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Gedenken an den Krieg in Syrien: "Monument" mit drei zum Schutz vor Heckenschützen aufgestellten Bussen aus Aleppo
© dpa/Paul Zinken
Update

Gedenken an Syrien-Krieg in Berlin: Schrottbusse vor dem Brandenburger Tor als Mahnmal für den Frieden

Vor dem Brandenburger Tor stehen seit Freitag drei Busse - aufrecht. Das Kunstprojekt "Monument" mit Barrikaden aus Aleppo erinnert an den Bürgerkrieg in Syrien.

Schnauze nach oben, Reifen Richtung Siegessäule, Dach zum Brandenburger Tor. 13 Meter ragen die drei Busse seit Freitagmittag in den Berliner Himmel am Platz des 18. März. Das Brandenburger Tor ist, ohne Quadriga, nur sieben Meter höher. Das Kunstprojekt „Monument“ des deutsch-syrischen Künstler Manaf Halbouni soll bis 26. November dort stehen bleiben. Die Eröffnung ist für Sonnabendnachmittag geplant.

Die Installation soll an den Bürgerkrieg in Syrien erinnern. Inspiriert ist das ganze von einer Barrikade, die in Aleppo zum Schutz vor Scharfschützen errichtet wurde: Drei zerschossene Busse, senkrecht aufgestellt zwischen Gebäuden in einer Häuserschlucht.
Die Busse hat Halbouni aber nicht aus Aleppo sondern von einem deutschen Händler. Das sieht man auch an der Werbung für die Sparkasse Bayreuth und der Anzeigenschrift „Betriebsfahrt“ der an der Seite eines der Fahrzeuge. „Wenn sie das schon da hinstellen, dann sollten es aber auch die echten Busse sein“, meint ein Mann, sich die Busse in seiner Mittagspause ansieht. Was aus den Barrikaden in Aleppo passiert ist und ob sie dort immer noch stehen, weiß aber auch der Künstler selbst nicht.

Protest in Dresden im Februar

Die meisten Touristen, die sich am Freitag rund um das Brandenburger Tor tummeln, wissen nichts über den Kontext des Kunstwerks. Egal, denn „Berlin ist verrückt“, sagt ein Mädchen, dass mit ihren Eltern vorbeiläuft und den Kopf schüttelt. Ein junger Mann aus Düsseldorf positioniert sich vor der Installation, streckt die Arme aus und tut so, als würde er die Busse stützen – wie es viele Touristen beim schiefen Turm von Pisa tun. Seine Freundin macht Fotos. Wofür das steht? „Keine Ahnung“, sagen die Beiden. Julie Costantini und Leonarda Pitassi, zwei Englischlehrerinnen aus Italien, blättern verwirrt im Reiseführer. Über die Busse stünde da nichts.

„Man sollte für jeden Krieg Mahnmale errichten und sich nicht nur mit seiner eigenen Geschichte befassen“, sagt Aysel Yildirim. Die 50-Jährige arbeitet in Baden-Württemberg ehrenamtlich mit Flüchtlingen. Auch sie musste sich erst über die Bedeutung der Busse vor dem Brandenburger Tor informieren. „Es gibt ja oft so abstruse Kunstwerke, die man nicht versteht. Das finde ich aber gut“, ist ihr Fazit.

Zuvor stand „Monument“ von Februar bis April vor der Frauenkirche in Dresden, dort gab es massive Proteste von Pegida-Anhängern und Rechtsextremen. Der Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) bekam Morddrohungen und die Polizei musste die Bus-Skulptur schützen.

Bei den Protesten ging es unter anderem darum, wer die Bus-Barrikade von Aleppo errichtet hat. Nach Angaben des Kunsthauses Dresden handelte es sich dabei um eine Straßensperre, „die Zivilisten während der Kampfhandlungen in der Stadt errichteten, um das Leben von Menschen zu schützen“. Danach tauchten Hinweise auf, dass sie von einer islamistischen Rebellengruppe aufgebaut wurde, die vom Verfassungsschutz der Bundesrepublik als „Terroristische Vereinigung“ eingestuft wird.

Halbouni findet diese Kritik „sinnlos“. Es gehe nicht darum, wer es gebaut habe, sondern darum, „dass die Barrikade da war, um die Zivilbevölkerung zu schützen“. Seine Kunst sei ein Mahnmal gegen Krieg.
Während Dresden für Halbouni vor allem ein Symbol des Wiederaufbaus nach dem Krieg war, komme in Berlin noch ein weiterer Aspekt dazu, wie er sagt. Berlin und das Brandenburger Tor stünden für Versöhnung – erst vom Krieg zerstört, dann durch eine Mauer geteilt und schließlich wiedervereinigt.

