Erhard Laube im Porträt: Der Bildungsmann für alle Fälle
Erhard Laube war Gewerkschafter, Lehrer, Rektor, Abteilungsleiter und prägend für 25 Jahre Berliner Schulgeschichte. Jetzt hört er auf.
Zu Erhard Laube fällt jedem etwas Anderes ein. Für den einen bleibt er der Anführer des längsten Erzieherstreiks der Berliner Geschichte, für den anderen der Mann, der weiß, wie man eine Brennpunktschule attraktiv macht, und manche kennen ihn auch nur als Zöllners Abteilungsleiter für Berlins 30000 Lehrer. Jetzt hört der Mann, der fast alles kann, was mit Pädagogik und Personal zu tun hat, auf. Wenn er Anfang März seinen 65. Geburtstag feiert und gleichzeitig verabschiedet wird, steht schon jetzt fest, dass die Redner mindestens 25 Jahre Berliner Schulgeschichte im Visier haben müssen.
Tatsache ist: Man kann vieles in der Bildungslandschaft der Stadt nicht richtig verstehen, wenn man Erhard Laube nicht kennt. Zum Beispiel die Sache mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Ihr heutiger Einfluss fußt zum großen Teil auf den Ereignissen der Jahre 1989 bis 1999, als Laube Vorsitzender war. Trotz der Aufregung rund um den Mauerfall hielt die GEW damals zusammen mit der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, Transport und Verkehr (ÖTV), einen Erzieherinnenstreik immerhin elf Wochen lang durch – anfangs sogar mit Unterstützung der Eltern.
„Eltern und Erzieher wollten den Streik“, erinnert sich auch Ingrid Stahmer (SPD), die im rot-grünen Senat mit am Verhandlungstisch saß. Je länger der Streik aber andauerte, desto mehr schwand das Verständnis der Eltern, die bei der Betreuung ihrer Kinder große Probleme bekamen. Stahmer sagt aber noch heute, dass sie Laube als „partnerschaftlichen und zuverlässigen“ Verhandlungsführer schätzen gelernt hat. Vor allem sei der Vater zweier erwachsener Söhne „in erster Linie Pädagoge und erst in zweiter Linie Gewerkschaftsfunktionär“ gewesen.
„Es war der erste Streik, bei dem es nicht um Lohnerhöhungen sondern um qualitative Verbesserungen ging“, erzählt Ilse Schaad, die damals auf GEW-Seite eng mit Laube kooperierte. Das Ziel, nämlich anerkannte Vor- und Nachbereitungszeiten für Erzieherinnen, wurde nicht erreicht. Dennoch habe der Streik „unheimlich viel bewegt“ auf dem Weg der Kita zur Bildungseinrichtung, sagt Schaad, die bis heute im GEW-Bundesvorstand sitzt.
In den nächsten Jahren standen eher die Lehrer im Vordergrund: Die GEW schaffte es nach der Wende, ihre Mitgliederzahl mehr als zu verdoppeln, weil sie sich zu Anwälten der Ost-Berliner Lehrer machte. Verbesserungen, die für die Lehrerschaft – etwa für 1200 Fristverträgler – errungen wurden, beruhten auf Vereinbarungen, die Laube mit den jeweiligen Senatoren – erst Jürgen Klemann (CDU), dann Ingrid Stahmer (SPD) – aushandelte. Selbst ein Modellversuch für das Jahrgangsübergreifende Lernen wurde von Laube, der ursprünglich Geschichts- und Religionslehrer war, angeschoben. Er war aber nie dafür, diese Methode zur Pflicht zu machen, wie es dann geschah.
Stahmer fand es „mutig“, dass Laube nach zehn Jahren entschied, Schulleiter zu werden. „Alle wussten, dass das ein Risiko ist und dass alle gucken werden, wie er seine Schule führt“, erinnert sie sich .
Das Wagnis wurde ein Erfolg: Laube krempelte die Schöneberger Spreewald- Grundschule um und schaffte es mithilfe eines Theaterprofils, seines Teams und seiner guten Vernetzung in der Stadt, die Schule hinter dem „Sozialpalast“ wieder attraktiv für bildungsbewusste Familien zu machen. Eine „tolle Zeit“ sei das gewesen, findet Laube. Aber eigentlich habe er „lauter tolle Zeiten gehabt“.
„Er hatte immer das Ganze im Blick und das Bedürfnis, den Schwachen zu helfen“, sagt Wolfgang Harnischfeger. Ihm hatte Laube 2005 vorgeschlagen, eine GEW- Schulleitervereinigung zu gründen. Das wurde zu einer Erfolgsgeschichte, denn auch Harnischfeger war ein angesehener Schulleiter mit Spaß an der Schulpolitik.
Laube sei sich auch als Abteilungsleiter in der Verwaltung treu geblieben, findet Harnischfeger. Dass Bildungssenator Zöllner seinen kompetentesten Kritiker 2008 zu sich holte, wurde allgemein als kluger Schachzug gewertet. Darum sei es aber gar nicht gegangen, beteuert Zöllner. „Ich brauchte damals jemanden, der nicht mehr beweisen muss, dass er Schule kennt und der gezeigt hat, wie man Probleme lösen kann“, begründet er im Rückblick seine „sehr gute Entscheidung“. Wenn Berlin seinen Junglehrern heute 1200 Euro pro Monat mehr zahlt und zum Halbjahr neu einstellt, dann geht auch das auf das Gespann Zöllner-Laube zurück.
Susanne Vieth-Entus
- bbbbbb
- Brandenburg neu entdecken
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Content Management Systeme
- Das wird ein ganz heißes Eisen
- Deutscher Filmpreis
- Die schönsten Radtouren in Berlin und Brandenburg
- Diversity
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Lichtenberg
- Nachhaltigkeit
- Neukölln
- Pankow
- Reinickendorf
- Schweden
- Spandau
- Steglitz-Zehlendorf
- Tempelhof-Schöneberg
- VERERBEN & STIFTEN 2022
- Zukunft der Mobilität