Berliner Sanierungsstau: Schulbauchaos: Bis der Betriebsarzt kommt
Die Spandauer Carlo-Schmid-Schule ist seit vier Jahren Baustelle. Lehrer- und Elternbeschwerden rufen nun die Senatorin auf den Plan.
Mit Ohrenschützern, Atemschutzmasken und Bauhelmen wollen Lehrer der Spandauer Carlo-Schmid-Schule an diesem Dienstag gegen erschwerte Arbeitsbedingungen und Gesundheitsgefahren protestieren – und treffen damit auf einiges Verständnis. Zwar betonte Bezirksbürgermeister und Bildungsstadtrat Helmut Kleebank (SPD), dass keine Schadstoffe gemessen worden seien. Allerdings sei die Situation an der Schule, die ein „Opfer des Sanierungsrückstaus“ sei, tatsächlich schwierig.
Zu spät wurde ein Container aufgestellt
„Mit besserer Planung müssen vermeidbare Belastungen künftig verhindert werden“, sagte Kleebank am Montag. Zu den Versäumnissen zählt, dass erst im Sommer – mit vier Jahren Verspätung – ein Container aufgestellt wurde, um Unterricht auszulagern und so dem Baulärm zu entgehen. „Ich habe Verständnis für den Unmut der Kollegen, weil schon so viele Jahre gebaut wird“, sagte auch Schulleiterin Bärbel Pobloth. Zum Baulärm komme der Baustellenschmutz.
Jetzt soll ein Betriebsarzt kommen
Inzwischen hat auch die Bildungsbehörde den Ernst der Lage erkannt: Einen Tag vor dem – im Tagesspiegel angekündigten – Protest bekam das Kollegium Post von der Referatsleiterin der Schulaufsicht. In Aussicht gestellt wurde in dem Schreiben eine „Vor-Ort-Begehung“ der Gesellschaft für Betriebsmedizin und Arbeitsschutz mitsamt einem Betriebsarzt sowie die Zustimmung zu einem weiteren Studientag zur „Gesundheit am Arbeitsplatz“.
Auch die Senatorin hat sich angekündigt
Zudem hat Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) für den 18. Dezember ihren Besuch in der Schule angekündigt. Das sei aber schon "vergangene Woche vereinbart" worden, heißt es dem Schreiben - somit also schon bevor der Personalrat den Protest publik machte. Anlass für die Besuchsentscheidung war offenbar die Situation an der Schule nach dem Wasserschaden mitsamt Deckeneinsturz im Foyer zum Ende der Herbstferien: Angesichts der baulichen Vorgeschichte der Schule hatte dieser Deckeneinsturz zu großer Verunsicherung und gesteigerter Empörung bei Lehrern und Eltern geführt, sodass nach den Ferien für zwei Tage die Schule ausfiel. Die Senatorin wolle sich "ein Bild von den gegenwärtigen Bedingungen für Lernen und Lehren" machen, heißt es zur Begründung.
"Das wurde auch Zeit", kommentierte am Montag ein Mitarbeiter der Schule Scheeres' Besuchsplan: Immerhin sei es inzwischen neun Monate her, dass sich das Kollegium mit einem Brandbrief an die Senatsverwaltung gewandt habe. Wie berichtet, war es in diesem Schreiben auch um einen Schimmelpilzfund gegangen. Das Bezirksamt hatte daraufhin eine Messung in Auftrag gegeben, die aber negativ ausfiel.
Ein Baustopp verschärfte die Lage
Es gibt aber noch weitere Sorgen, darunter die Kälte infolge der Bauarbeiten: Teile der Deckenplatten wurden entsorgt. Darunter leidet auch die Akustik. Die Bauarbeiten haben sich zuletzt deshalb hingezogen, weil die beauftragte Firma aus dem Projekt ausstieg. Seit einem Baustopp baut das Hochbauamt selbst.
Wann die 17-Millionen-Euro-Grundsanierung beginnt, ist noch unklar. „Wir wollen Aufmerksamkeit für die Probleme erzeugen und erreichen, dass die Grundsanierung schneller beginnt,“ begründet Personalrat Arne Schaller die Aktion.