Die BVG baut: Bärlinde gräbt sich durch Mitte: Mit 612 PS durch die Innenstadt von Berlin
Auf der Baustelle der U5 durch die City von Berlin geht es voran. "Bärlinde" gräbt wieder, zum Start gab es Blumen. Und wer sitzt am Steuer des Monsters? Michael Kolmsee, genannt "Paule": Wir haben ihn in der Tiefe gefragt.
Die Maschine von Michael Kolmsee hat stattliche 612 PS, und trotzdem ist der Mann ziemlich langsam unterwegs. Für die Strecke von 1620 Metern benötigt er sechs Monate. Kolmsee („Sach’ Paule zu mir, so nenn’ mich ooch die Kollejen“) ist Schildfahrer. Es ist sein Job, Tunnelvortriebsmaschinen zu steuern und damit die berühmte „Bärlinde“.
Bärlinde bringt es nicht nur auf 612 PS, sondern auch auf 700 Tonnen Gewicht und 74 Meter Länge. Bärlinde ist eine fahrende Fabrik unter der Erde, bis zu 24 Metern unter dem Straßenpflaster. Zum zweiten Mal wird sie nun nach Ostern zum Einsatz kommen, beim Bau der zentralen U-Bahn-Linie 5.
Die U5 fährt später mal von Hönow zum Hauptbahnhof
„Lückenschluss“ nennen die Experten den Bau des zweiten Tunnels zwischen Marx-Engels-Forum und Brandenburger Tor; hier sollen ab 2020 die U-Bahnzüge vom östlichen Stadtrand über Alexanderplatz zum Hauptbahnhof fahren. Bislang gibt es ein westliches Stück (die U 55 von Hauptbahnhof bis Brandenburger Tor) und ein östliches Stück (die U 5 von Alex nach Hönow).
Im September will Kolmsee am Brandenburger Tor angekommen sein. Schiefgehen kann immer was, sagt er und zitiert eine alte Bergleute-Weisheit: „Vor der Hacke ist es dunkel.“ Wenn er im Führerraum sitzt, sieht Kolmsee nichts, mithilfe von Koordinaten navigiert er sich durch das Dunkel. „Wenn man auf einen größeren Findling trifft, was immer vorkommen kann, dann hört man das nur.“ Sieben Arbeiter haben Dienst auf der Tunnelvortriebsmaschine, „mit den Jungs von der Logistik sind wir insgesamt 18 Mann da unten. Jeder passt im Schacht auf den anderen auf.“
Am Freitag wurde der Tunnel schon mal symbolisch getauft. Patin ist, wie schon für den ersten Schacht, die Berliner Dombaumeisterin Charlotte Hopf. Für den Bau der Linie U 5 wird derzeit eine Summe von 525 Millionen Euro veranschlagt.
Lesen Sie mehr im Tagesspiegel: Die Tunnel der Berliner U5 gräbt eine Riesenmaschine, man nennt sie "Bärlinde". 2,2 Kilometer Strecke sind 2020 fertig. Zehn Jahre für eine Stummelstrecke? Ja, denn die Arbeiten sind kompliziert. Der Feind heißt Grundwasser. Unsere große Serie "Wie funktioniert die Stadt" finden Sie unter diesem Tagesspiegel-Link.
Lea Albring