U-Bahn-Ausbau: Riesenbohrer Bärlinde kommt ans Ziel
Die zweite Tunnelröhre der U5 steht kurz vor dem Durchbruch – überraschend planmäßig. Am Ende der Woche soll die Tunnelröhre fertig sein. Dann wird die U55 mit der U5 verbunden.
Seit April wühlt sich eine dicke Dame aus Stahl unter Berlin durch: Bärlinde heißt die 74 Meter lange und 700 Tonnen schwere Vortriebsmaschine, die die zweite Tunnelröhre zur Verlängerung der U-Bahnlinie 5 bohrt. Noch macht sie die letzten Meter, um am Ende der Woche an ihrem Ziel, dem U-Bahnhof Brandenburger Tor, anzukommen. Die Tunnelröhre schließt die Lücke zwischen der bisherigen U5-Endstation am Alexanderplatz und der U55 am Brandenburger Tor, sodass die U5 von Hönow bis zum Hauptbahnhof durchfährt.
1,6 Kilometer hat Bärlinde in sechs Monaten geschafft
Bärlindes Startposition im April war das Marx-Engels-Forum in Mitte. Von dort schlängelte sich der mechanische Riesenwurm unter der Spree durch, ließ den zukünftigen U-Bahnhof Museumsinsel hinter sich, unterquerte den Spreekanal, kreuzte unterirdisch das Humboldt-Forum und den künftigen U-Bahnhof Unter den Linden. Insgesamt legte sie so etwa 1,6 Kilometer in sechs Monaten zurück – ganz planmäßig. Und das, obwohl zunächst nicht alles planmäßig begann.
Beim Bau der ersten Tunnelröhre drang plötzlich Schlamm in die Maschine
Bärlinde startete mit einem halben Jahr Verspätung mit dem Aushub der zweiten Tunnelröhre. Eigentlich hätte sie im Oktober 2014 losbuddeln sollen, doch nach Fertigstellung der ersten Tunnelröhre im Juli 2014 drangen dort plötzlich Erdreich und Wasser von unten in die Vortriebsmaschine – die konnte so nicht mehr zum Bau der zweiten Röhre auf die Reise geschickt werden.
Die mehrere Millionen Euro teuren Ersatzteile für eine neue Bärlinde mussten zusätzlich bestellt werden. Ein Gutachterverfahren, das feststellen soll, wie es zu dem Erdeinbruch gekommen war, läuft noch. Ursprünglich sollte 2019 die erste U5 von Hönow bis zum Hauptbahnhof rollen, inzwischen will man 2020 den Fahrbetrieb aufnehmen. Ob die veranschlagten Kosten für das Bauprojekt – 525 Millionen Euro – ansteigen, hängt davon ab, wer an der Verzögerung bei der ersten Tunnelröhre Schuld hatte.
In Zwölf-Stunden-Schichten wurde gebuddelt
Bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) ist man nun aber erfreut, dass beim zweiten Röhrenbau weder Verzögerungen noch unvorhergesehene Probleme aufgetaucht sind. „So konnten wir auch wieder Zeit einholen“, sagte BVG-Sprecherin Heike Müller. In Zwölf-Stunden-Schichten hatten Mitarbeiter der von der BVG beauftragten Schweizer Firma Implenia in den letzten Monaten unter Tage geackert. Immer sechs Bauarbeiter waren an Bord der riesigen Bohrmaschine und überwachten per Computer die Arbeit. Mit einem großen Schneidrad am Rumpf grub sich Bärlinde mit 612 PS Meter für Meter durch das Berliner Erdreich. Und das war manchmal recht kniffelig, denn die Beschaffenheit des Bodens variiert stark – mal konnte sich Bärlinde gemütlich durch Kies schaufeln, mal musste sie auf ihrem Weg Findlinge zerschreddern.
Nachdem Bärlinde ihre Endposition erreicht hat, ist ihre Arbeit in Berlin getan und sie wird abgebaut. Den Durchbruch zum schon vorhandenen U-Bahnhof Brandenburger Tor müssen die Bauarbeiter dann von Hand vornehmen.