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Immer mehr gewalttätige Übergriffe an Berliner Schulen.
© dpa

Neue Zahlen für Berlin: Hohe Gewaltkonzentration an einzelnen Schulen

Die Zahl der gemeldeten Übergriffe in Schulen sind im letzten Schuljahr deutlich gestiegen. Förderzentren sind offenbar besonders betroffen.

An den Förderschulen sind Schüler und Lehrer am stärksten gefährdet, in einen gewalttätigen Übergriff verwickelt zu werden: Bei ihnen gab es im vergangenen Schuljahr 25 Fälle auf 1000 Schüler. Zum Vergleich: An den Grundschulen waren es neun, an den Sekundarschulen acht, an den Gymnasien und Berufsschulen weniger als ein Fall auf 1000 Schüler. Dies teilte die Bildungsverwaltung am Montag auf Anfrage mit. Zudem gab es gemessen an der Gesamtschülerzahl einen Anstieg der gemeldeten Gewaltvorfälle um rund zwölf Prozent auf 2475.

Die Bildungsverwaltung weist darauf hin, dass die Hälfte der Meldungen „auf nur 68 Schulen zurückzuführen ist“. Das bedeutet, dass fünf bis zehn Prozent der Schulen besonders belastet sind - mit durchschnittlich 17 Meldungen im Jahr. Der Spitzenwert lag bei 46 Vorfällen an einer einzigen Schule. Um welche Schule es sich dabei handelt, wollte die Bildungsverwaltung nicht sagen. Offenbar will sie vermeiden, dass die Schulen künftig von Gewaltmeldungen absehen, um ihren Ruf nicht zu gefährden. Unter diesen 68 Schulen sind 40 Grundschulen, elf Förderzentren und 17 Integrierte Sekundarschulen.

Um 30 Prozent deutlich gestiegen ist die Zahl der Übergriffe auf Lehrer und sonstiges Schulpersonal. Die Schulen meldeten 560 solcher Vorfälle. Diese Tendenz hatte sich schon zum Schulhalbjahr abgezeichnet. Selbst jüngere Schüler machen vor den Erwachsenen nicht halt: Betrachtet man diese Übergriffe nach Schulart, werden von den Grundschulen mit 57 Prozent die meisten Übergriffe auf Schulpersonal gemeldet, gefolgt von jeweils 20 Prozent aus Förderzentren und den Integrierten Sekundarschulen. Gymnasien und Berufliche Schulen spielen bei diesen Übergriffen kaum eine Rolle.

Die meisten Schüler und Schülerinnen sind online und in sozialen Netzwerken aktiv. Ausgrenzung ist dort eine Form des Mobbings.
Die meisten Schüler und Schülerinnen sind online und in sozialen Netzwerken aktiv. Ausgrenzung ist dort eine Form des Mobbings.
© Mike Wolff

Wenn man die Bezirke im Einzelnen betrachtet, zeigt sich, dass Mitte mit 14 Prozent der Meldungen an der Spitze steht. Es folgen Lichtenberg (13 Prozent) und Neukölln sowie Treptow-Köpenick mit je zehn Prozent. Möglicherweise gebe es einen Zusammenhang mit der „soziokulturellen Struktur“ im jeweiligen Bezirk, merkt die Schulbehörde an. Dies erklärt aber nicht die hohen Zahlen im sozial besser gestellten Treptow-Köpenick. Hier dürfte dann eher eine Rolle spielen, dass es in den Schulen auch unterschiedlich hohe Toleranzschwellen gibt. Anders ausgedrückt: Hier melden Lehrer Vorfälle, die andernorts intern geregelt werden. Nach wie vor ein großes Problem ist auch das Cybermobbing, also das Mobben im Netz. Eine Spielart ist dabei die Ausgrenzung aus sozialen Netzwerken.

Auffällig ist auch, dass die Schulen in ganz Berlin nicht nur meldepflichtige Vorfälle der Behörde bekannt geben, sondern auch leichtere Übergriffe wie Beleidigungen und Drohung oder auch nur Haare ziehen, was eigentlich nicht gemeldet werden müsste. Dies betrifft weit über die Hälfte aller Vorfälle und macht den Großteil der Steigerung aus. Wenn man diese Fälle außer Acht lässt, bleiben noch rund 800 mittelschwere Fälle wie Bedrohungen und schwere körperliche Gewalt sowie 20 schwere Fälle. Dazu zählen Suizide. Angesichts der seit Jahren hohen Gewaltzahlen hat inzwischen über die Hälfte der Schulen ein eigenes Krisenteam aufgebaut oder ist gerade dabei.

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