Lehrermangel in Berlin: Referendare schreiben Brandbrief
Die Bildungsverwaltung wollte die Quereinsteiger besser verteilen. Die gewählte Regelung führt zu Unruhe.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis betroffene Referendare sich wehren. Das tun sie jetzt. Auslöser für ihren Protest ist eine neue Regelung, mit der die Bildungsverwaltung erreichen wollte, dass die Quereinsteiger etwas gleichmäßiger über die Schulen verteilt sind. Diese Regelung besagte, dass es Schulen, die bislang ohne Quereinsteiger sind, verwehrt wird, voll ausgebildete Lehrer einzustellen, solange sie nicht ein bis zwei Quereinsteiger haben.
Auf den ersten Blick hatte diese Vorgabe nachvollziehbar gewirkt, zumal die Forderung nach einer besseren Verteilung der Quereinsteiger Konsens in der Stadt ist. In der Praxis zeigt sich aber, dass die Regelung unerwünschte Nebenwirkungen hat: Wenn nämlich eine Schule nur einen neuen Lehrer braucht, muss sie diese einzige freie Stelle mit einem Quereinsteiger besetzen und darf den benötigten frisch ausgebildeten Referendar nicht nehmen, der gern bei ihr arbeiten will.
Junglehrer werden abwandern, warnen die Verfasser des Briefes
Jetzt haben vier betroffene Referendare einen Brandbrief verschickt, der von 300 Unterstützern - Lehrern und weiteren Referendaren - unterzeichnet wurde. Sie warnen davor, dass Junglehrer abwandern werden, die trotz fehlender Verbeamtung in Berlin bleiben, aber nicht zur Verschiebemasse werden wollen. Dem Vernehmen nach hat die Verwaltung in Einzelfällen bereits nachgegeben und den betreffenden Schulen erlaubt, die gewünschten Lehrer einzustellen, um deren Abwanderung zu verhindern. Es heißt, sie hätten bereits Zusagen aus Brandenburg gehabt.
"Wenn jemand wirklich Angst davor hat, dass Berlin wieder verbeamtet, dann ist es Brandenburg", wird inzwischen in Berlins Schulen kolportiert: Die Brandenburger Schulen sind auf Zuzüge aus anderen Bundesländern angewiesen.
Die Referendare nennen die Regelung, die die Bildungsverwaltung getroffen hat, eine "Farce", da sie auch Lehrer treffe, die keine Mangelfächer unterrichten: Da es in ihren Fächern keine Quereinsteiger gebe, sei nicht nachvollziehbar, warum die Vorgaben auf sie angewandt werde. Im Übrigen berichten sie, dass die Vorgaben in den Schulen noch nicht schriftlich vorlägen. Eine Stellungnahme der Bildungsverwaltung wird für Montag erwartet.
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Susanne Vieth-Entus
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