Flughafen Berlin-Brandenburg: Schulbuch erklärt den BER seit 2012 für eröffnet
In einem Geografiebuch für Neunt- und Zehntklässler ist der BER "seit 2012 einziger Flughafen der Region". Der Verlag sieht den Fehler gelassen.
Es klingt utopisch: „Der drei Milliarden Euro teure Flughafen Berlin Brandenburg ist seit 2012 einziger Flughafen der Region. Von seiner Inbetriebnahme werden starke wirtschaftliche Impulse erwartet“. So steht es unter der Überschrift „Verkehrsknoten Berlin“ im Geografiebuch Seydlitz für die Klassen neun und zehn. Es ist die aktuellste Auflage für das Land Berlin und erst letztes Jahr erschienen. Tatsächlich hat der Flughafen bisher mehr als fünf Milliarden Euro gekostet, wahrscheinlich verschiebt sich die Eröffnung nun auf 2018.
„Wir wurden von den Entwicklungen überrollt“, sagt Lars Büttner. Er ist Redakteur im Bildungshaus der Verlagsgruppe Westermann und war für das Lehrbuch zuständig. Ursprünglich sollte der Flughafen 2011 eröffnet werden, die Redaktion arbeitete zum Produktionsbeginn 2012 also bewusst mit nicht mehr aktuellen Daten. Trotzdem kam eine überarbeitete Fassung nicht infrage: „Im Impressum steht, dass die Auflagen parallel verwendbar sind“, fasst Büttner das Problem zusammen. „Wenn ein Schüler merkt, er hat das gleiche Buch wie ein anderer, aber da steht was anderes drin, dann entsteht Unruhe im Klassenraum.“ Außerdem sieht er den veralteten Beitrag gelassen: „Das ist eine Information von vielen. Ein Fehler macht die restlichen guten 99 Prozent des Buches nicht schlecht.“
Wirtschaftlichkeit steht im Vordergrund
Anders als in vielen anderen Bundesländern gibt es in Berlin seit 2004 keine zentrale Zulassung für Lernmaterialien mehr, Schulen entscheiden selbst, welche Bücher sie im Unterricht benutzen. In anderen Länder steht neben der Zweckmäßigkeit vor allem Wirtschaftlichkeit im Vordergrund. Laut Brandenburgs Verordnung etwa „sollen Bücher mindestens drei Jahre benutzt werden“.
Eine neue Auflage gibt es für die Berlin-Ausgabe trotzdem. Im nächsten Jahr soll das Geografiebuch aktualisiert und pünktlich zum neuen Bildungsplan des Senats veröffentlicht werden. Das Herzstück des „Verkehrsknotens Berlin“ ist der BER dann aber immer noch nicht.
Susanne Romanowski