Brache in Babelsberg: Sanierung des Lokschuppens lässt auf sich warten
Keine Schüsse mehr im Schuppen. Die Pläne für Sanierung des Babelsberger Lok-Zirkus in Potsdam verzögern sich weiter.
Hier ging es um Leben und Tod. Wildes Geballer aus allen Rohren, Kugeln, die hässliche Löcher in die makellos weißen Museumswände rissen. Wie vorausschauend, dass Frank Lloyd Wright für den spiralförmigen Aufgang seines Guggenheim-Museums kein luftiges Metallgeländer, sondern kugelsicheren Beton gewählt hatte. Hinter dem kann man prima in Deckung gehen.
Die Dreharbeiten zu Tom Tykwers Thriller „The International“ im Herbst 2007 dürften so mit das Dramatischste gewesen sein, was der alte Lok-Zirkus an der Wetzlarer Straße in Babelsberg je erlebt hat. Im Verhältnis 1:1 hatte man die berühmte New Yorker Rotunde nachgebaut, 14 Meter hoch, 34 Meter im Durchmesser, übliche Studiomaße sprengend, aber es gab eben den ungenutzten Lokschuppen, wie er gerne, wenn auch irreführend, genannt wird. Schließlich wurden Lokomotiven dort nicht einfach abgestellt, sondern zwischen 1899 und 1976 produziert.
Für das mit seiner Kuppel an einen Zirkusbau erinnernde Industriedenkmal waren die mehrwöchigen Dreharbeiten nur eine vorübergehende Scheinblüte, die Illusion eines zweiten Lebens, das aber noch immer auf sich warten lässt. Denn wie jetzt bekannt wurde, verschiebt sich die geplante Sanierung weiter, sind umfangreiche Umplanungen notwendig, weil der Investor neue und vor allem potente Ankermieter suchen muss – so bestätigt es Eigentümer Jürgen Wowra, der seine Rettungspläne im Herbst 2016 publik gemacht hatte.
Der Eigentümer sucht neue Partner für die Produktionshalle
Es ist nicht die erste Verschiebung, in diesem Jahr sollte es nun losgehen, doch daraus wird wieder nichts. Ursprünglich hatte Wowra sein Unternehmen Paranet dort ansiedeln wollen – ein international tätiger Anbieter von Traglufthallen. Doch habe sich dieser Plan nicht mit dem weiteren Plan vertragen, auch ein Hotel oder Büros am Standort unterzubringen, erklärte Wowra.
Daher sucht er nun neue Partner für die alte Produktionshalle, steht auch schon in Verhandlung mit Mietinteressenten. Es gehe um größere, noch nicht in Potsdam angesiedelte Unternehmen. Vom Tisch ist laut Wowra die Idee, neben dem Lokschuppen ein Hotel anzubauen. „Die restliche Konzeption, mit ausschließlicher Büronutzung und gegebenenfalls auch einer Schulungseinrichtung, bleibt aber bestehen.“
Details zum geplanten Aussehen könne man erst bekannt geben, wenn die neuen Ankermieter gefunden seien, so Wowra. Bisher war unter der markanten Hallenkuppel eine filigrane Stahl-Glas-Konstruktion für die Büros vorgesehen.
Einen Termin für den Baubeginn gibt es daher aktuell nicht – einige Monate dürfte es laut Wowra in jedem Fall noch dauern. Wilde Schießereien wie damals unter Tom Tykwers Regie zwischen Clive Owen und seinen Gegnern wird es in der Zwischenzeit aber kaum geben.