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Unterricht im Klassenzimmer, Archivbild.
© Philipp von Ditfurth/dpa

„Kurzschlussreaktion“ und „falsches Signal“: Schulpsychologen fordern Rückkehr zur Präsenzpflicht in Berlin

Lerndefizite, seelische Notlagen, Selbstmordgefährdung: Berliner Schulpsychologen befürchtet durch die Aufhebung der Präsenzpflicht schwere Langzeitfolgen.

Der Landesverband Berliner Schulpsychologen erwartet durch die Aussetzung der Präsenzpflicht an Berliner Schulen (T+) bis Ende Februar ähnliche langfristige Folgen wie durch die Monate des Lockdowns.

Während der Schulschließungen hätten sich insbesondere bei Kindern aus sozial benachteiligten Familien Lerndefizite aufgebaut, die zum Teil bis heute nicht aufgeholt werden konnten, schrieb Verbandschef Matthias Siebert in einer Pressemitteilung.

Siebert spricht von einem „deutlichen Anstieg an psychischen Belastungen, seelischen Notlagen bis hin zu vermehrt gemeldeter Suizidalität“. Viele der damals betroffenen Schüler:innen würden auch heute noch nur sehr unregelmäßig zum Unterricht erscheinen und befänden sich zum Teil in psychotherapeutischer oder psychiatrischer Betreuung.

Aus der Sicht seines Verbandes solle die Präsenzpflicht deshalb so schnell wie möglich wieder eingesetzt werden. „Die Teilnahme am Unterricht in der schulischen Gemeinschaft sollte so kontinuierlich wie möglich gewährleistet werden, um weitere Spätfolgen zu verhindern.“

Befürchtungen, wonach die Abschaffung der Präsenzpflicht zu massivem Fortbleiben führen und ein Schritt zum Ende des Präsenzunterrichts sein könnte, bestätigten sich bislang nicht. Am Dienstag waren die meisten Klassenzimmer ähnlich gefüllt wie sonst. Aus Neukölln sei ihr eine Quote von ein bis drei Prozent im Distanzunterricht gemeldet worden, teilte Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) mit.

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Matthias Siebert zweifelt nicht daran, dass viele Eltern ihre Kinder weiter in die Schule schicken. Dennoch sieht er in dem Schritt des Senats eine "Kurzschlussreaktion" und ein "falsches Signal".

Mitunter komme die Botschaft bei den Eltern so an, dass Präsenz nun nicht mehr so wichtig sei. Viele Schulen hätten jedoch kaum personelle Ressourcen, um nun die Schüler:innen im Distanzunterricht parallel zu begleiten.

Die Schule sei in der Pandemie ein relativ sicherer Ort, betont Siebert. "Angst ist selten rational", sagt der Schulpsychologe zu Befürchtungen, sich in der Schule anzustecken. Aus seiner Erfahrung deuteten viele Berichte eher darauf hin, dass sich Schüler:innen zum Beispiel bei privaten Treffen anstecken würden.

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