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Die S-Bahn hat 180 Punkte identifiziert, die bis 2025 abgearbeitet werden sollen, damit der Betrieb flüssiger läuft.
© imago/Ralph Peters

Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg: S-Bahn so pünktlich wie selten

96,1 Prozent der Züge fuhren im September planmäßig. Trotz Qualitätsoffensive bleibt der S-Bahn-Betrieb jedoch störungsanfällig.

Die S-Bahn ist im September so pünktlich gewesen wie seit eineinhalb Jahren nicht mehr. 96,1 Prozent der Züge fuhren planmäßig, geht aus einer internen Statistik der Bahn hervor. In den letzten Monaten lagen die Zahlen deutlich schlechter, bei 93 bis 94 Prozent.  Als „pünktlich“ gilt ein Zug beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) wenn er maximal vier Minuten zu spät ist. Die Bahn selbst ist großzügiger, hier gelten bis zu sechs Minuten als pünktlich.

Nach Angaben von Berlins Bahnchef Alexander Kaczmarek wirkt sich die im Juli gestartete „Qualitätsoffensive S-Bahn Plus“ positiv aus. „Seitdem liegen wir immer sauber über 95 Prozent“, sagte Kaczmarek dem Tagesspiegel. Im Juni waren es 94 Prozent, im Juli verbesserte sich das Ergebnis auf knapp 96 Prozent.

Lage am Ostkreuz

Und ab Dezember wird es noch besser, verspricht Kaczmarek. Ab dem Fahrplanwechsel gibt es zwischen Ostkreuz und Ostbahnhof wieder vier Gleise. Dieser östliche Teil der Stadtbahn ist der am stärksten befahrene Abschnitt im Netz der S-Bahn – und war wegen Bauarbeiten in den vergangenen Monaten auch das wichtigste Nadelöhr und eine Verspätungsfalle. Die Lage eskalierte am vergangenen Dienstag, als nach einer Vollsperrung die Gleise wieder freigegeben werden sollten. Die Software im Stellwerk stürzte ab, stundenlang fuhr gar kein Zug, tagelang nur eingeschränkt. „Das war fies“, seufzte Kaczmarek am Montag.

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Der VBB hatte in seinem zuletzt veröffentlichten Pünktlichkeitsbericht festgestellt, dass sich die Situation zwischen Ostkreuz und Ostbahnhof „in erheblichem Umfang auf die Pünktlichkeit auswirkt“. Im Jahr 2017 lag die durchschnittliche Pünktlichkeit bei 94,7 Prozent. Im ersten Halbjahr 2018 nur noch bei 94,4. In den Jahren 2013 bis 2016 immer über 95 Prozent.

Probleme mit Türverriegelung

Um solche technischen Pannen zu vermeiden, investiert die Bahn 30 Millionen Euro, um den Betrieb pünktlicher zu machen. Monatelang hatten 50 Mitarbeiter aus fast allen Bereichen nachgedacht, wie der Betrieb verbessert werden kann. Heraus kamen 180 Punkte, die nun bis zum Jahr 2025 umgesetzt werden sollen. Manches ging schnell: Im September wurden 1000 als störanfällig ausgemachte Türrelais in sämtlichen Waggons der neuesten Baureihe 481 ausgetauscht. Diese gingen ständig kaputt, die seit den 90er Jahren gebauten Züge mussten dann zur Reparatur aus dem Verkehr genommen werden. Aufgefallen ist der Fehler erst jetzt. Teuer war der Austausch nicht, die Relais kosteten nur 15 Euro das Stück.

Anderes wird länger dauern. Jährlich will die S-Bahn 100 Triebfahrzeugführer ausbilden. Allerdings fehlen Bewerber, bundesweit kämpfen Eisenbahnunternehmen mit Zugausfällen durch Personalmangel. Noch anderes wird eher schlimmer. Die Zahl der Polizei- und Feuerwehreinsätze in Bahnhöfen, Zügen oder an Gleisen nimmt immer weiter zu.

Zwei Beispiele: In der Nacht zerstören zwei Betrunkene einen Zug am Bahnhof Zoo mit einem Hammer. Mittags bremste dann ein Notarzteinsatz in Potsdam den Betrieb aus. Bahnchef Kaczmarek sagte am Montag, dass mittlerweile ein Drittel aller Störungen extern verursacht werden, also durch Einsätze von Polizei und Feuerwehr. Der kurze Besuch des türkischen Präsidenten Erdogan habe die Pünktlichkeit im Monat September um 0,2 Prozentpunkte verschlechtert, sagte Kaczmarek. Der Bahnchef sagte, dass er deswegen mit der Bundespolizei spreche.

Es fehlen Züge

Die Ursachen für die Störungen verteilen sich gleichmäßig, sagte der Bahnchef. Neben dem extern verursachten Drittel machen Fehler an Fahrzeugen und der Infrastruktur ebenfalls jeweils ein Drittel der Störungen aus. Unter Infrastruktur versteht die Bahn alles, was Fahrgäste aus den täglichen Durchsagen kennen. Kaputt geht alles: Signale, Weichen, Stellwerke, Schranken und so weiter.

Am Gedränge in den Zügen wird sich so schnell nichts ändern. Weiterhin fehlen der S-Bahn im täglichen Betrieb Fahrzeuge, im täglichen Durchschnitt 2017 etwa 40 Wagen. Viele Züge bestehen deshalb nicht aus acht Wagen sondern nur aus vier oder sechs Wagen. Grundlegende Besserung ist erst in einigen Jahren in Sicht – wenn die neue Baureihe 483/484 ausgeliefert wird. Am 1. Januar 2021 soll der erste Zug mit Fahrgästen morgens um 4 Uhr von Südkreuz nach Spindlersfeld abfahren. S-Bahn-Chef Peter Buchner will mit im Führerstand sitzen.

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