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Die dänische Königin Margrethe II. (rechts) besuchte am Dienstag mit Bundespräsident Joachim Gauck und Daniela Schadt das Wikingerschiff.
© dpa

Dänische Königin besucht Berlin: Royaler Besuch auf dem Wikingerschiff

Seit ein paar Tagen liegt der "Seehengst von Glendalough" am Schiffbauerdamm in Berlin-Mitte vor Anker. Nun kam Besuch von höchster Stelle: Die dänische Königin Margrethe II., Taufpatin des Schiffs, besuchte mit Bundespräsident Joachim Gauck das Schiff.

So ordentlich ging es auf einem Wikingerschiff noch nie zu. Ein runder Schild auf zwei Ruderbänken, kunstvoll mit einem Tau befestigt, trägt eine Flasche Met, Wasser und Apfelsaft. Die irdenen Metbecher stehen in Reih und Glied, ebenso die Plastikbecher. Königin Margrethe II., Taufpatin des „Seehengsts von Glendalough“, wird am Schiffbauerdamm 19 erwartet, wo er bis zum 14. September zu besichtigen ist. Kurz vor 16 Uhr kommt Bundespräsident Joachim Gauck mit Daniela Schadt an und wird vom dänischen Gesandten Per Erik Veng begrüßt. Kurz darauf trifft die Kolonne mit Königin Margrethe ein, freundliche Begrüßung und der Bundespräsident geleitet sie zum Schiff, deutet auf den S-Bahnhof Friedrichstraße und das Wort „Grenze“ ist gerade noch irgendwie zu hören. Wahrscheinlich spielte er auf die Rolle des Bahnhofs als Grenzübergang zu DDR-Zeiten an.

Vor dem Schiff haben sich alle versammelt, die mit der Wikinger-Ausstellung im Martin-Gropius-Bau zu tun haben, Per Kristian Madsen, Direktor des Nationalmuseums in Kopenhagen und Kooperationspartner der Ausstellung und Tianna Damgard-Sörensen, Direktorin des Wikingerschiffsmuseums Roskilde, das den „Seehengst“ gebaut hat.

Die Touristen auf den vorbeifahrenden Rundfahrtbooten zücken ihre Kameras, nicht alle Tage sieht man eine echte Königin auf einem Wikingerschiff. Die Direktorin reicht Königin und Bundespräsident einen kleine Becher Met aus Roskilde zur Begrüßung. Die Crew in ihren blauen Jacken und T-Shirts wird vorgestellt und die Skipper beginnen, das Schiff zu erläutern. Nach sieben Minuten verspürt Königin Margrethe das Bedürfnis, sich auf die Ruderbank zu setzen, Bundespräsident und Frau Schadt tun es ihr dankbar nach. Was geredet wird, ist auf die Entfernung nicht zu verstehen, aber an den Gesten der Crew und der Königin kann man davon ausgehen, dass gefachsimpelt wird. 

Ein Boot mit dänischen Touristen fährt vorbei, sie versuchen ein Lied anzustimmen, gelingt aber nur halbherzig. Die Königin erkennt es und winkt während des Gesprächs locker in Richtung ihrer Landsleute. Es war der Versuch, die königliche Hymne zu singen, aber da man die nicht im Fußballstadion singt, sondern nur einmal an Silvester und man am nächsten Tag so betrunken ist, dass man sich nicht mehr an den Text erinnert, musste der Versuch scheitern. Sagt eine Dänin.

Nach einer halben Stunde Fachsimpelei verlassen die Staatsoberhäupter das Schiff, bekommen von Direktorin Damgard-Sörensen noch eine Flasche Met mit zwei Bechern aus Roskilde sowie den aktuellen Katalog der Sonderausstellung "The World in the Viking Age" geschenkt. Der Bundespräsident verabschiedet sich, nächste Station ist der Martin-Gropius-Bau, wo die Ausstellung besichtigt und anschließend im Abgeordnetenhaus mit einem Festakt eröffnet wird. Zeit zum Umziehen. Die Königin opfert noch lächelnd und strahlend einigen deutschen und dänischen Fernsehteams Zeit für ein kleines Interview, der Aufenthalt auf  dem von ihr getauften Schiff hat ihr sichtlich gefallen.  Ein letztes Posen für die Fotografen am Auto – sie lässt sich wirklich von den Fotografen dirigieren – und dann rauscht die Kolonne davon zum nächsten Termin.

