Porsche-Ausstellung im Automobilforum: Schöne automobile Unvernunft
Vor 70 Jahren baute Ferry Porsche seinen ersten Sportwagen. Eine Ausstellung in Berlin würdigt die Geschichte der berühmten Sportwagen.
Von München nach Berlin in weniger als vier Stunden? Sei er gerade mit dem Auto gefahren, behauptete Rallye-Weltmeister Walter Röhrl, als er am Montag die Ausstellung „70 Jahre Porsche Sportwagen“ im Automobilforum Unter den Linden eröffnet hat. Das heißt jetzt „Drive“ und ist immer noch eine beliebte Adresse bei benzinblütigen Menschen.
Röhrl stand also neben einem Nachbau des ersten 356ers, 70 Jahre alt wie er, und äußerte Sorgen, weil die jungen Leute heute ja nicht mehr so vernarrt in Autos seien. Ein weites Feld, ein großes Thema, zumal in Berlin, wo ein Auto zum Preis einer Eigentumswohnung (na ja, bis vor kurzem zumindest) durchaus deplatziert wirken kann, wenn es wieder in zweiter Reihe parkt. Sofern es nicht gerade in der Werkstatt steht, weil der von VW zugelieferte Diesel ein Update braucht. Soll ja in den besten Modellfamilien vorkommen.
Von alldem abgesehen steuert Porsche eben doch ein Gutteil zum Ruf der deutschen Ingenieurskunst bei. Sieben Autos haben die Stuttgarter nach Berlin gebracht, darunter den einmillionsten 911er und „Sau“ genannten 917er-Renner von 1971, auf dessen rosa Lack die Fleischpartien von „Rüssel“ über „Kotelett“ bis „Haxen“ beschriftet sind. Er ist der meistfotografierte im Porsche-Museum von Stuttgart-Zuffenhausen. Ein bizarres Geschoss mit Zwölfzylindermotor, 600 PS stark, 360 Stundenkilometer schnell.
Den Eintritt haben die Porschefahrer schon bezahlt
Ein paar Schritte weiter steht das Konzeptauto „Mission e“, das das Porsche-Feeling ab 2019 aus der röhrenden Gegenwart in die elektrische Zukunft transportieren soll. Dieses Unikat, erstmals gezeigt auf der IAA 2015, sei besonders schwer für die Berliner Ausstellung zu bekommen gewesen, berichten, die Verantwortlichen. Ab 2019 allerdings dürfte sich das ändern, denn die Serienproduktion ist geplant. Eckdaten: mehr als 500 Kilometer Reichweite und natürlich ein Spitzentempo über 250 km/h. Es hat Kameras statt Außenspiegeln und ist vielleicht das einzige Exemplar hier, das nicht sofort als Porsche erkennbar ist. Ein Tesla-Jäger? Nein, sagen die Stuttgarter. Es ist ein Nein aus prinzipiellen Erwägungen - weil sich Porsche nicht mit anderen vergleichen will. Jedenfalls nicht außerhalb der Rennstrecken.
Hinten in der Ecke parkt auch der „Volksporsche“ 914 von 1970, der die Familie der Edelrenner demokratisierte, aber die Freunde der reinen Lehre nicht wirklich überzeugen konnte, zumal auch die Qualität anfangs nicht gestimmt haben soll.
Mitten im Raum steht die 1992 in Detroit verschämt platzierte, aber vom Publikum sofort ins Herz geschlossene Boxster-Studie, die der Anfang von Porsches Rettung war. Mehrfach ist vom "Turnaround" zu jener Zeit die Rede, als das Unternehmen kurz vor der Pleite stand. Vor seinen "Spiegelei-Augen" parkt dick und rund der aktuelle Panamera Turbo S E-Hybrid Sport Turismo. Ein Auto mit einem solchen Namen hat natürlich seinen Preis, der laut Liste bei knapp 190.000 Euro beginnt. 550+136 PS sind drin, im Begleittext zum Exponat ist von Effizienz die Rede und von drei Litern Spritverbrauch. Na gut, außerdem 18 Kilowattstunden Strom. Und nur, wenn man so fährt, wie auf dem Prüfstand gefahren wird. Also nicht, wie man einen Porsche naheliegenderweise fährt.
Aber der Vernunft wegen kommt ohnehin niemand in die Ausstellung mit den effektvoll beleuchteten, um Gimmicks wie VR-Brillen, Bücher, Zeittafeln und Porsche-Mitarbeiterporträts ergänzten Exponaten.
Bis 31. Mai gibt's all das zu sehen, täglich von 10 bis 20 Uhr. Und: kostenlos! Man könnte auch sagen, das haben die Porschefahrer schon bezahlt.