Es brodelt an Berlins Schulen: Schulleiter und Eltern beklagen Test-Chaos
Gefährdungsanzeigen, offene Briefe und Zweifel an der Rechtmäßigkeit von Senatsvorgaben: So ist die Stimmung zum Schulbeginn nach den Osterferien.
Zum Ende der Osterferien haben sich Schulen und Elternvertretungen mit Protestschreiben an Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) gewandt. Im Mittelpunkt der Kritik stehen offene Fragen zur Corona-Testsituation.
Einzelne Schulleitungen griffen nach Informationen des Tagesspiegels zum Mittel der Remonstration und bekundeten damit gegenüber ihren Vorgesetzten, dass sie an der Rechtmäßigkeit der Vorgaben zweifeln. Andere schrieben Gefährdungsanzeigen.
Die meisten Fragen und Klagen betreffen die Sicherheitslage. Angesichts fehlender Tests oder fehlenden Test-Personals wird bezweifelt, dass der Präsenzunterricht ohne Gesundheitsgefährdung beginnen könne. Eine Schulleiterin beanstandete zudem, dass die chemischen Substanzen einer der Tests nicht für die Benutzung durch Grundschüler:innen geeignet sei.
Eine Amtskollegin wies darauf hin, dass die Abiturienten – anders als von Scheeres verkündet – keineswegs ihre Schulveranstaltungen beendet hätten, wenn am 19.April die Siebt- bis Neuntklässler zurückkämen.
Besonders verunsichert sind Schulen und Eltern darüber, dass rund 150.000 Schüler:innen am Montag erwartet wurden, ohne dass alle Schulen vorher Selbsttests verteilen konnten:
Auch über die Hotline sei es nicht gelungen, genügend Tests zu bekommen, geschweige denn, sie vorher an die Schüler:innen zu verteilen, bestätigte Gunilla Neukirchen von der GEW-Schulleitervereinigung. Das sei „unverantwortlich“. An ihrem Beethoven-Gymnasium in Lichterfelde hätten „mehr als ein Dutzend“ Beschäftigte Gefährdungsanzeigen geschrieben.
Zu den Schulen, deren Leitungen remonstrierten, gehören das Steglitzer Fichtenberg-Gymnasium und das Lichterfelder Goethe-Gymnasium.
Lehrkräfte warten noch auf Test-Schulungen - andere testen längst
Während etwa an der Charlottenburger Friedensburg-Schule sogar die Schüler:innen am Montagmorgen kurzerhand durchgetestet wurden, um für mehr Sicherheit zu sorgen, beklagten andere Schulleiter, ihnen fehle für die Testung der Beschäftigten externes Personal oder entsprechende Schulungen.
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Viel Unverständnis löste zudem das ab 19. April geplante Verfahren aus, wenn die Schüler:innen verpflichtend durch Pädagog:innen an den Schulen getestet werden sollen. Wie berichtet gibt es auch in der SPD-Fraktion Zweifel an diesem Vorhaben, die dafür lieber Externe verpflichten möchte.
Köpenicker Eltern und ein Protestbrief mit Vorbild
Die Eltern der Bohnsdorfer Schule am Buntzelberg mahnten in einem sechsseitigen offenen Brief, die kurzfristigen Informationen der Bildungsverwaltung führten zu „organisatorischen Schnellschüssen und absurden Situationen und damit zur Gefährdung der Kinder und des Personals an den Berliner Schulen“.
Ausdrücklich wiesen die Buntzelberg-Eltern darauf hin, dass sie sich in ihrem Briefe an einem Schreiben bayerischer Eltern orientiert hatten. In Bayern hatten in der Vorwoche auch die Lehrkräfteverbände gegen die Schulöffnungen protestiert.
Ruhiger ist die Lage hingegen in Österreich, wo schon im Februar zu Corona-Selbsttests unter Aufsicht der Pädagog:innen übergegangen war: Hier hat sich das Verfahren eingespielt.