Streit um die Lausitzer Braunkohle: Rauchende Köpfe, qualmende Schlote
Die Blockaden im Tagebaurevier Lausitz sind nach mehreren Tagen beendet. Die Protestler sehen einen Erfolg: Vattenfall musste die Produktion drosseln.
48 Stunden nach dem Beginn der Blockaden im Lausitzer Kohlerevier, am Sonntag um 15 Uhr, haben die Aktivisten des Bündnisses „Ende Gelände“ ihre Protestaktionen nach einem Unwetter abgebrochen. Allerdings waren nicht alle Besetzer gleich bereit, ihre Posten an den insgesamt fünf Blockadeorten zu verlassen. Auch mussten Spezialisten vier Personen von den Gleisen trennen, die sich angekettet und festbetoniert hatten. Die Räumung zog sich über Stunden hin. Die Polizei stellte von 271 Personen die Personalien fest. 36 wurden am Sonntag festgenommen, am Sonnabend waren es 130 gewesen. Alle wurden bis Montag früh wieder entlassen. Gegen sie wird wegen schweren Landfriedensbruchs ermittelt.
Am Freitag hatten mehr als 1600 Aktivisten zunächst den Tagebau Welzow-Süd besetzt. Am Sonnabend wurden dann die Gleise besetzt. Aktivisten stürmten zudem das Gelände des Kraftwerks Schwarze Pumpe. Daraufhin kam es zu den Festnahmen.
Am Sonntag verbot die Bürgermeisterin von Welzow das Klimacamp in Proschim. Die Ordnungsverfügung wurde so begründet: Teilnehmer hätten „aus dem Camp heraus massive Straftaten begangen“, und es sei davon auszugehen, „dass weitere durch Teilnehmer verabredet werden“. Bis Montagmorgen zogen die letzten Kohlegegner wieder ab.
Die Veranstalter hätten sich am Morgen darauf geeinigt, sagte Dorothee Häussermann, eine der Sprecherinnen von „Ende Gelände“. Die knapp 3000 Teilnehmer des Klimacamps am Tagebau Welzow Süd wollten sich dann mit Bussen, zu Fuß und mit Fahrrädern auf den Weg zu den verschiedenen Blockadeorten machen, um dort zu feiern und die Blockaden gemeinsam zu beenden.
Über den Erfolg der Aktionen sind die Meinungen geteilt. Dorothee Häussermann sagte: „Wir sind selbst etwas überrascht von unserem Erfolg.“ Für die Klimabewegung hätten die Pfingstaktionen in der Lausitz bewiesen, „dass wir den Kohleausstieg selber machen können“. Bei Vattenfall sehen sie das ganz anders. Der Energiekonzern hatte wegen des ausbleibenden Kohlenachschubs die Leistung des Kraftwerks Schwarze Pumpe am Sonntag auf 20 Prozent gedrosselt. „Das war ein Eingriff in die deutsche Energieversorgung“, sagte ein Vattenfall-Sprecher am Montag. Es sei aber nicht gelungen, die Stilllegung des Kraftwerks mit Gewalt zu erzwingen, hieß es am Sonntag. Am Montag lief das Kraftwerk wieder mit normaler Leistung.
Demonstranten hatten am Samstag mit einer Gleisbesetzung dem Kohlemeiler Schwarze Pumpe vorübergehend den Nachschub abgeschnitten. Insgesamt zählte das Bündnis 3500 Teilnehmer bei den Protestaktionen. Man plane weitere Aktionen: „Die nächste große Aktion findet 2017 im Rheinland statt, aber wir werden an Vattenfall und der Lausitz dranbleiben“, hieß es bei „Ende Gelände“. (mit dpa)