre, die der Senat verhängt hat, um einen B-Plan erarbeiten zu können. "Ich bin bis heute nicht an dem Verfahren beteiligt worden", sagte Löhnitz dem Tagesspiegel.

Das SEZ Sport- und Erholungszentrum im April 2003, da sah noch alles nach einer Zukunft aus.
Das SEZ Sport- und Erholungszentrum im April 2003, da sah noch alles nach einer Zukunft aus.
© Kai-Uwe Heinrich

In dem jetzt bekannt gewordenen Entwurf wird indirekt auf Löhnitz Bezug genommen: Auf Seite 55 heißt es, das „Sockelgebäude“ werde eine Tiefe von 40 Metern haben, um „die Voraussetzungen zu schaffen damit der Eigentümer seine Verpflichtungen in Bezug auf Sport- und Freizeitnutzungen aus dem Kaufvertrag erfüllen kann.“ Löhnitz erwarb das SEZ 2003 vom Land für einen Euro und versprach dafür, den Badebetrieb wiederaufzunehmen, wozu es nie kam. Doch im Kaufvertrag findet sich dazu nur eine schwammige Formulierung.

Sozialwohnungen statt Badebetrieb

Jahre vergingen, ohne dass der Senat auf die Wiederherstellung des SEZ samt Schwimmhalle pochte. Auch Geisel möchte das SEZ nicht retten. Er suchte nach Grundstücken für innerstädtischen Wohnungsbau, daher kamen ihm Löhnitz’ Pläne gelegen. Der Leipziger Investor sieht allerdings nicht ein, warum er 25 Prozent Sozialwohnungen und eine Schule bauen soll. Auf dem Grundstück gebe es auch ohne B-Plan Baurecht, sagt Löhnitz, also sollte sich Geisel besser gar nicht einmischen.

Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) prüft seit einem Dreivierteljahr, ob das Land den Kaufvertrag mit Löhnitz rückabwickeln könnte. Die Prüfung sei noch nicht abgeschlossen, sagte ein Sprecher. Offenbar stehen die juristischen Aussichten eher schlecht. Löhnitz verteidigt seinen Besitz mit allen gebotenen Mitteln, schickt sich sogar an, das „Berliner Baulandmodell“ mit der Zwangsfestsetzung von 25 Prozent Sozialwohnungen gerichtlich zu Fall zu bringen. Bis zur neuen Siedlung am alten SEZ ist es also noch ein langer Weg. Eine Festsetzung des Bebauungsplans soll Ende 2017 erfolgen, erklärt die Bauverwaltung.

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