Berlin-Dahlem: Richard von Weizsäckers letzte Ruhestätte
Auf dem Waldfriedhof Dahlem wurde am Mittwoch der Altbundespräsident und ehemalige Regierende Bürgermeister Richard von Weizsäckers bestattet. Doch nicht nur sein Grab kann man dort besuchen.
Wer am Mittwochvormittag bei der Verwaltung des Waldfriedhofs Dahlem anrief, musste Geduld haben: besetzt! „Ein gewisses Interesse“ sei jetzt schon zu registrieren, hieß es später abwiegelnd, aber alles andere hätte auch überrascht: Wenngleich der Friedhof am Hüttenweg über einen Mangel an Prominenz nicht zu klagen hat – ein ehemaliger Bundespräsident und Regierender Bürgermeister wird dort nicht alle Tage zu Grabe getragen.
Tagsüber war die Anlage für den Publikumsverkehr geschlossen. Auch Presse war zu der Beerdigungszeremonie, die sich am Nachmittag an den Staatsakt im Berliner Dom anschloss, nicht zugelassen. Die Familie wollte mit ihrer Trauer für sich bleiben, und das wurde auch respektiert. Für alle Fälle standen rund 40 Polizisten bereit und schirmten den Ort der Feier ab.
Schaulustige vor dem Dom - und am Friedhof
Am Rande der Absperrungen um den Dom hatten sich einige hundert Schaulustige eingefunden, vor allem die Kolonnaden vor der Alten Nationalgalerie waren als Stehplatz mit halbwegs brauchbarem Blick aufs Geschehen vor dem Dom begehrt. Als der Wagen mit dem Sarg vorbeifuhr, klatschten viele der Anwesenden und zollten so dem verstorbenen ehemaligen Staatsoberhaupt ihren Respekt.
Am Friedhof hatte sich nur eine Handvoll Schaulustige am Eingang versammelt und wartete geduldig, teilweise zwei Stunden lang, bis sie an der Reihe war. Darunter auch eine 73-Jährige, die eigens aus Spandau gekommen war, um das Grab zu besuchen. Sie hätte sich, wie wohl viele, mehr Öffentlichkeit bei der Trauerfeier gewünscht. Gegen 16 Uhr war es so weit: Die Tore öffneten sich.
Besondere Ehre für den Ehrenbürger
Richard von Weizsäcker war Ehrenbürger der Stadt und wird selbstverständlich auch über seinen Tod hinaus vom Land Berlin geehrt. Er hat die 685. Ehrengrabstätte der Stadt erhalten. Eine solche Grabstätte steht unter anderem all jenen zu, die ein Staatsbegräbnis erhalten oder eben die Ehrenbürgerwürde verliehen bekommen haben. Und auch jenen, die „sich besonders verdient gemacht haben oder deren Andenken in der Öffentlichkeit fortlebt“ – Künstler, Schauspieler oder bedeutende Mäzene gehören dazu.
Der Senat übernimmt die Kosten für die Beerdigung; der Bezirk kommt für die Pflege der Grabstätte auf. Zu erkennen sind die Ehrengräber an einem roten Stein. Etliche solcher Ehrengräber befinden sich auf dem Waldfriedhof Dahlem, wie auch auf dem Waldfriedhof Zehlendorf an der Potsdamer Chaussee, wo beispielsweise Ernst Reuter und Willy Brandt begraben sind.
Der Dahlemer Friedhof ist noch relativ jung, wurde erst zwischen 1931 und 1933 angelegt, nach Plänen des bereits 1930 gestorbenen Gartenbaudirektors Albert Brodersen, der auch am Viktoriapark in Kreuzberg und am Volkspark Rehberge mitgewirkt hat. Entstanden ist ein Parkfriedhof mit zwei zentralen Alleen, die das Areal in vier Hauptfelder teilen.
Begraben liegt dort beispielsweise eine Künstlerin, deren bekanntestes Werk alljährlich in diesen Wochen an Aktualität gewinnt: die Bildhauerin Renée Sintenis, die den Berlinale-Bären und seine Verwandten an den deutschen Autobahnen geschaffen hat. Doch nicht auf alle Toten des Friedhofs kann die Stadt stolz sein. Auf einen wie Roland Freisler, Präsident des Volksgerichtshofs, bestimmt nicht. Er kam bei dem schweren Bombenangriff vom 3. Februar 1945 ums Leben.
Ruhestätter prominenter Berliner
Aber insgesamt ist die Liste der auf dem Dahlemer Waldfriedhof zur letzten Ruhe gebetteten Prominenz überaus erfreulich. Begraben wurden dort die Pilotin Elly Beinhorn wie ihr tödlich verunglückter Mann, der Rennfahrer Bernd Rosemeyer, weiter die Dichter Gottfried Benn und Erich Mühsam, der Kunstsammler Heinz Berggruen, der Maler Karl Schmidt-Rottluff, die Schauspieler Harald Juhnke, Käthe Dorsch, O.E. Hasse und Camilla Spira, die Tänzerin La Jana, der Architekt Josef Paul Kleihues, der Sänger Bully Buhlan, SFB-Intendant Lothar Loewe, Kritiker Friedrich Luft, der Bronzegießer Hermann Noack oder der Politiker Walther Schreiber, auch er wie Richard von Weizsäcker einst Regierender Bürgermeister.
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