IT-Ausstattung an Schulen: Der Digitalpakt sucht Anschluss an Berlin
Jetzt geht's los: Mit einer neuen "Beratungs- und Unterstützungsstelle“ will die Bildungssenatorin den Schulen helfen, an Gelder aus dem Digitalpakt zu kommen.
Lange wurde über den Milliardensegen aus dem Digitalpakt des Bundes gestritten, inzwischen ist er beschlossen. Aber was folgt daraus? Diese Frage stellen sich zur Zeit wohl alle deutschen Schulen. Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) lud am Montag in das Zehlendorfer Droste-Hülshoff-Gymnasium, um zu informieren, denn in dieser Schule kann man sehen, was alles möglich ist.
Bevor aber das Gymnasium erläuterte, was es zu einer Art „Blaupause“ für andere Schulen machen könnte, hatte Scheeres eine gute Nachricht für alle Schul(amts)leiter, die wissen wollen, wie es weitergeht: Zur Umsetzung des Digitalpakts baut die Bildungsverwaltung eine „Beratungs- und Unterstützungsstelle“ auf. Diese neue Institution soll Fragen beantworten, Rahmenverträge bereithalten, und vor allem soll sie die Schulträger und Schulen bei der Antragstellung begleiten. Dazu gehört auch, dass sie die IT-Entwicklungs- und Medienkonzepte der Schulen fachlich prüfen wird. Berlin soll aus dem Digitalpakt 257 Millionen Euro bekommen.
Die Materie ist kompliziert. Das fängt schon damit an, dass eine Schule einschätzen können muss, was sie braucht – und wann sie es braucht. So macht es wenig Sinn, sich massenweise Endgeräte anzuschaffen ohne W-Lan. Die Schulen können daher aus unterschiedlichen Angeboten wählen, die sie dann gemäß ihrer vorhandenen Ausstattung priorisieren müssen. Das kann bedeuten, dass sich eine Schule zunächst um den Aufbau oder die Verbesserung der digitalen Vernetzung in ihrem Gebäuden und auf ihrem Gelände kümmern will. Oder sie ist bereits soweit, dass sie an die Entwicklung digitaler Lernplattformen denken kann. Dann kann sie ihr Geld in interaktive Tafeln investieren oder in mobile Endgeräte wie Laptops, Notebooks und Tablets.
IT-Scouts helfen jetzt den Mitschülern und Lehrern
Was alles erreichbar ist, wenn sich eine Schule seit Jahren um eine gute Ausstattung bemüht, führte der 15-jährige Zehntklässler Jonathan vor, indem er der Senatorin mittels Laptop und Whiteboard zeigte, wie er und seine Mitschüler auf gemeinsame Arbeitsblätter zugreifen, die im Sharepoint der Schule für alle Schüler abrufbar und bearbeitbar sind. Zudem konnte er verkünden, dass er und einige interessierte Mitschüler neuerdings als kostenlose „IT-Scouts“ fungieren, um Lehrer und Schüler zu unterstützen – was besonders dann wichtig ist, wenn der aus Scheeres’ Budget finanzierte IT-Betreuer nicht da ist: Die Betreuer werden nämlich pro Schule nur für einen Tag pro Woche bezahlt. An den anderen Tagen müssen die Schulen selbst zurechtkommen.
Drei IT-Pilotschulen gibt es
Schulleiterin Elke Wittkowski schilderte, wie weit der Weg war, um ihre Schule soweit zu bringen, dass sie seit 2017 neben der Mühlenau-Grundschule in Dahlem und der Hemingway-Sekundarschule in Mitte eine von drei Berliner IT-Pilotschulen wurde. „Ich habe mich selbst reingehängt, damit ich besser entscheiden kann, wofür meine Schule Geld ausgibt“, beschreibt sie einen der ersten Schritte zum Erfolg, nachdem sie 2009 Schulleiterin geworden war. Außerdem hatte sie im Kollegium Lehrer wie Torsten Johnson, der sie als IT-Koordinator unterstützte, sowie die professionelle Hilfe eines Berliner Unternehmens, das sich um das IT-Management kümmerte. Heute hat die Schule etwa 250 Endgeräte im Schulnetz und in allen Räumen W-LAN oder LAN.
Eine "Blaupause" für viele andere Schulen
„Was wir hier machen, ist eine Blaupause für viele andere Schulen“, lautet Johnsons selbstbewusste Einschätzung. Schulleiterin Wittkowski drückt es so aus: „Wir können mit Stolz sagen, dass alles funktioniert“ – wozu auch die gute Unterstützung durch die Bildungsverwaltung beigetragen habe. In Bezug auf das bezirkliche Schulamt gab es allerdings keine positiven Botschaften zu vermitteln. Auf die Frage, ob die Schule im Bezirksamt einen IT-Ansprechpartner habe, ist die Antwort ein klares „Nein“.
Wie berichtet, können die meisten Bezirke nicht einmal sagen, über welche IT-Ausstattung ihre Schulen verfügen. Die grüne Bildungspolitikerin Stefanie Remlinger hatte daher vorgeschlagen, dass die Bezirke zusätzliches Personal bekommen sollten, um die Umsetzung des Digitalpaktes besser begleiten zu können. Das wies Scheeres am Montag weit von sich: „Wir haben den Bezirken genug Stellen gegeben“, sagte sie. Die Stellen müssten aber besetzt werden. Was sie nicht sagte: Bedingt durch die jahrelange Sparpolitik ist den Bezirken die personelle Grundlage entzogen worden, um ihr Knowhow zu pflegen und weiterzuentwickeln. Zudem unterliegen sie wegen geringerer Gehälter in der Konkurrenz mit Bundes- und Landesbehörden, müssen aber dennoch jetzt die Schulbauoffensive bewältigen. Nur traditionell gut verwaltete Bezirke sind in der Lage, trotz der schwierigen Ausgangsbedingungen ihre Schulen zu unterstützen – was nach Ansicht vieler Schulen nicht für Steglitz-Zehlendorf, sondern etwa für Neukölln gilt.
In Hamburg haben alle Schulen Glasfaseranschlüsse
Neukölln ist auch derjenige Bezirk, dessen Schulen als erste mit Glasfaseranschlüssen versorgt werden. Wie berichtet, will die Bildungsverwaltung es bis Ende 2019 geschafft haben, alle Berufsschulen an das Glasfasernetz anzubinden. Wenn es dann mit den allgemeinbildenden Schulen weitergeht, ist zuerst Neukölln dran. Niemand kann heute sagen, wann alle zwölf Bezirke mit ihren rund 750 Schulen am Glasfasernetz angeschlossen sein werden.
Ganz anders sieht es in Hamburg aus: In der Hansestadt haben alle Schulen bereits Glasfaseranschluss. Und anders als Berlins Bezirke weiß die Hamburger Schulbehörde genau, welche Klassenräume bereits W-Lan haben. Der Rest ist jetzt dran, lautet die Ankündigung. Darüber hinaus weiß die Hamburger Schulbehörde bereits, dass sie zusätzlich zu den vorhandenen rund 30.000 Computern weitere 30 000 Laptops sowie 15.000 Mikrocomputer für den Einsatz im Unterricht anschaffen will. So kann’s gehen.