Dass Königin Margrethe II. nicht nur das Staatsoberhaupt von Dänemark, sondern auch eine leidenschaftliche Archäologin ist, bewies sie nun auch den Gästen der Eröffnung der Wikingerausstellung im Abgeordnetenhaus von Berlin. Sie hatte eine Rede vorbereitet, die sie auf Deutsch vortrug, über ihre Freude, nun nach London und Kopenhagen die dritte Wikingerausstellung eröffnen zu dürfen, aber als sie zu Harald Blauzahn kam, dem König, der den Grundstein zum Königreich Dänemark legte, wich sie vom Redemanuskript ab.

„Vor einer Woche wurde in Seeland die fünfte Ringburg aus der Zeit von Harald Blauzahns gefunden, die ersten Untersuchungen laufen. Das begeistert uns natürlich alle und mich ganz besonders“, sagt sie und sie ringt etwas mit der deutschen Sprache, denn diese Neuigkeit stand nicht im Manuskript, aber sie wollte diese Freude mit den Deutschen teilen – und dann setzte sie nach großem Applaus für diese Intervention  ihre Rede fort. Sie freue sich über die Wikingerbegeisterung in Berlin. Und sie frage sich, warum die Wikinger so populär sind?

„Vielleicht hat das mit unserem anspruchsvollen Alltag heute zu tun. Vielleicht folgen wir für einen Moment dem Traum eines einfachen und gefahrvollen Lebens?  Wenn man das Schiff im Martin-Gropius-Bau sieht, fragt man sich schon, wer am Ruder saß, wer das Schiff gesteuert hat.“

Zuvor hatte Hermann Parzinger , Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Königin willkommen geheißen. „Wir Archäologen gehören alle zu einer großen Familie und daher freue ich mich sehr, Sie auch als Mitglied dieser großen archäologischen Familie hier begrüßen zu dürfen.“ Parzinger wie auch schon zuvor Bundespräsident Joachim Gauck wiesen in ihren Reden darauf hin, dass die Wikinger nicht nur Rüpel und Barbaren gewesen seien. Dieses Image ist ein Relikt der Überlieferung christlicher Mönche, die natürlich nicht amüsiert waren, dass ihre Klöster an der Mosel von Wikingern geplündert und niedergebrannt wurden. „Die Archäologie ist differenzierter als schriftliche Quellen“, sagte Parzinger und wies auf die kulturellen Leistungen der Wikinger hin.

Davon kann man sich im Martin-Gropius-Bau überzeugen. Einen besonderen Akzent setzte die dänische Botschaft im Anschluss an die Eröffnung mit ihrer Party „Feiern wie die Wikinger“ für die Mitarbeiter der beteiligten Museen, während Königin und Präsident auf Schloss Bellevue tafelten.

Brennnesselsuppe, Salat mit Pferdebohnen, Nüssen und Beeren sowie Stockfischsalat standen auf der üppigen Speisekarte. Lamm in Weißkohl ist ein klassischer norwegischer Eintopf, den man gerne sich selbst überlassen kann, lehrt einen die Speisekarte. Saftiges Schweinefleisch vom Spieß mit knuspriger Kruste durfte natürlich bei einem Wikingerfest nicht fehlen. Wer auch wie die Wikinger essen will, muss dem Wikingerschiffsmuseum Roskilde einen Besuch abstatten. Im dortigen Restaurant versucht man mit Erfolg, die Speisen der Wikinger zu rekonstruieren – mit sehr schmackhaften Ergebnissen.

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