Interview mit US-Botschafter Murphy: „Reagans Worte haben Wirkung gezeigt“
"Öffnen Sie dieses Tor und reißen Sie die Mauer nieder" - das forderte US-Präsident Ronald Reagan vor 25 Jahren vor dem Brandenburger Tor. Im Interview spricht der heutige US-Botschafter Philip S. Murphy über die Ikone Reagan und die Rede von damals.
Herr Murphy, hätten Sie am 12. Juni 1987 gedacht, dass die Berliner Mauer noch zu Ihren Lebzeiten fallen würde?
Unnatürliche Staatsgebilde werden nicht unnatürlich bleiben, das war immer meine Meinung. Und die Teilung Deutschlands war höchst unnatürlich. Ich war immer der Überzeugung, dass es einen Weg der Vereinigung geben könnte. Man konnte nur nicht wissen, ob das auf friedliche Weise möglich sein würde.
Wie sehen die Amerikaner Ronald Reagan heute? Hat sich sein Image dort verändert? Und wie hat sich nach Ihrem Eindruck sein Image in Deutschland verändert?
Nicht nur Amerikaner in seiner Partei glauben, dass Ronald Reagan ein sehr erfolgreicher Präsident war und verantwortlich für das Ende des Kalten Krieges. Er war eine starke Führungspersönlichkeit und ein unglaublicher Kommunikator. Ronald Reagan hat ein großes Erbe hinterlassen. Ich war damals in Deutschland nicht dabei, weiß aber, dass es Demonstrationen gegeben hat. Nach meinem Eindruck haben aber auch die Deutschen heute ein positives Bild von ihm.
Die Sicht auf seine Rede hat sich seit 1987 verändert. Was hat diese Rede für Berlin bewirkt?
Ich glaube, dass es eine der großen Reden eines US-Präsidenten ist, ähnlich wie John F. Kennedy und „Ich bin ein Berliner“. Ronald Reagan glaubte mit Leidenschaft an das Ende des Kalten Krieges. Er hat sein Herz sprechen lassen und gesagt, was gesagt werden musste. Seine Worte wurden nicht nur im Westen wahrgenommen, sondern auch im Osten, und sie haben Wirkung gezeigt. Ich glaube, dass die Rede einen positiven Einfluss darauf hatte, dass die Mauer schließlich fiel.
Bildergalerie: Ronald Reagans Vision vom Mauerfall
Philip D. Murphy ist seit 2009 Botschafter der Vereinigten Staaten in Deutschland.
Das Interview mit ihm führte Elisabeth Binder.