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Noch in vollem Gange: Die Baustelle auf der Rudolf-Wissell-Brücke.
© Maurizio Gambarini/dpa

Baustelle in Charlottenburg: Rudolf-Wissell-Brücke wird überraschend vor dem Zeitplan fertig

Drei große Baustellen auf Berliner Autobahnen stehen unmittelbar vor Abschluss – eine sogar vorfristig.

Berliner Autofahrer kann eigentlich nichts mehr überraschen. Etliche Bauarbeiten zur Ferienzeit, Stauwahnsinn im Berufsverkehr, Sperrungen und Umleitungen gehören zum Alltagschaos auf den Straßen der Hauptstadt. Dass es irgendwann auch die Rudolf-Wissell-Brücke in Westend, diese für den Fluss der A100 so wichtige Hauptschlagader treffen würde, war absehbar. Das Bauwerk ist mehr als 55 Jahre alt und gehört zu den am stärksten befahrenen Autobahnabschnitten in Deutschland.

Bis zu 180.000 Fahrzeuge queren auf der Brücke täglich die Spree — zuletzt allerdings nur noch mit mäßiger Geschwindigkeit. Die starke Belastung führte zwangsweise zu Fahrbahnschäden, die nun seit Mitte Juli für sieben Millionen Euro an der Strecke gen Norden ausgebessert werden. Daher sind derzeit nur noch zwei Fahrstreifen pro Richtung befahrbar.

Heißes Harz auf Asphaltdecke

Damit soll nun früher als geplant – und das ist durchaus eine Überraschung – am kommenden Montag Schluss sein. „Mit ganz großer Sicherheit ist die Baustelle am Montag gänzlich verschwunden“, sagt Wolfgang Pilz von der Straßenbaugesellschaft Deges. Schon in den frühen Morgenstunden soll der Berufsverkehr dann wieder auf je drei Fahrstreifen rollen.

Möglich geworden war die zügige Ausbesserung durch ein Spezialverfahren, bei dem heißes Harz zur Versiegelung auf die Asphaltdecke gegossen wird. Die Prozedur ist nun abgeschlossen, Fahrbahndecke und Spurmarkierungen fehlen noch. „Nur Dauerregen bis zum Montag kann uns jetzt noch in die Quere kommen“, sagt Lutz Adam, zuständiger Abteilungsleiter in der Senatsverwaltung für Umwelt und Verkehr. Denn für die abschließenden Arbeiten darf keine Feuchtigkeit mehr auf der Fahrbahn sein. Ein Blick in den Wetterbericht verrät: Ein Risiko, dass der Plan nicht aufgeht, ist da.

Sechs bis zwölf Minuten können sich ewig anfühlen

Lange wird der neue Belag die Autofahrer allerdings nicht beglücken. Die Rudolf-Wissell-Brücke soll in einigen Jahren gänzlich abgerissen und neu gebaut werden. Dass die Arbeiten jetzt genau in die Ferienzeit fallen, hat durchaus einen Grund. „Der Verkehr liegt in diesem Zeitraum um 20 bis 30 Prozent unter dem Normalwert“, erklärt Verkehrsstaatssekretär Jens-Holger Kirchner.

Die Verkehrsströme rund um die Baustelle seien genauestens gemessen worden, um aus den Folgen der zahlreichen Umleitungen zu lernen. Das Wissen wird dringend gebraucht, denn im nächsten Jahr soll mit Beginn der Sommerferien auch noch die andere Fahrtrichtung erneuert werden. Dann drohen erneut Stau und Schleichfahrt. Seit Juli haben sich die Verzögerungen für Autofahrer aber offenbar im Rahmen gehalten. Nur „sechs bis zwölf Minuten“ länger als gewohnt hätten Autofahrer im Schnitt gebraucht, sagte Kirchner. Vorausgesetzt natürlich, es gab keine Unfälle oder Liegenbleiber. „Trotzdem kann sich das manchmal wie eine Ewigkeit anfühlen.“

Zwei Bauarbeiter reinigen die Fahrbahn auf der Rudolf-Wissell-Brücke.
Zwei Bauarbeiter reinigen die Fahrbahn auf der Rudolf-Wissell-Brücke.
© Maurizio Gambarini/dpa

Noch eine Brücke wird neu gebaut

Wer regelmäßig an der Überleitung der A100 zur A115 am Dreieck Funkturm unterwegs ist, dürfte das Gefühl kennen: Hier ist die Brücke West über die Halenseestraße zu Beginn der Ferien gesperrt worden, Umleitungen und Staus sind die Folge. Bei einer Erneuerung der Fahrbahn in den achtziger Jahren war offenbar gepfuscht worden. Wasser und Salz sind bis auf die Betonkonstruktion durchgesickert und haben dort teils schwere Schäden an den Eisenbewehrungen im Beton hinterlassen. „Das war uns in dem Ausmaß anfangs nicht bewusst“, sagt Lutz Adam von der Senatsverwaltung.

Trotz des deutlichen Mehraufwandes sollen die Bauarbeiten auch hier zum Ferienende planmäßig abgeschlossen sein. Dann wird die Brücke einspurig wieder freigegeben, Lkw dürfen sie jedoch weiterhin nicht befahren. Eine Freigabe für eventuell sogar überladene Lastwagen sei derzeit nicht zu verantworten, sagte Lutz. Auch diese Brücke wird bald 60 Jahre alt und soll durch einen Neubau in den nächsten fünf bis zehn Jahren ersetzt werden.

Die eigentliche Überraschung steht noch aus

Von derartigen Jubiläen ist der Abschnitt der A113 zwischen Adlershof und Späthstraße noch weit entfernt. Gerade einmal 12 Jahre ist das Teilstück alt und litt doch schon am sogenannten Betonkrebs. Der zersetzt den Beton in einer chemischen Reaktion, wenn beim Anrühren Stoffe verwendet werden, die besonders viel Kieselsäure enthalten. Die Folge: Die Erneuerung der nördlichen Fahrbahn im Juli und nun die der Gegenrichtung. Tag und Nacht wird dort gearbeitet, insgesamt 56.000 Quadratmeter der 27 Zentimeter dicken Betonfahrbahn wurden weggemeißelt. Nun fehlt auch hier nur noch die neue Fahrbahndecke. Die letzten Ferienheimkehrer sollen die Strecke ab dem 2. September bereits wieder befahren können.

So wird das planmäßige Ende der drei Sommerbaustellen eventuell zur eigentlichen Überraschung für Autofahrer – vorausgesetzt es kommt nichts dazwischen.

Felix Keßler

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