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Ich seh' den Sternenhimmel. Für den U-Bahnhof Museumsinsel wurde Richtfest gefeiert.
© Simulation: BVG
Update

U5-Lückenschluss zwischen Alex und Brandenburger Tor: Richtfest für den himmlischsten U-Bahnhof Berlins

Er wird einer der schönsten U-Bahnhöfe Berlins: der Stopp an der Museumsinsel auf der U5. Jetzt war dort Richtfest. Eröffnung ist aber erst 2021.

Die Richtfestkrone schaukelt im Wind. Die letzten Ausläufer von Sturmtief Sabine ziehen über den Schlossplatz. Nach acht Jahren Bauzeit wurde hier am Montag im U-Bahnhof „Museumsinsel“ Richtfest gefeiert.

Über eine lange Treppe geht es hinunter in den unterirdischen Schacht.

Zwischen Zementsäcken und nackten Betonwänden haben sich Mitarbeiter und Gäste eingefunden, um den Rohbau einzuweihen. Neben führenden Köpfen der BVG ist auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) vor Ort.

Am heutigen Tag sollen Mut, Durchhaltevermögen und die Stärke aller Beteiligten gewürdigt werden, sagte Ute Bonde aus der Geschäftsführung der BVG Projekt GmbH. Die BVG-Tochtergesellschaft verantwortet den Bau des fehlenden Teilstücks der U5.

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Die Haltestelle "Museumsinsel" soll zusammen mit den Bahnhöfen „Rotes Rathaus“ und „Unter den Linden“ die Lücke zwischen Alexanderplatz und Brandenburger Tor schließen. Anders als die beiden anderen Haltestellen, die im Rohbau bereits 2016 und 2017 fertiggestellt wurden, musste die Station „Museumsinsel“ vollständig unterirdisch gebaut werden.

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Grund ist die besondere Lage: An der Oberfläche liegt der Spreekanal, die denkmalgeschützte Schlossbrücke und Straßen, die auch während der Bauarbeiten nicht gesperrt werden durften. Hinzu kommt: Mit 25 Metern liegt der Bahnhof so tief, dass man das Grundwasser abhalten muss.. „Eine größere Herausforderung kann es nicht geben“, sagte Bonde.

Ein Richtkranz hängt über einen Zugang zum neuen U-Bahnhof Museumsinsel.
Ein Richtkranz hängt über einen Zugang zum neuen U-Bahnhof Museumsinsel.
© Paul Zinken/dpa

Nachdem sich die Tunnelvortriebsmaschine „Bärlinde“ durch den Boden gebohrt hatte, wurde das Erdreich vereist. Diese Technik stammt ursprünglich aus dem Bergbau. Mittlerweile sei dies bei unterirdischen Bauvorhaben Standard, sagt Co-BVG-Geschäftsführer Jörg Seegers.

Das Ausmaß war allerdings rekordverdächtig: Rund 28.000 Kubikmeter Eis hielten das Grundwasser ab und stabilisierten den Boden, während der Tunnel ausgebaut wurde. Umwelttechnisch sei das Verfahren vorteilhaft, da das Eis keinen langfristigen Einschnitt in die Umgebung bedeute, erklärt Seegers. Nach drei Monaten wurde die „künstliche Eiszeit“ durch Fernwärme-Zufuhr beendet.

Viel Lob für die Arbeit

Der regierende Bürgermeister Müller lobte diese „Ingenieurskunst“ in seiner Ansprache. Angesichts der Herausforderungen, die das Projekt mit sich brachte, sei der Begriff Lückenschluss die „Untertreibung des Jahres“, wie er sagte.

So umstritten der Bau anfangs war - man kenne das ja auch von Bahnhof Zoo und Stadtschloss - mittlerweile habe sich gezeigt, dass die Entscheidung städtebaulich die richtige war. Denn die U-Bahn, sagte Müller, sei ein „Baustein des Mobilitätsangebotes“ von Berlin.

[Mehr zum Thema: Zugemauert, vermüllt, vergessen – So sahen Berliner Bahnhöfe zur Wendezeit aus]

Nach vielen Ansprachen und Grußworten durfte Oberpolier Herbert Herold den traditionellen Richtspruch sprechen. Der Baustellenleiter lobt die Arbeit seiner Mitarbeiter mit Reimen und Schnaps.

Trotz Presseauflauf und Politik-Prominenz – das Richtfest soll in erster Linie eine Würdigung und ein Dank für die beteiligten Arbeiter sein. Wie es der Brauch will, wird zum Abschluss ein Glas auf den Boden geschmissen. Das erste Glas mag noch nicht recht, also wird für die anwesenden Fernsehteams ein zweites geworfen.

Sternenhimmel im U-Bahn-Schacht

Während es oben Sekt und Suppe gibt, wird im U-Bahn-Tunnel noch fleißig gebaut. In wenigen Wochen solle mit der Konstruktion des Sternenhimmels begonnen werden, sagt Max Dudler. Der Schweizer Architekt ist für die Innengestaltung des Bahnhofs verantwortlich.

Mit einem aus 6662 Lichtpunkten bestehenden, ultramarinblauen Sternenhimmel soll sich die Haltestelle „Museumsinsel“ in die kulturelle Umgebung aus Oper, Museen und Humboldtforum einfügen. Als Inspiration diente Dudler ein Bühnenbild von Karl Friedrich Schinkel, das dieser 1816 für eine Aufführung der Zauberflöte entworfen hatte.

1Arbeiter stehen in einer der Röhren des U-Bahnhof Museumsinsel, wo heute Richtfest gefeiert wurde.
1Arbeiter stehen in einer der Röhren des U-Bahnhof Museumsinsel, wo heute Richtfest gefeiert wurde.
© Paul Zinken/dpa

„Auch oberflächlich ist hier vieles von Schinkel bestimmt“, sagte Dudler. Bald also wird der preußische Baumeister Berlin-Besucher bereits unterirdisch auf die Stadtkulisse einstimmen.

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Die Haltestelle „Museumsinsel“ empfängt ihre Fahrgäste nicht nur unter glitzerndem Sternenhimmel, sondern darüber hinaus mit einem Bahnsteig, der im Stil einer klassizistischen Säulenhalle gestaltet ist. Der Bahnhof selbst, sagt Dudler, könnte ein kultureller Anziehungspunkt für Gäste werden.

Züge sollen bereits dieses Jahr rollen

Bis die ersten Fahrgäste aus dem U-Bahnhof „Museumsinsel“ kommen, wird es voraussichtlich noch bis zum Sommer 2021 dauern. Der Betrieb der U5 soll bereits Ende 2020 starten, doch vorerst werden die Züge die Haltestelle am Schlossplatz noch ohne Halt durchfahren.

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) verfolgt das Richtfest am U-Bahnhof Museumsinsel.
Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) verfolgt das Richtfest am U-Bahnhof Museumsinsel.
© Paul Zinken/dpa

Die Zugänge und Verteilerebenen sollen bei laufenden Betrieb fertiggestellt werden. Vier Aufgänge wird es am Ende geben: Zwischen Kupfergraben und Deutschem Historischen Museum, vor dem Kronprinzenpalais im südlichen Gehweg der Straße Unter den Linden und auf dem Schlossplatz östlich der Schlossbrücke.

Der Bau des circa Zwei Kilometer langen Tunnelstücks soll insgesamt 525 Millionen Euro kosten. Die BVG rechnet mit rund 150.000 Fahrgäste pro Tag.

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