Berliner Staatssekretär für Wohnen: Sebastian Scheel soll Holm-Nachfolger werden
Drei Wochen nach dem erzwungenen Rücktritt von Andrej Holm hat Senatorin Lompscher nun eine Alternative gefunden. Der neue Staatssekretär kommt aus Sachsen.
Sebastian Scheel (41) soll neuer Staatssekretär für Wohnen werden. Das teilte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen am Dienstagmittag mit. Demnach will Senatorin Katrin Lompscher (Linke) Scheel in der nächsten Woche dem Senat vorschlagen und nach der Zustimmung am 22. Februar ernennen.
Anders als der zurückgetretene Andrej Holm, der wegen seines Umgangs mit seiner Stasi-Vergangenheit in die Kritik geraten war, kann Sebastian Scheel auf einige Verwaltungs- und politische Erfahrung zurückblicken. Der gebürtige Brandenburger war für die Linke bereits Abgeordneter im Leipziger Stadtrat und ist seit 2004 Mitglied des Sächsischen Landtags. In der vergangenen Wahlperiode war er Vorsitzender des Haushalts- und Finanzausschusses. Scheel ist aktuell Parlamentarischer Geschäftsführer der Links-Fraktion im Sächsischen Landtag und Mitglied im Präsidium des Sächsischen Landtages. Dieses Amt soll er bis zu seiner Ernennung behalten.
Scheel hat den Ruf eines Salon-Sozialisten
Scheel beerbt damit den parteilosen Andrej Holm, der nur wenige Wochen nach seiner Ernennung zurücktreten musste und damit die erste rot-rot-grüne Regierungskrise auslöste. Danach hatte man offenbar nach einem unproblematischen Kandidaten gesucht. Aber auch Scheel erregte im vergangenen Jahr öffentliches Aufsehen, als er im sächsischen Landtag sagte: „Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch!“ Er zitierte damit zwar nur die Grünen-Legende Joschka Fischer, der diesen Satz schon 1984 kreierte. Trotzdem handelte er sich mit seiner Attacke gegen den christdemokratischen Landtagspräsidenten Matthias Rößler einen Ordnungsruf ein. Normalerweise gilt Scheel aber als ein Mann mit geradezu bürgerlichem Habitus.
Denn Scheel eilt der Ruf des Salon-Sozialisten voraus. Er trägt Anzüge von Calvin Klein, eine Designerbrille und italienische Schuhe, und er mag teure Autos. Der Staatssekretär in spe gilt in der eigenen Partei als Realo, gut geerdet im politischen Tagesgeschäft, aber auch sehr von sich überzeugt. Vor der Landtagswahl 2014 in Sachsen brachte sich Scheel selbst als Herausforderer der Linken gegen den Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich (CDU) ins Gespräch. Das blieb ebenso erfolglos wie eine Kandidatur im Wahlkreis Meißen bei der letzten Bundestagswahl.