Hollywood in der Filmstadt: Regisseur Wolfgang Petersen dreht in Berlin
Hier hatte die Filmkarriere des Regisseurs begonnen, mit vier deutschen Stars setzt er sie fort.
„Es ist noch Suppe da!“ Eine beruhigende Feststellung, auch auf einem Filmset voller Superstars, beginnt doch selbst denen am späten Vormittag oft der Magen zu knurren. Das Frühstück liegt Stunden zurück, Lunch ist noch nicht in Sicht – da schwindet die Energie, alles läuft langsamer, unkonzentrierter: Höchste Zeit für die „Eleven o’clock Soup“! Regisseur Wolfgang Petersen hat sie auf seinen Filmsets in Hollywood eingeführt und beste Erfahrungen damit gemacht: Wrooom, geht das Energielevel wieder nach oben. Und was für Brad, George oder Clint gut war, kann auch bei Til, Matthias, Bully und Jan Josef nicht schaden.
Fünf Männer, offenbar Lunch-gestärkt, saßen am frühen Montagnachmittag im Ballsaal des Ritz-Carlton in einer Reihe auf dem Podium: der Suppen servierende Regisseur, nach 27 Jahren zurück in der Heimat und mit Berlin genau dort gelandet, wo er als Filmstudent seine Karriere begann, dazu die „Vier gegen die Bank“, titelstiftend für seinen neuen Film: Til Schweiger also, Matthias Schweighöfer, Michael Bully Herbig und Jan Josef Liefers, hierzulande erste Garde, mit denen Petersen die Rückkehr auf die Leinwand unternehmen will.
FIlmwirtschaft auch durch Bankenkrise verändert
Dort hat man lange nichts mehr von ihm gesehen, der Flop des Katastrophenspektakels „Poseidon“, 2006 von Petersen noch hoffnungsfroh zur Premiere am Potsdamer Platz vorgestellt, zog offenbar einen Karriereknick nach sich. Auch hatte sich, so schilderte es der Regisseur gestern, die Filmwelt nach der Bankenkrise verändert, was es Regisseuren wie ihm schwer gemacht habe, passende Projekte zu finden. Immer nur noch Superhero-Filme ohne Risiko drehen, wie es die großen Studios hielten, das sei nicht sein Ding gewesen, Arbeiten wie „In the Line of Fire“ hätten keine Chance mehr – ein Problem, das aber schwinde: „Die Tore öffnen sich wieder.“
Hollywood ist also nicht abgeschrieben für Petersen, er wohnt ja auch weiter in L.A., aber die nächsten Monate erst mal in Berlin. Hier beginnen Ende November die bis Februar dauernden Dreharbeiten zu „Vier gegen die Bank“, dem Remake eines Films, den er 1976 fürs Fernsehen drehte. Ein von Petersen mit viel Enthusiasmus angepriesenes Projekt, sodass man ihm ohne Weiteres glauben durfte, als er wiederholt die Freude über die erneute Arbeit in Deutschland beschwor: Endlich mal wieder in der Muttersprache drehen und sogar eine Komödie, was Petersens Hollywood-Blockbuster nicht gerade waren. Und dazu am Drehort Berlin, den Petersen mit einer ganz besonderen Stimmung zu zeigen sich vorgenommen hat: kein sommerliches Touristenklischee, vielmehr Berlin im Winter, mit dunklen Wolken, Regen, vielleicht Schnee.
"Vier tolle Frauen" für deutsche Schauspieler
Seine vier Hauptakteure, so versicherten sie unisono, freuen sich auch, bekommen sogar, wie Petersen versprach, „vier tolle Frauen“ zur Seite gestellt, von denen allerdings mit Alexandra Maria Lara erst eine feststehe.
Viel Mühe, seine Hauptdarsteller zu überzeugen, hatte der Regisseur nicht: „Ja, ja, ja, ja“, hieß es nur. Ihre Figuren eint ein gemeinsames Los: Durch die Heimtücke einer Bank sind sie alle ihr Geld und damit ihre Zukunftsträume los – der alternde Boxer Chris (Til Schweiger), der einst erfolgreiche, nun abgehalfterte, aufs Comeback hoffende Schauspieler Peter (Jan Josef Liefers), der cholerische Werbespezi Max (Matthias Schweighöfer) und der neurotische, an ihrem Schicksal nicht ganz unschuldige, zuletzt selbst zum Opfer werdende Anlageberater Tobias (Michael Bully Herbig). Für alle ist die plötzliche Ebbe auf ihren Konten eine Katastrophe, die sie nicht ohne Weiteres hinnehmen wollen. Im Gegenteil ...
Im Fernsehfilm von 1976, der auf Grundlage des Romans „Gentlemen in roten Zahlen“ von Ralph Maloney entstand, waren die vier Bank-Opfer noch durchweg reiche Leute, dargestellt von Walter Kohut, Harald Leipnitz, Herbert Bötticher und Günther Neutze, der als Schauspieler das Gesetz von beiden Seiten kannte – als britischer Eisenbahnräuber in „Die Gentlemen bitten zur Kasse“ und als Kommissar in „Dem Täter auf der Spur“. Damals habe sich der Zuschauer mit den plötzlich arm gewordenen Reichen identifiziert, erzählte Petersen: „Dieses Konzept wäre heute nicht mehr möglich. Diesmal gehören die vier Männer alle zum Mittelstand.“ Der Stoff wird also aktualisiert, und das dürfte auch für den ersonnenen Racheplan gelten, den Petersen noch im Dunkeln ließ. Ein klassischer Bankraub wie 1976 kann es kaum sein. An den Kassenschaltern gibt es kaum noch was zu holen und dann noch geteilt durch vier? Lohnt nicht.
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