Vor dem 1. Mai in Berlin: Revolutionäre Routine bei der Polizei
Die Polizei erwartet zum 1. Mai keine großen Überraschungen. Es gibt allerdings neue Herausforderungen.
„Alles neu macht der Mai“. Diese Weisheit gilt nicht für die Polizei. Am Freitag stellten Innensenator Frank Henkel (CDU), Polizeipräsident Klaus Kandt und Einsatzleiter Michael Krömer die Lage vor dem diesjährigen 1. Mai vor. Tenor: Alles wie gehabt.
„Es gibt keinen Grund für Experimente“, sagte Henkel. Wie in den Vorjahren werden 7000 Beamte im Einsatz sein, darunter viele hundert aus anderen Bundesländern. Krawalle sind – blickt man in die Vorjahre – nicht zu erwarten. Zuletzt hatte es 2009 eine Gewaltorgie am Abend gegeben.
„Wir sind gelassen, aber nicht nachlässig“, sagte Henkel in Richtung Randalierer. Bei der abendlichen „Revolutionären 1. Mai-Demonstration“ werden mindestens 20.000 Menschen erwartet. Dabei ist die Mobilisierung der linken und linksextremistischen Szene eine Woche vor der entscheidenden Demo noch nicht so stark wie in den Vorjahren. Die Organisatoren rechnen mit bis zu 30.000 Teilnehmern. Angesichts der derzeitigen Diskussionen um das Thema Flüchtlinge könnten es auch mehr werden, hieß es.
Im vergangenen Jahr waren alle Beteiligten von der großen Beteiligung – es kamen etwa 20.000 Menschen – überrascht worden.
Bekanntlich war es in den vergangenen beiden Jahren aus der Demonstration heraus kaum noch zu Gewalttaten gekommen. Auch in diesem Jahr rechnen Henkel und Kandt eher mit militanten Attacken von Kleingruppen in der Nacht. Der „Raumschutz“ (flächendeckende Polizeipräsenz) soll deshalb verstärkt werden.
Anders als in den beiden Vorjahren soll der Umzug wieder in Kreuzberg 36 enden, und zwar am Lausitzer Platz. Für die Polizei ist das wesentlich schwieriger zu bewältigen, schon wegen der Nähe zum „Myfest“ in Kreuzberg. 2013 und 2014 endete die Demo weit weg von Kreuzberg 36. Wer in alter Tradition randalieren wollte, musste erstmal mit der U-Bahn zurückfahren, dies dämpfte den Elan. In diesem Jahr hat Einsatzleiter Krömer der 18-Uhr-Demo sogar gestattet, direkt an der von Flüchtlingen bewohnten Gerhart-Hauptmann-Schule vorbeizuziehen.
Diese wird aber von der Polizei wie eine Festung gesichert. Eine Besetzung durch vermummte Autonome werde man nicht zulassen, hieß es. Wie berichtet, propagiert die linke Szene in diesem Jahr die Besetzung eines Hauses als „soziales Zentrum“ aus der Abenddemo heraus. Allerdings will die Polizei auch alle anderen potentiellen Gebäude schützen.
Bereits am Vorabend wird es in Wedding eine größere Demonstration der linken Szene geben. Die soll auf dem Leopoldplatz beginnen und – anders als in den Vorjahren – nach Prenzlauer Berg zum U-Bahnhof Eberswalder Straße ziehen, dem Vernehmen nach lehnt die Polizei den Endplatz am U-Bahnhof aber ab. Der Mauerpark soll in diesem Jahr in der Walpurgisnacht nicht mehr aus Sicherheitsgründen ausgeleuchtet werden, hier hatten sich in den vergangenen Jahren keine Randalierer mehr getroffen – was in diesem Jahr anders sein könnte.