Berlin-Spandau: Regional- oder S-Bahn? Fahrgastverband hat neue Idee für Siemensbahn
Die Deutsche Bahn klettert bald durchs Gestrüpp, die Zeit drängt. Siemens will hier investieren. Auch die Verkehrssenatorin mischt mit.
Seit 1980 liegt diese S-Bahnstrecke brach - steht sie schon bald vor einer großen Zukunft? Die Siemensbahn steht ganz oben auf der Agenda der Berliner Verkehrspolitik.
Am Dienstag besichtigt die Konzernführung der Deutschen Bahn das Bauwerk, das seit bald 40 Jahren in Berlin-Spandau vor sich hindöst. Grund: Siemens will 600 Millionen Euro in seinen Campus in Berlin-Siemensstadt investieren - fordert aber einen schnellen Bahn-Anschluss an den Flughafen BER.
Verkehrssenatorin: "Mögliche Eröffnung frühestens 2030".
Das Büro von Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) schrieb jetzt an den Tagesspiegel-Newsletter Spandau: „Wir wollen die Siemensbahn in Betrieb nehmen, aber das wird kein Selbstläufer." Und: "Bei der Siemensbahn rechnen wir mit einem Zeithorizont bis frühestens 2030 für eine mögliche Eröffnung." Mehr zu den Spandauer Verkehrsplänen des Senats lesen Sie wieder im neuen Spandau-Newsletter - hier kompakt und kostenlos bestellen: www.tagesspiegel.de/leute
"Mit Regionalzügen zum Hauptbahnhof und weiter zum BER"
Der Fahrgastverband Igeb hat jetzt noch eine ganz andere Idee geäußert, wie er am Freitagmorgen auf seiner Facebook-Seite schrieb: Dort könnte doch auch die Regionalbahn fahren! Prompt kam die ersten Reaktion: Spandaus CDU-Chef Kai Wegner sagte: "Ein spannender Vorschlag für die Reaktivierung der Siemensbahn. Ich bin bereits mit der Bahn über verschiedene Varianten im Gespräch. Freue mich sehr, dass durch den Innovationscampus von Siemens plötzlich in Siemenstadt viel möglich ist!"
Es sollte, so schreibt der Igeb, "geprüft werden, ob die Siemensbahn mit Oberleitung (Wechselspannung) wieder aufbaut werden kann, um sie mit Regionalzügen zum Hauptbahnhof und weiter zum BER zu befahren". Deren Sprecher hatte dies laut IGEB zuvor auf einer Versammlung der "Morgenpost" geäußert. Und weiter: "Ein Wiederaufbau für Regionalzüge würde außerdem den Einsatz von Regionalexpress-Zügen zum Beispiel in die Lausitz ermöglichen." Die steht genauso im Umbruch wie die Siemensstadt.
Berliner Bahnchef: "Ein spannendes Projekt für die Bahnstadt Berlin."
Es wird auch so immer konkreter - und zwar schon in wenigen Tagen, wenn die Deutsche Bahn durchs Gestrüpp klettert. Wie im Spandau-Newsletter des Tagesspiegel berichtet, hatte der Berliner Bahnchef Alexander Kaczmarek neulich erst im Bahn-Intranet an tausende Mitarbeiter geschrieben: „Die Strecke steht unter Denkmalschutz. Der Anschluss an den Ring muss neu geplant und hergestellt werden. Die Brücke über die Spree fehlt…allerdings muss die von der Wasser- und Schifffahrtsdirektion des Bundes bezahlt werden, denn die hatte die alte Brücke im Zuge des Neubaus der Schleuse Charlottenburg abgeräumt.“ Schlusswort Bahnchef: „Auf jeden Fall ein spannendes Projekt für die Bahnstadt Berlin.“ Und weiter: Auf den Wiederaufbau hätte vor drei Monaten niemand gewettet, jetzt steigt aber Siemens ein („o.k. von 500 Mio Invest ist die Rede, für uns Eisenbahner eine durchaus bekannte Größenordnung“).
Debatte in Spandau: Verlängert die S-Bahn-Trasse gleich mit
Spandaus Stadtrat Frank Bewig, CDU, - er war bei den Siemens-Plänen eng beteiligt - mahnte im Spandau-Newsletter des Tagesspiegel zur Eile: „Wir brauchen jetzt eine Entscheidung – und das ist Aufgabe der Verkehrssenatorin.“ Zumal nur wenige Minuten von der Endstation der Siemensbahn entfernt tausende neue Wohnungen entstehen. Es gibt großes Interesse innerhalb Spandaus daran, die Siemensbahn um zwei S-Bahnstationen zu verlängern bis zur Wasserstadt am Havelufer. Die Trasse ist freigehalten, müsste aber komplett unterirdisch verlaufen ab dem S-Bahnhof Gartenfeld - was nicht ganz billig wäre, weil die S-Bahn gleich zwei Mal den Kanal unterqueren müsste.
8000 neue Wohnungen am Ende der Siemensbahn
Dort oben, im Spandauer Ortsteil Haselhorst, werden rund um die Wasserstadt Spandau in den nächsten Jahren mehr als 8000 Wohnungen gebaut, wie Snezana Michaelis, Vorstand der Gewobag, dem Spandau-Newsletter im Sommer erzählt hat. Das Thema Verkehr ist allen bekannt und wird erkannt (Tagesspiegel: "Die Busse sind voll und stecken im Stau. Die Anbindung der Wasserstadt ist eine Katastrophe." - Michaelis: "Da widerspreche ich Ihnen aktuell nicht."). Anwohner dort oben im Spandauer Norden berichten regelmäßig, wie überlastet der Straßen- und BVG-Busverkehr ist.
Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher, Linke, griff das Interview auf und sagte bei der Grundsteinlegung: Das Bauprojekt in der Wasserstadt sei "eine richtig große Nummer für Berlin". Spandaus Norden werde "einer der größten Wohnungsbauschwerpunkte der Zukunft." Damit sollte auch der letzte Verkehrsexperte die Eile erkannt haben.
Lompscher: "einer der größten Wohnungsbauschwerpunkte Berlins"
Zwar gibt es sowohl in der CDU als auch in der SPD den Bezirkswunsch, die U-Bahnstrecken in Spandau zu verlängern. Im boomenden Norden des Bezirks werden aber vor allem die Pläne für die Straßenbahn vorangetrieben. Wie im Spandau-Newsletter berichtet, gibt es zumindest den Plan, diese entweder als Inselbetrieb aufzubauen oder von der Jungfernheide durch Siemensstadt und über die Insel Gartenfeld zur Wasserstadt zu führen und von dort wieder runter gen Rathaus Spandau.
ICE-Bahnhof könnte ausgebaut werden
Auch auf den Ausbau des Regionalbahn-Verkehrs setzt die Politik - auch wenn die Entwicklung quälend langsam ist, wie jeder Pendler genervt aus den vollen Zügen berichten wird: Wie im Spandau-Newsletter berichtet, gibt es die Idee, den ICE-Bahnhof Spandau um einen dritten Fernbahnsteig mit einem fünften Gleis auszubauen - dann würde die Kapazität erhöht. "Priorität: dringlich". Was heißt das zeitlich? "2031-2035."
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