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Null Toleranz für weibliche Genitalverstümmelung: Berlin richtet ab 2020 eine Koordinierungsstelle ein.
© picture alliance / Arno Burgi

Berliner Senat: Rot-Rot-Grün will weibliche Genitalverstümmelung bekämpfen

Ab 2020 soll eine Koordinierungsstelle eingerichtet werden. Anlass für die Initiative ist der Internationale Tag gegen Genitalverstümmelung am 6. Februar.

Die rot-rot-grüne Regierungskoalition in Berlin will stärker gegen Genitalverstümmelungen von Mädchen und Frauen vorgehen. Dazu soll ab 2020 eine entsprechende Koordinierungsstelle eingerichtet werden, sagte die frauenpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Anja Kofbinger, am Dienstag in Berlin. Unklar sei bislang noch, wieviel Geld dafür in den Haushalt eingestellt werde.

In einer gemeinsamen Presseerklärung der frauenpolitischen Sprecherinnen der Koalitionsfraktionen, Derya Caglar (SPD), Ines Schmidt (Linke) und Kofbinger zum Internationalen Tag gegen Genitalverstümmelung am 6. Februar hieß es, in Berlin lebten viele Mädchen und Frauen, „die dieser grausamen Praktik zum Opfer gefallen sind“. Viele Betroffene seien durch Zuwanderung hinzugekommen. Es gebe einen dringenden Handlungsbedarf, um vor Genitalverstümmelung zu schützen und den Betroffenen zu helfen. Kofbinger sprach von „mehreren Hundert bis einigen Tausend“.

Berlin wäre das erste Bundesland mit einer eigenen Koordinierungsstelle

Die Frauenrechtsorganisation „Terre des Femmes“ schätzt die Zahl der in Deutschland von Genitalverstümmelung Betroffenen auf knapp 65.000 Mädchen und Frauen. Darüber hinaus seien mindestens 15.500 Mädchen gefährdet, einer Genitalverstümmelung unterzogen zu werden. Um diese zu schützen reichten Gesetze alleine nicht aus. Es müsse vor allem Aufklärungsarbeit geleistet werden, erklärte die Organisation am Montag mit.

Die Berliner Koordinierungsstelle solle in die betroffenen Communities wie auch in die Verwaltungen einwirken, sagte Kofbinger weiter, sowie bestehende Angebote verknüpfen und ergänzen. Ihren Angaben zufolge wäre Berlin das erste Bundesland mit einer eigenen Koordinierungsstelle.

Weltweit leiden rund 200 Millionen Mädchen und Frauen an Eingriffen

Laut Deutscher Stiftung Weltbevölkerung leiden rund 200 Millionen Mädchen und Frauen an den Eingriffen. Geschäftsführerin Renate Bähr sagte am Dienstag, viele Mädchen seien bei dem Eingriff meist nicht einmal 15 Jahre alt. Etliche Länder hätten Gesetze dagegen erlassen. UN-Generalsekretär António Guterres bezeichnete am Dienstag in Genf Genitalverstümmelungen als eine abscheuliche Verletzung der Menschenrechte.

Bei der Genitalverstümmelung werden Klitoris oder Schamlippen teilweise oder vollständig entfernt - meist ohne Narkose und mit einfachen Hilfsmitteln wie Glasscherben oder Rasierklingen. Die betroffenen Frauen und Mädchen leiden häufig lebenslang unter den Folgen - etwa durch Infektionen, Blutungen und Komplikationen bei der Geburt. Viele sterben daran. Laut Weltgesundheitsorganisation gibt es keinerlei medizinische Rechtfertigung für die Verstümmelung. (epd)

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