Berlin-Spandau: Ruinen-Bilder: Bahnchef besichtigt Siemensbahn
Hier rollt seit 1980 kein Zug: Aber jetzt soll die Strecke wieder aufgebaut werden. Dienstag wurde sie besichtigt, mit dem Berliner Bahnchef. Ein Ortstermin.
Für einen Bahnchef gibt es sicher attraktivere Termine, neue Strecken eröffnen, blitzende Züge auf die Reise schicken, Signale auf Grün stellen. Alexander Kaczmarek, Berlins Bahnchef, besichtigte am Dienstag die Siemensbahn, die in Jungfernheide vom Ring abzweigende Stummelstrecke also, für die das Interesse im Bahnkonzern bislang bei Null dümpelte.
Seit 38 Jahren fahren hier keine Züge mehr, alles ist verfallen, verrostet, zerschlagen. Die Bahn wollte die Trasse am liebsten loswerden.
Nun aber hat ein Konzern, der mindestens so mächtig ist wie die Deutsche Bahn, nämlich Siemens, ziemlich unumwunden die Reaktivierung der Strecke angeordnet. Bekanntlich will Siemens 600 Millionen Euro in Siemensstadt in einen „Stadtteil der Zukunft“ investieren, in Forschungsanlagen und Wohnungen.
Grund genug also für einen Ortstermin. Bahnchef Kaczmarek kletterte am stillgelegten Wernerwerk auf die Gleise in Siemensbahn. Hier sind die Gleise zwar rostig, und die Bahnsteigdächer brüchig – das ist aber alles beherrschbar.
Die großen Schwierigkeiten liegen auf der anderen Seite der Spree. Beim Wiederaufbau der Ringbahn nach der Wende wurde der Abzweig zur Siemensbahn beseitigt. Hier müsste also an einer stark befahrene Strecke gebaut werden, Tunnel oder Brücken für die Ausfädelung. Wie kompliziert und aufwändig das ist, lässt sich an der Ausfädelung der neuen S21 vom Nordring zum Hauptbahnhof beobachten.
Auch der Bahnhof Jungfernheide hat nur noch einen Bahnsteig für die S-Bahn, der einst existierende zweite für die Siemensbahn wurde auch abgerissen. Während auf der Viaduktstrecke nur saniert werden müsste, wäre hier ein komplett-Neubau erforderlich. Es gibt deshalb Ideen, die Siemensbahn künftig nach Süden an den Ring anzubinden, nämlich in Westend. Da ist mehr Platz.
Derzeit prüft der Senat „die Möglichkeit und die notwendigen Schritte für einen schnellen Wiederaufbau“, wie Christian Gaebler, Chef der Senatskanzlei, dem FDP-Abgeordneten Stefan Förster gerade mitteilte. Geprüft werden „technische, fahrplantechnologische und planungsrechtliche Schritte (Baugrunduntersuchungen, Kampfmittelsondierung, Bestandsaufnahme der aktuell vorhandenen Anlage, Erstellung von Planungsunterlagen, Wirtschaftlichkeitsnachweis etc.)“. Aussagen zum Zeitrahmen macht Gaebler nicht.
Macht die Verlängerung in die Wasserstadt Sinn?
Aber Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) schrieb jetzt an den Spandau-Newsletter des Tagesspiegel. Wie lange der Bau dauern könnte und was sie von der Verlängerung in die Wasserstadt hält - den Spandau-Newsletter kostenlos hier zu bestellen: www.tagesspiegel.de/leute
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