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Der "Seehengst von Glendalough" ist der größte Nachbau eines seetüchtigen Wikingerschiffes aus dem Wikingerschiffmuseum Roskilde.
© Werner Karrasch / Copyright: The Viking Ship Museum in Roskilde Denmark

Wikingerboot "Seehengst von Glendalough" in Berlin: Ein Schiff wird kommen

Ein Original-Nachbau eines Wikingerbootes kommt nach Berlin – das lockt selbst die dänische Königin. "Der Seehengst von Glendalough" ist der Vorbote der großen Wikinger-Ausstellung im Martin-Gropius-Bau

Wenn das Segel am Horizont auftauchte, hatten die Menschen der Wikingerzeit an der Küste gerade eine Stunde Zeit, sich in Sicherheit zu bringen, dann stürmten kampfbereite Krieger an Land. Wenn der "Seehengst von Glendalough" am 6. September vom Treptower Park von 65 Ruderern – hoffentlich im Takt – über die Spree zum Schiffbauerdamm gegenüber dem ARD-Hauptstadtstudio bewegt wird, wird dieses Schauspiel freudiges Staunen hervorrufen. Vor allem, sobald der Mast aufgerichtet und die Takelage gesetzt ist. Wegen der vielen Brücken kann der „Seehengst“ leider nicht das Segel setzen. Immerhin ist das Schiff mit 30 Metern Kiellänge ein originalgetreuer Nachbau des Kriegsschiffes „Skuldelev 2“, dessen Original im Wikingerschiffmuseum Roskilde zu bestaunen ist. Größer ist nur „Roskilde 6“, das Schiff, das bereits im Lichthof des Martin-Gropius-Baus aufgebaut und zu 25 Prozent im Original erhalten ist. Es ist mit 37 Metern Länge und rund 100 Mann Besatzung das bisher größte Wikingerschiff der Welt.

Zwei Wikingerschiffe als Höhepunkt der Ausstellung

Beide Schiffe sind Highlights der Ausstellung „Die Wikinger“ des Museums für Vor- und Frühgeschichte, die am kommenden Dienstag, 9. September, von Königin Margrethe II. von Dänemark und Bundespräsident Joachim Gauck eröffnet wird. Da die dänische Königin die Taufpatin des Wikingerschiffes ist und sich überhaupt bestens mit der Geschichte der Wikinger auskennt, wird sie zunächst um 16 Uhr das Schiff besuchen, dann im Abgeordnetenhaus der Eröffnung beiwohnen und anschließend die Ausstellung im Martin-Gropius-Bau gegenüber besichtigen. Die Schau ist in Zusammenarbeit mit dem British Museum und dem Nationalmuseum Dänemarks in Kopenhagen entstanden. Es heißt, dass die Königin dort bei der Eröffnung mehr als zwei Stunden in der Ausstellung verbracht habe – eine Herausforderung für das deutsche Protokoll.

Das Original, „Skuldelev 2“ – 1042 in Dublin gebaut – wurde 1957 im Roskildefjord bei Skuldelev, 20 Kilometer nördlich von Roskilde, zusammen mit vier weiteren Wikingerschiffen gefunden und 1962 ausgegraben. Im 11. Jahrhundert hatte man diese Schiffe dort versenkt und damit die Zufahrt zum Fjord zum Schutz der Handelsstadt blockiert.

Alle fünf Schiffe sind die Hauptattraktion des Wikingerschiffmuseums Roskilde. Das Museum zeichnet sich dadurch aus, dass man nicht nur die gefundenen Schiffe konserviert, erforscht und ausstellt, sondern dass man sie mit den Mitteln der Wikingerzeit eins zu eins rekonstruiert. So entstand der „Seehengst“ in mühevoller Arbeit zwischen 2000 und 2004 mit rekonstruierten Werkzeugen der Zeit. „Wir mussten natürlich das Schiff testen. Nur so konnten wir erfahren, ob unsere Rekonstruktion stimmig war“, sagt Direktorin Tianna Damgard-Sörensen, die selbst nicht mit an Bord war, als 2007 65 Crew-Mitglieder in sieben Wochen von Roskilde nach Dublin segelten. Jedes Besatzungsmitglied hatte einen Quadratmeter Fläche an Bord für sich zur Verfügung. Vier Jahre hatte man trainiert, doch die Reise war ein Erfolg und der „Seehengst von Glendalough“ hat auch die Rückreise überstanden.

Zwei Wochen liegt der "Seehengst" am Schiffbauerdamm 19

Nun ist er vom 6. bis zum 14. September an seiner Anlegestelle am Schiffbauerdamm 19 zu besichtigen. Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl sich vorzustellen, dass Menschen in so einem offenen Boot vor 1000 Jahren über Norwegen und die Orkney-Inseln entlang der schottischen Westküste quer über die Irische See nach Dublin segelten. Das war Hightech made in Ireland und zeigt die Verbindungen der Wikinger zur irischen Insel. Der Film über die abenteuerliche Reise wird in der Ausstellung zu sehen sein.

Der „Seehengst“ beginnt seine Fahrt am Sonnabend am Treptower Park (Insel der Jugend) um 9 Uhr 30, stoppt um 11 Uhr für eine halbe Stunde vor der O2-World und um 12 Uhr am Historischen Hafen. 13 Uhr 45 fährt er durch die Schleuse und um 14 Uhr 45 legt er am Schiffbauerdamm 19 an. Dort ist das Schiff von 16 bis 18 Uhr für Besucher geöffnet, Tickets für zwei Euro gibt es an Bord, bis 18 Jahre ist der Eintritt frei. Bis zum 14. September kann das Schiff von 10 bis 19 Uhr besichtigt werden. Nur am 9. September, wenn die Königin kommt, ist das Boot nur von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Die Ausstellung im Martin-Gropius-Bau ist bis zum 4. Januar zu sehen.

Rolf Brockschmidt

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