zum Hauptinhalt
1974, Flughafen Tegel. Kurz vor der Eröffnung.
© Imago

Sechs Jahre geplatzte BER-Party: Schon beim Flughafen TXL gab's Ärger bei der Eröffnung

Vor genau sechs Jahren wollten 40.000 Leute im Flughafen BER feiern. Es kam anders. Und wie war das einst in TXL? Ein etwas kurioser Blick ins Archiv.

Es sollte eine schmissige Eröffnungsfete werden – damals in diesem neuen Flughafen auf der Wiese: mit Musik, Imbiss und Prominenz. Dann kam kurz vorher was dazwischen, „technische Probleme“ und so. Vielleicht erinnert sich mancher ja noch – an 1974 und die Probleme in Tegel.

Um den geht’s hier natürlich und nicht um den BER, der heute vor sechs Jahren - am 24. Mai 2012 - seine Eröffnungsparty erleben sollte: mit 40.000 Leuten, Bürger und Buletten, Kasseler und Kanzlerin. Alles kam bekanntlich anders – die Feier wurde abgesagt, eine neue ist 2020 nicht geplant. Aus Gründen.

Die TXL-Party fand am 23. Oktober 1974 statt

Aber wie war das eigentlich beim Flughafen TXL? Der Flughafen entstand innerhalb von fünf Jahren ebenfalls auf der Wiese, nicht in Brandenburg, sondern in der Jungfernheide. Die Flugzeuge in West-Berlin starteten damals in Tempelhof und Tegel-Nord (das ist dieser Altbau mit dem Mini-Tower auf der anderen Seite der Landebahnen, der heute pompös „Regierungsflughafen“ genannt wird).

Der neue Flughafen TXL wurde am 23. Oktober 1974 gefeiert. Der Regen verzog sich, die Sonne schien, der Tagesspiegel fragte: „Ist das ein Omen?“. Es kam „alles, was Rang und Namen hat“, nach Tegel, nur Bundespräsident Scheel war der Einladung der französischen Militärregierung nicht gefolgt.

Argumente wie heute am BER: "Tegel soll Drehkreuz sein"

Anwesend: die Botschafter der Westmächte, der Bundesminister für „Verkehr, Fernmeldewesen und Post“ (Kurt Gscheidle, SPD), der Stadtkommandant und der Regierende Klaus Schütz (SPD). Und der sagte das, was ganz sicher Klaus Wowereit vor sechs Jahren hätte sagen wollen: Berlin will mit dem neuen Flughafen „nicht mehr nur Ziel und Ausgang, sondern Kreuzung sein für den Flugverkehr“.

Die CDU schimpfte: "Uns blieb eine TXL-Bauruine erspart"

Der stellvertretende CDU-Fraktionschef, Hans-Jürgen Behrendt, schimpfte zur Eröffnung hingegen so, wie es 2020 bei der BER-Inbetriebnahme zu hören sein wird: „Das Fest kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es dem Senat nur mit Mühe gelungen ist, Berlin eine weitere Bauruine zu ersparen.“ Außerdem schimpfte die Opposition über mangelnden Lärmschutz für Anwohner in Tegel.

Und der Tagesspiegel? Kommentierte mal streng, mal milde. Beispiel 1: „Die Freude (...) darf niemanden darüber hinwegtäuschen, dass dieses Bauwerk seinen Planern aus den Händen geglitten ist, die bei der Grundsteinlegung völlig andere Vorstellungen entwickelt hatten und heute ein Opfer falscher Prognosen geworden ist.“ Beispiel 2: Gewiss gebe es da noch „Versäumnisse“ im neuen Flughafen TXL – ein fehlender U-Bahnanschluss zum Beispiel, aber das sei „in nicht zu ferner Zeit reparabel“.

Es fehlt ein U-Bahnschluss? Ach, wird schon

Die Eröffnungssause war dann eine große Angeberparty in der Mauerstadt: Zu Gast waren die größten Flugzeuge der Welt. Das Volk durfte eine Woche später rein beim Tag der offenen Tür mit Freibier und „kosmischer Musik“, so der Tagesspiegel. Am 1. November 1974 begann der kleine TXL-Betrieb.

Und dann gab es auch in TXL-Verzögerungen ...

Glatt lief die Umstellung aber nicht. Der Umzug der Fluglinien PanAm und British Airways aus Tempelhof sollte erst im Frühjahr 1975 folgen. Doch aus dem 1. April wurde nichts wegen „nicht termingerechter Fertigstellung“. Und weil man sich den Umzug zur „Hauptreisezeit“ (Sommer) nicht zutraute, wurde es halt der 1. September 1975. Ein knappes Jahr nach der Eröffnungsfeier des neuen Berliner Großflughafens.

Aber was ist das schon: ein Jahr, gemessen an dieser Flughafen-Dauerbaustelle auf der Wiese, kurz hinter Rudow?

Zur Startseite