Länger Kind sein: Brandenburg wehrt sich gegen Früheinschulung
In Brandenburg sollen künftig keine fünfjährigen Kinder mehr eingeschult werden. Berlin hingegen hält bisher noch an der Früheinschulung fest - trotz Kritik von Experten aus allen politischen Lagern.
In Brandenburg sollen künftig nur noch sechsjährige Kinder eingeschult werden. Das hat Bildungsministerin Martina Münch (SPD) am Montag in Potsdam bekanntgegeben. Ihre Berliner Amtskollegin Sandra Scheeres (SPD) hält bislang hingegen strikt an der Früheinschulung auch von Fünfjährigen fest – und das trotz Kritik von Experten und aus allen politischen Lagern. „Es ist kein Alleingang Brandenburgs“, betonte Münch. Man sei auf einer Linie mit Bundesländern wie Bremen, Hamburg, Hessen, Saarland, Sachsen und Schleswig-Holstein. Allerdings entfernt sich Brandenburg damit noch weiter von Berlin. Münch will über diese Problematik – und andere – mit Scheeres demnächst ein Gespräch führen.
Sobald Brandenburg den Beschluss in die Tat umsetzt, wird in der Hauptstadtregion die schon jetzt deutliche Kluft beim Einschulungsalter noch größer. In der Bundesrepublik werden Kinder nirgends so früh in die Schule geschickt wie in der Hauptstadt. Zum obligatorischen Schulbeginn im August werden sie auch eingeschult, wenn sie zwar noch fünf Jahre alt sind, aber noch im selben Jahr ihren sechsten Geburtstag feiern. So radikal war Brandenburg nie, dort ist der 30. September der Stichtag, so dass spätestens nach dem ersten Schulmonat jeder Erstklässler sechs ist. Obwohl es damit im Vergleich zu Berlin weniger Früheingeschulte gibt, will Münch den 30. Juni als Stichtag wieder einführen. Dadurch würde kein Kind mehr im Alter von fünf Jahren eingeschult.
Es gebe dafür gute fachliche Gründe, sagt Münch. Die Herabsenkung des Einschulungsalters, die in vielen Ländern um die Jahre 2005/2006 vorgenommen wurde, sei „nicht angemessen“ gewesen. Man sehe das schon daran, dass später die Rückstellungsquote von 6,8 Prozent auf mehr als zehn Prozent gestiegen sei. „Das kann aber nicht der Sinn der Sache sein.“ Das neue Einschulungsalter soll 2014 Gesetz werden und ab dem Schuljahr 2015/2016 greifen.
Münch setzt damit Bildungssenatorin Scheeres weiter unter Druck, die selbst die Einführung der bisherigen Brandenburger Regelung ablehnt. Möglicherweise also gibt es in der „gemeinsamen Bildungsregion“, die offiziell noch immer propagiert wird, ab 2015/2016 folgendes Gefälle: Lebt ein fünfeinhalbjähriges Kind in Zehlendorf, wird es eingeschult, ein paar Kilometer weiter in Kleinmachnow müsste es erst ein Jahr später in die Schule.
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