Bei Windböen über 110 km/h wird es kritisch

„Kunst soll verstören“, sagt Kultursenator Klaus Lederer (Linke) im Rahmen der Pressekonferenz vor dem Brandenburger Tor und wünscht sich einen Diskurs mit den Berlinerinnen und Berlinern – aber „ohne die ekelhaften Nebenerscheinungen von Dresden“. Drei Schwertransporter brachten die Busse in den frühen Morgenstunden am Freitag zum Platz des 18. März Dort wurden sie mit Kränen auf ein vorgegossenes Fundament gestellt.

In jedem Bus befindet sich eine Stahlkonstruktion, ausgearbeitet von Architekten und Statikern, die mit dem Fundament verbunden wird. „Die Busse hängen an diesen Stahlträgern wie an einem Galgen“, erklärt der Technische Leiter des Maxim-Gorki-Theaters, Thomas Kirsten. Jeder Bus wiegt zehn Tonnen, das Fundament kommt auf 36 Tonnen. Die Aufbauarbeiten dauerten sechs Stunden. Danach wurde das Kunstwerk von einem Prüfer abgenommen, derselbe, der auch schon in Dresden dafür zuständig war, wie Kirsten erklärt.

Thomas Kirsten steht in ständigem Kontakt mit dem Deutschen Wetterdienst, Windböen bis 90 Kilometern pro Stunde seien kein Problem. Bis 110 km/h könne man „Monument“ mit zusätzliche Gewichte am Fundament stabilisieren. Dann wird es aber kritisch. „Wenn Windböen mit mehr als 110 Stundenkilometern erwartet werden, gibt es einen Notfallplan“, sagt Kirsten. Die Kranfirma, die beim Aufbau geholfen hat, stünde auf Abruf um die Busse dann aus dem Fundament zu heben und auf die Räder zu stellen. Außerdem wird ein Sicherheitsdienst rund um die Uhr die Busse bewachen. „Damit da niemand darauf rumklettert“, wie Kirsten erklärt.

Die Installation kostet knapp 50.000, sagt Shermin Langhoff, Intendantin des Maxim-Gorki-Theaters. Die Kosten trägt das Theater. Langhoff verweist vor allem die auf historische Bedeutung des Platzes des 18. März. Zum einen ist das Brandenburger Tor ein prominentes Symbol der deutschen Teilung und Wiedervereinigung. Zum anderen soll der Name an den 18. März 1848 sowie 1990 erinnern. 1848 fanden in Berlin liberal-bürgerliche Aufstände gegen den preußischen König statt, begleitet von Barrikadenkämpfen und Schießereien bei denen hunderte Zivilisten starben. Am 18. März 1990 fanden die ersten freien Volkskammerwahlen der DDR statt.

Die Installation wird im Rahmen des „3. Berliner Herbstsalons“ ausgestellt.

Als Mahnmal gegen Krieg und Terror sieht der deutsch-syrische Künstler Manaf Halbouni seine Skulptur aus drei ausrangierten Schrottbussen.
Als Mahnmal gegen Krieg und Terror sieht der deutsch-syrische Künstler Manaf Halbouni seine Skulptur aus drei ausrangierten Schrottbussen.
© REUTERS/Fabrizio Bensch

Die Busse stehen nur Unweit des Denkmals für die ermordeten Juden Europas – immer wieder gibt es Diskussionen, wie angemessen mit Mahnmalen, die an Leid und Tod erinnern, umgegangen werden soll. Manaf Halbouni will, dass die Menschen ohne Scheu mit seiner Kunst umgehen. Bilder, Selfies, Videos seien erwünscht und sollen "mit dem Hashtag #Monument in den sozialen Medien" geteilt werden, sagt der Künstler. „Es geht darum, eine Botschaft des Friedens in die Welt zu tragen“, sagt er. Wie es nach dem 26. November mit den ausrangierten Bussen weitergeht, sei noch unklar, wie Manaf Halbouni erklärt.

Er selbst wünsche sich aber, dass das Kunstwerk in weiteren europäischen Städten ausgestellt wird - etwa in Coventry in Großbritannien. Die Partnerstadt von Dresden wurde von den Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg zerbombt.

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