Berliner Universitätsklinik Charité: Sanierung des Bettenturms wird 17,5 Millionen Euro teurer
Die Sanierung des Charité-Bettenturms wird knapp zehn Prozent mehr kosten, über 17 Millionen Euro sollen zusätzlich fällig werden. Doch es gab gute Argumente, den Senat davon zu überzeugen, die Summe nachzuschieben.
Nun ist es offiziell – die Sanierung des Bettenturms der Charité wird teurer. Wie berichtet, hatte sich für die vom Senat genehmigten 185 Millionen Euro kein Generalunternehmer gefunden. Nach der Sitzung des Aufsichtsrates der landeseigenen Universitätsklinik am Montag sagte Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres (SPD), man habe sich nun für „das wirtschaftlichste Angebot“ aller bietenden Baukonsortien entschieden: Der gefundene Generalunternehmer übernehme die Sanierung des Campus’ in Mitte samt Bettenturm für 202,5 Millionen Euro – also 17,5 Millionen Euro extra. In Senatskreisen und Baufirmen geht man davon aus, dass ein von einigen Politikern bevorzugter Neubau 50 Millionen Euro mehr gekostet hätte.
Baufirmen sollen "mehr als die üblichen Risiken" tragen
Weil die Summe für die Turmsanierung dennoch hoch ist, konnte die Charité wohl viele Risiken abgeben – dass heißt, das ausgewählte Baukonsortium, das als Generalunternehmer weitere Firmen einspannen wird, haftet für Pannen. Dies hatten während der Verhandlungen auch Experten aus den Verwaltungen gefordert, womöglich ist so der Senat überzeugt worden, Geld nachzuschieben. Charité-Klinikdirektor Matthias Scheller sagte, man habe „mehr als die üblichen Risiken“ übertragen, auch wenn es bei solchen Projekten kein Vollkasko gebe: Werden etwa beim Bauen antike Knochen gefunden, verzögern sich die Arbeiten, ohne dass der Unternehmer haftet.
Selbst Finanzsenator sperrt sich nicht gegen mehr Geld für Charité
Weil sich trotz europaweiter Ausschreibung ein Jahr lang keine Firma fand, starten die Bauarbeiten nicht wie geplant noch in diesem Jahr, sondern erst im Januar. Senatorin Scheeres sagte, allen sei an einem schnellen Beginn gelegen. Man werde noch an diesem Dienstag im Senat darüber sprechen, die Zusatzsumme soll bald vom Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses abgesegnet werden. Mit Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für die SPD) seien die Mittel abgestimmt. Scheeres sitzt dem Charité-Aufsichtsrat vor, Nußbaum ist ebenfalls Mitglied. Er hatte lange auf einen Sparkurs gedrängt, nun aber offenbar eingewilligt.
2016 soll der Bettenturm in weiß eröffnet werden
Der Umbau des 82 Meter hohen Turms ist anspruchsvoll, die beteiligten Baufirmen sind für Entkernung, Renovieren und Aufrüsten zuständig. Seit September steht das bekannte Hochhaus leer, die Patienten wurden in einem Interimsbau untergebracht. In drei Jahren soll der Bettenturm mit weißer Fassade und moderner Technik wieder eröffnet werden.
Charité-Chef: Baubranche ist ein enger Markt
Charité-Chef Karl Max Einhäupl sagte, man sei überrascht gewesen, wie „eng der Markt“ in der Baubranche sei. Unbestätigten Informationen zufolge haben sich deutlich weniger als zehn Firmen beworben – was erklären würde, wieso die Bieter ihr Angebot nicht auf die vom Senat genehmigten 185 Millionen Euro senken mussten – es fehlte die Konkurrenz. Hinzu kommt, was für viele Bauten gilt: Planung, Genehmigung und Ausschreibung dauern Jahre, die Preise steigen in dieser Zeit. Einige Abgeordnete sprachen dennoch von „klaren Planungsfehlern“ der Charité. Dass in der Branche wenige Baufirmen das Sagen haben, hätte man schon 2010 wissen können, als der Senat die 185 Millionen Euro genehmigte.
Charité versorgt fast 20 Prozent alle stationären Patienten Berlins
Die Charité erhält aus dem Landeshaushalt insgesamt 330 Millionen Euro für die Modernisierung ihrer vier Standorte, hinzu kamen kürzlich 30 Millionen Euro, nun müssen im Haushalt weitere 17,5 Millionen Euro verbucht werden. Scheeres sagte, man prüfe, inwiefern das Geld noch 2013 abgerechnet werden könne. Möglicherweise muss die Summe in den Haushaltsentwurf für 2014 aufgenommen werden. Die Charité ist die größte Universitätsklinik Europas. In der Klinik werden fast 20 Prozent aller stationären Patienten der Stadt versorgt.
Hannes Heine